4#Das Innere Unwohl

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(Bildquelle: Googlebilder, Tarjan sieht in etwa so aus, wie Bard von Der Hobbit)

Es vergingen noch ein paar Minuten, in denen mir unbemerkt und leise eine Träne über die Wange lief.
Langsam begriff ich in meinem Inneren, dass mein Leben nicht mehr das war, was ich wollte.

Ich bemerkte garnicht, dass Tarjan in der Zwischenzeit wiedergekehrt war und erschrak deshalb leicht, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht streifte.

Ich sah zu ihm auf und das sanfte Lächeln das er mir schenkte, verschwand als er mein leicht gerrötetes Gesicht sah und die Tränen die sich darin befanden.

"Seratini?" Er kniete sich neben mich und sah mich mitfühlend an. "Was ist los?"

Ich hatte nicht die Kraft ihm zu antworten, vielleicht quälte mich auch die Angst.

Wie würde er damit umgehen, wenn ich Bree verlassen würde?
Ihn einfach alleine lassen würde?
Ich konnte noch nicht darüber reden, also hatte ich mich dazu entschlossen, ihn anzulügen.
Es war das Beste im Moment.

"Ach Tarjan.." Ich blickte ihm nun direkt in seine dunkelbraunen Augen, weshalb ich mich gleich noch schlechter fühlte, ihn anlügen zu müssen.
"Ich vermisse Candhillas .. Es war schön, dass er mal wieder hier war. Doch nun muss er seinen Pflichten wieder nachgehen.."
antwortete ich ihm etwas bedrückt und wendete im selben Moment den Blick wieder von ihm ab.

"Er war hier? Das hattest du garnicht erwähnt.."
Er nippte an seinem Weinkelch und hielt mir meinen ebenfalls hin, ich nahm ihn stumm entgegen und nickte kurz dankend.

"Ja, er war ein paar Tage bei mir."

Er setzte sich nun im Schneidersitz neben den Stein, ergriff meine Hand und sah mich aufmunternd an.
Seine dicke Stoffrobe umhüllte ihn gänzlich und er sah damit unglaublich schön aus.

Ich musste Lächeln.

Einen ganzen Augenblick lang, sahen wir uns einfach nur an.
Manchmal ist Schweigen eben mehr Wert als tausend Worte.

Dennoch zerbrach es mir das Herz wenn ich daran dachte, ihn bald alleine zurück zu lassen.

Heute schlief ich wieder neben ihm ein, dass wusste ich.
Denn es war selbstverständlich das wir nebeneinander schliefen, wenn er in Bree war.
Ich musste ihm vorgaukeln, dass alles in Ordnung war und das fiel mir wirklich schwer. Klar, hätte ich ihm einfach alles unter die Nase binden können aber das konnte und wollte ich ihm jetzt nicht antun.
Ich nahm einen Schluck aus meinem Weinkelch, wendete den Blick dann von ihm ab und sah wieder zum Himmel.
Mittlerweile war es dunkel geworden, nur selten schaffte der Mondschein es, die dicken Wolken zu durchbrechen. Tarjan streichelte sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken.

"Ich habe dich vermisst, Sera."

"Ach Tarjan, ich dich doch auch."
Antwortete ich leise, doch konnte ich ihn nicht ansehen.

Wir tranken unsere Kelche leer und saßen noch einige Minuten still da.
Ich ließ Tarjans Hand los und verschränkte die Arme vor meiner Brust um mich selbst zu wärmen, es war kalt geworden.

"Sollen wir die Kelche zurückbringen und dann nachhause?" fragte er.

Ich nickte nur und stand dann auf.
Ich vergewisserte mich erst, dass ich alles bei mir hatte -vorallem meinen Dolch- erst dann lief ich los.
Tarjan lief schützend hinter mir und legte plötzlich sanft seine dicke Robe um meine Schultern.

Er war immer so aufmerksam, dass schätzte ich an ihm und deswegen fiel es mir auch so schwer, ihm alles zu sagen.

Im tänzelnden Pony angekommen begrüßte ich einige Menschen freundlich, die ich flüchtig oder auch länger kannte.
Ich unterhielt mich ein bisschen mit ihnen während Tarjan die Kelche zurückgab.
Tarjan erschien zu meiner Rechten und legte seinen Arm um meine Hüfte.

"Sera, du sollst bitte kurz zu Herrn Butterblume kommen." flüsterte er mir ins Ohr.

Ich bat ihn kurz zu warten und entschuldigte mich dann kurz bei den anderen.

"Herrn Butterblume, wie kann ich Euch dienen?" fragte ich ihn freundlich und schenkte ihm ein knappes Lächeln.

"Guten Abend, meine liebe Seratini. Leider muss ich Euch mal wieder mitteilen, dass Arbeit auf Euch wartet." Antwortete er schmunzelnd und wedelte mit ein paar Landkarten vor meiner Nase herum.
"Sie wurden heute für Euch abgegeben, von Herrn Talismo."

Ich nickte.
"Aye, was auch sonst. Ich werde mich darum kümmern." grinste ich.

Ich nahm die Karten dankend und nickte ihm noch einmal knapp lächelnd zu ehe ich wieder zu Tarjan verschwand.

"Ohja, die Geschäfte laufen sehr gut." Hörte ich Tarjan sagen, der sofort wieder seinen Arm um mich lag als ich zu ihm herantrat.
Er unterhielt sich noch etwas mit anderen Geschäftsleuten, ich lauschte interessiert dem Gespräch während Tarjans Hand nebenbei immer wieder sanft meinen Rücken streichelte.

Ich lächelte in mich hinein, blickte dann starr in das Kaminfeuer und fing wieder an, nachzudenken.

Für einen Augenblick nahm ich nichts mehr wahr um mich herum, nur ab und zu hörte ich Tarjans Stimme.

"Aye, meine wundervolle Dame Seratini. Vermisst habe ich sie, natürlich."

Bei diesen Worten wurde ich wieder klar im Kopf und zog fragend die Augenbrauen in die Höhe ..
Ich lächelte dann einfach knapp und fragte ihn höflich, ob wir jetzt bitte gehen könnten. Er nickte sofort und verabschiedete sich, auch ich machte einen höflichen Knicks in Richtung der Geschäftsleute und dann machten wir uns endlich auf den Nachhause Weg.

In meiner Hütte angekommen, zündete ich eine dicke Kerze an damit wir etwas Licht hatten. Ich legte die Landkarten auf meinem Holztisch ab, zog mir ein leichtes Seidenhemd an und legte mich dann in mein Bett, Tarjan tat es mir gleich.
Er legte sich neben mich und streckte einladend seinen Arm aus, ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf.

Kurz bevor ich einschlief, weckte er mich wieder indem er sich über mich beugte.
Sein Gesicht befand sich nur wenige Millimeter über meinem.
Mein Blut pulsierte in meinen Adern und mein Herz hämmerte von innen gegen meine Brust.
Nun legte er sanft seine Lippen auf meine und ließ den Kuss immer intensiver werden.
Ich weiß nicht wieso, aber ich ließ mich von dem Kuss mitreißen.

Als er sich langsam wieder löste, hauchte er federleicht 'Meine Seratini' gegen meine Lippen ..

Ich fühlte mich wohl, und gleichzeitig unwohl.

Ich legte mich wieder auf seine Schulter und die unbeantworteten Fragen in meinem Kopf wurden nicht weniger.
Doch auch ich fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf.

Gin Melin, Legolas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt