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Hayden

Als ich das nächste Mal die Augen öffne, ist es wegen einem sanften Geruch von gesalzenem Popcorn.

Als ich meine schweren Lider öffne, sehe ich Eve, die mir grinsend ein Popcorn vor die Nase hält. Ich beuge mich ein Stück vor und schnappe es mir mit dem Mund.

"Ich wusste, wie ich dich wecken kann.", flüstert Eve.

Eves Zimmer wird nur vom laufenden Fernseher erhellt, wo der Abspann des Films läuft.

"Du musst echt wenig geschlafen haben, wenn du schon um neun einpennst. Oder war der Film so langweilig?", fragt sie mich.

Ich schüttele den Kopf. "Energydrinks reichen langsam wohl nicht mehr.", murmele ich und setze mich auf, ehe ich einen Blick auf Eves kleine Uhr auf dem Nachttisch werfe. Es ist kurz nach elf.

"Bitte, schlaf wieder ein. Du brauchst den Schlaf.", plötzlich klingt sie beunruhigt und auch, wenn ich nicht mag, wenn sie etwas anderes ist als glücklich ist, freut es mich ein klitzekleines bisschen, wie sie sich um mich sorgt.

"Ich komme sofort wieder.", ich taumele mit Mühe aus dem Bett und gehe auf wackeligen Beinen und mit müden Augen ins Bad.

Als ich in den Spiegel sehe, kriege ich einen kleinen Schock. Meine kurzen Haare stehen zu allen Seiten ab, mein schwarzes Augen Make Up ist verwischt und meine Wangen gerötet.

Ich lege meine Hände an mein Gesicht und versuche einen Moment, mich zu beruhigen und gleichzeitig meinen Körper wieder hochzufahren.

Ich bin aufgeputscht und gleichzeitig könnte ich vor Müdigkeit und Erschöpftheit umkippen und im Badezimmer übernachten.

Ich putze mir die Zähne und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser.

Als ich zurück in Eves Zimmer komme, hat sie den Fernseher ausgeschaltet und ihre kleine Nachttischlampe an. Die kann den Raum in verschiedenen Farben erstrahlen lassen, Eve hat sie schon seit sie zwölf ist.

Sie hat sie auf blaues Licht gestellt, weshalb es hier ein wenig an eine Disko erinnert, nur das es eben ein kleines Schlafzimmer ist.

Sie hat sie Snacks und Popcorn Schale weggestellt und sich hingelegt.

Ich lege mich mit etwas Abstand neben sie.

"Wie geht es eigentlich Sophie?", fragt sie plötzlich, während sie ihr Handy vom Nachttisch nimmt und es anschaltet.

Ich sehe aus dem Augenwinkel ein paar rote Herz Emojis in Macs Chat und widerstehe dem Bedürfnis, die Augen zu rollen. Auch, wenn sie es sowieso nicht wahrnehmen würde.

"Ganz gut. Sie hat jetzt eine Babysitterin.", erzähle ich und drehe eine Strähne meiner Haare um meinen Finger.

Ich spüre, wie Eve zu mir schaut. "Jetzt echt?", fragt sie und legt ihr Handy weg.

"Jap."

"Du hast doch immer auf sie aufgepasst."

"Mache ich auch immer noch, aber manchmal kümmert die Babysitterin sich um sie. Mum wollte mir damit ein wenig mehr Zeit für mich und die Schule geben.", entgegne ich und wickele noch eine Strähne um meinen Finger.

"Ist sie wenigstens nett?", Eve zieht ihre Socken aus und wirft sie neben ihren Schreibtisch.

"Schon.", ich nicke und zucke gleichzeitig mit den Schultern. Eigentlich ist die Antwort ja. Naomi ist wirklich nett und sympathisch. Ich weiß auch nicht, warum ich es nicht sage.

"Das ist doch etwas. Solange Sophie dich nicht als Schwester ersetzt.", murmelt sie.

"Warum sollte sie?"

Eve zuckt mit den Schultern. Sie legt einen Arm um mich.

"Ist auch egal.", sie grinst.

Die Lampe, die den Raum in ein grelles blau taucht, lässt mich auf einmal wieder wach werden.

Ich habe das Gefühl, nie müde gewesen zu sein, obwohl ich vor ein paar Minuten noch fast im stehen eingeschlafen wäre.

Ich überlege einen Moment, ob ich Eve von dem Anfall von Sophie erzählen soll, einfach damit wir ein Thema zum Reden haben, aber ich mache es nicht. Ich möchte nicht, das sie etwas falsches von Naomi denkt, weil sie gerade sowieso schon so abwertend über sie geredet habe.

Und das hätte ich auch vor ein paar Wochen, aber das hat Naomi nicht verdient. Sie gibt sich wirklich viel Mühe, um ihren Job gut zu machen.

"Mac antwortet nicht.", sie hat schon wieder ihr Handy in der Hand. Ich lehne mich zu ihr vor und luge auf ihren Bildschirm.

"Er ist offline gegangen.", murmelt sie.

"Läuft es gut zwischen euch?", will ich wissen.

"Na ja.", raunt sie. "Es lief mal besser."

"Ihr seid doch erst seit ein paar Monaten zusammen.", merke ich an.

Ihr Ausdruck verändert sich. Bevor die beiden zusammen gekommen sind, stand Eve lange Zeit auf Mac.

Sie hat ihn auf Social media kennengelernt und jeden Tag von ihm gesprochen, auch wenn er nur einmal in der Woche ein Bild von ihr geliket hat. Und jedes Mal hatte sie ein Funkeln in den Augen, das beweist, dass ihr was an Mac liegt. Aber ob das umgekehrt genauso der Fall ist, kann ich nicht so genau sagen.

Ich habe Mac erst ein paar Mal gesehen und da kam mir sein Grinsen weniger niedlich, wie Eve es so gern nennt, vor. Eher verräterisch. Aber ich will auch nicht eifersüchtig wirken. Denn das bin ich nicht.

Ich will nur nicht, dass meiner kleinen, naiven Eve das Herz gebrochen wird.

"Willst du darüber reden?", wispere ich ein wenig vorsichtig.

Etwas in ihrem Ausdruck verändert sich und sie scheint wirklich über meine Frage nachzudenken.

Als sie mich wieder anschaut, antwortet sie trotzdem: "Gerade nicht. Das versaut uns jetzt den schönen Abend, lass uns lieber noch ein wenig über was tolles reden."

"Ich korrigiere: Es ist bereits nachts. Aber gut, können wir machen. Nur, dass du weißt: Ich bin immer für dich da, du kannst mit mir jederzeit reden, okay?", ich schenke ihr ein vertrautes Lächeln.

"Aww, komm her!", sie legt ihre Arme um mich und drückt uns beide Arm in Arm auf ihr weiches Bett.

High enough to fall for you✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt