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Hayden 

"Wir verstehen uns einfach gut. Und wir lernen zusammen, was uns beiden sehr gut bekommt weil wir uns gegenseitig anspornen.", weiche ich aus.

"Apropos Lernen, ich bin schon ziemlich fit für die erste Klausur.", ich bin zwar froh, dass sie das Thema gewechselt hat, aber es erinnert mich daran, dass die Vorbereitungen für die Bioklausur nicht besonders gut laufen.

"Ich nicht so wirklich, ich weiß auch nicht was los ist."

"Meintest du nicht gerade, mit Naomi kannst du gut lernen?", Eve legt den Kopf schief.

"Ja... diese Woche haben wir keine Zeit gefunden, um zusammen zu lernen. Ich lerne ja trotzdem, aber es die tausend Fachbegriffe kriege ich nicht in meinen Kopf. Und das ist ärgerlich, weil ich mich gerade verbessert habe.", meine ich.

"Vielleicht solltest du öfter zur Nachhilfe gehen.", keine Ahnung woher Eve weiß, dass ich da nie hingehe, obwohl wir doch irgendwie immer seltener miteinander sprechen.

"Vielleicht sollte ich das.", ich verziehe den Mund.

"Na ja, es sind ja nur noch ein paar Monate, danach ist die Schule endlich vorbei.", endlich würde ich nicht sagen.

Eher habe ich Angst vor dem Abschluss. Angst, dass ich nicht studieren kann.

Dass meine Noten zu schlecht sind, wir zuwenig Geld haben. Dass ich hinterher doch irgendeine falsche Entscheidung treffe, die nicht hinhaut.

Die nächsten Stunden verkaufen wir ziemlich viele unserer Alten Sachen, was mich echt erleichtert. Ich hatte die Befürchtung, niemand wolle unseren Schrott haben.

Irgendwann klingelt Eves Handy.

"Ja?", fragt sie in den Hörer.

Als derjenige am anderen Ende der Leitung anfängt zu sprechen, verdunkelt sich ihr Gesicht und ich frage mich augenblicklich, wer das ist.
"Ja, sorry.", sie presst die Lippen aufeinander, kneift die Augen zu.

"Ich habs vergessen. Ich komme morgen zu dir, ja?", murmelt sie. Nach ein paar Minuten legt sie auf und steckt ihr Handy schnell weg.

"Wer war das?", zische ich.

"Niemand.", antwortet sie knapp und ihre Stimme ist dabei auf einmal verändert.

"Sag schon.", drengle ich.

"Mac.", sagt sie leise, schaut direkt weg, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen.

"Hat er dich blöd angemacht?", hake ich weiter nach. Ich wusste, dass der Typ ein Arschloch ist. Nichts gegen Naomis Freunde, aber ich muss schließlich auf meine beste Freundin Acht geben.

"Nein hat er nicht. Wir haben uns nur ein bisschen gestritten und ich habe eine Verabredung mit ihm vergessen oder nicht vergessen, hm",

"Wann war die Verabredung?", lasse ich nicht locker.

"Heute?"
"Du bist nicht hingegangen, um mit mir auf dem Flohmarkt zu hocken?", ich lache trocken.

"Irgendwie schon. Ich hatte nicht so richtig Lust und als du mich gefragt hast, dachte ich, das wäre ein triftiger Grund, abzusagen. Aber dann habe ich vergessen, abzusagen.", erklärt sie schulterzuckend. "Ist auch nicht so wicht"-

"Du bist nur hier, um dich nicht mit Mac treffen zu müssen?", zische ich. Ich weiß nicht genau, warum mich das gerade angreift.

Irgendwie kränkt es mich, dass sie sich nicht mit mir treffen wollte, sondern einfach nur nicht mit ihrem Freund.

"Nein, so ist das nicht.", meint sie schnell.

"So hast du's aber gesagt."

Eve schüttelt heftig den Kopf. "Ich wollte doch nur"-

"Ich hab echt kein Bock mehr, immer zwischen euch zu stehen. Erst soll ich zu Mac's Party kommen, nur damit er nicht sauer auf dich ist, und jetzt bin ich dein Alibi oder was?", Eve und ich sind schon lange nicht mehr so gut befreundet, wie wir es früher waren, und das ist nicht zuletzt Macs Schuld.

"Du stehst nicht zwischen uns!", widerspricht sie mir, aber darauf höre ich nicht mehr. Ich packe die letzten Sachen, die ich noch nicht verkauft habe, in meinen Rucksack.

"Melde dich wieder, wenn du dich wirklich mit mir treffen willst und das nicht irgendwas mit Mac zutun hat.", ich nehme meine Jacke und laufe in Richtung Ausgang und Bushaltestelle, ohne darauf zu warten, dass Eve noch irgendwas sagt.

Vielleicht reagiere ich über, aber langsam habe ich genug davon, nicht mehr wirklich Eves beste Freundin zu sein.

Ich fühle mich wie ein Ersatz, für wenn Mac mal keine Zeit hat oder sauer ist. Außerdem will ich nicht mehr zwischen den beiden stehen.

Die dicken Bücher und anderen Sachen liegen schwer in meinem Rucksack, aber ich eile trotzdem zur Bushaltestelle und ignoriere, wie meine Schultern sich beschweren.

Eine kleine Träne verlässt mein Auge, weil ich Eve noch nie anschreien oder auf sie sauer sein konnte, ohne dabei traurig zu werden.

Ich schaue auf die Fahrkarte und merke, dass der nächste Bus, der in meine Richtung fährt, erst in einer halben Stunde kommt.

Seufzend lasse ich mich auf die kleine Bank fallen und lasse den Kopf hängen. Das ist ja mal ziemlich schief gelaufen.

In dem Augenblick wische ich mir die Träne aus dem Gesicht und nehme mir vor, Eve niemals die Wahrheit zu sagen.

Weil das die Freundschaft zwischen uns kaputt machen würde. Aber vor allem, weil es nicht mehr sonderlich aktuell ist.

Denn wenn ich darüber nachdenke, ist das, was ich für sie empfinde, von Liebe weit entfernt. Genauer gesagt ist sie mir eigentlich ziemlich egal. Also, nein, ist sie nicht.

Doch. Ist sie. Sie ist mir egal. 

High enough to fall for you✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt