Sue's Sichtweise
Als ich die Augen aufschlug, hämmerte mein Kopf gewaltig. Noch dazu schien die Sonne direkt in mein Gesicht, was alles noch viel schlimmer machte. Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel, dass es in meinem Zimmer normalerweise immer dunkel war. Vor Schreck fuhr ich hoch und schaute mich um. Dieses Zimmer hatte ich noch nie zuvor gesehen. Träumte ich noch? Dazu waren meine Schmerzen zu real. Ich konnte mich an nichts von gestern Abend erinnern. Rein gar nichts. Als ich aufstand und in den mir bekannten Flur trat, überkam mich eine schreckliche Vorstellung. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Das konnte gar nicht passiert sein, nein niemals. Langsam ging ich den Flur entlang und endete schließlich abrupt vor der Küche. Es dauerte einen Moment bis er sich zu mir drehte. Dann hielt er mir ein Glas hin. „Ich glaube das kannst du jetzt gut gebrauchen oder?“, fragte er lächelnd. In dem Glas tanzte eine Brausetablette hin und her. Ich nickte dankend und setzte mich an den Tisch. Er sollte bloß nichts sagen. Früher oder später würde es mir schon von alleine wieder einfallen. Hoffentlich später. Oder nie. Ich trank das Glas mit großen Schlucken aus und ging ins Wohnzimmer wo ich mich auf die Couch setzte. Carter folgte mir. „Alles in Ordnung?“, fragte er dann und setzte sich mit etwas Abstand neben mich. Ich nickte. „Hab nur einen ordentlichen Kater!“, antwortete ich und lachte nervös. Insgeheim zerbrach ich mir den Kopf über die letzte Nacht. „Das wird schon wieder..“, erwiderte er und verschwand.„Ich wollte später jemanden besuchen und ich möchte, dass du mitkommst!“, vielleicht ging das hier ja doch schneller zu Ende als ich dachte. „Klar.. Wohin denn?“, hakte ich nach. „Wirst du schon sehen. Du kennst sie!“, meine Augen wurden groß, doch mir fiel niemand ein, den er meinen könnte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass wir irgendwelche gemeinsamen Freunde hatten.. „Okay.. Ich geh dann mal duschen..“, sagte ich und machte mich auf den Weg ins Bad. Nachdem ich mich und meine Haare jeweils in ein Handtuch eingewickelt hatte, suchte ich Carter. „Hast du noch was zum Anziehen für mich?“, er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, bevor er in sein Schlafzimmer zurück ging. Zwei Minuten später kam er mit frischer Unterwäsche, einer Jeans, einem Top und einer Strickjacke wieder zurück. Ich wollte wirklich nicht wissen, wo er die ganzen Sachen her hatte.. „Danke..“, sagte ich und nahm sie ihm aus der Hand. „Das müsste passen, hoffe ich..“, ich nickte nur und verschwand wieder ins Bad. Als ich mich angezogen hatte, föhnte ich mir die Haare und steckte sie mir anschließend zu einem unordentlichen Knoten zusammen. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Die blauen Flecken waren immer noch zu sehen.. Wenn mich so jemand sehen würde, würden sie ja direkt denken Carter war der Schläger in Person. Okay, das war er ja auch, aber trotzdem. Als ich in Carters Blickfeld trat, musterte er mich von oben bis unten. „Du siehst schön aus!“, ich kratzte mich leicht verlegen am Kopf. „Na ja, aber danke..“, erwiderte ich. „Doch, wirklich. Aber wenn wir raus gehen, kannst du so nicht gehen. Das ist viel zu gefährlich. Setz die auf!“, er warf mir eine blonde Perücke zu. „Ist das dein Ernst?!“, ich schaute ihn böse an. Wer weiß was das Ding für Läuse hatte. Mir lief ein Schauer den Rücken runter. „Natürlich ist das mein ernst! Du dachtest doch nicht, dass wir so raus gehen, oder?“, er fing an zu lachen. Er hatte Recht. Wie naiv war ich eigentlich? „Und in dem Schrank ist Make-up. Versuch mal deine „Blessuren“ damit zu verdecken!“, er benutzte beide Zeige- und Mittelfinger, um das zu sagen. Ich nickte widerwillig und ging zurück ins Bad.
15 Minuten später sah ich fast aus wie ein komplett anderer Mensch. Schade. Aber an die neue Haarfarbe konnte ich mich glatt gewöhnen.. Ich ging wieder zurück zu ihm. „Schon besser. Jetzt komm!“, sagte er und nahm mich an die Hand. Mit der anderen schnappte er sich Autoschlüssel und wir verließen die Wohnung. Ich versuchte mich genau umzusehen, doch es half nichts. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wo wir hier waren.. Kurz darauf kamen wir an seinem roten Range Rover an. Sehr unauffällig. Während der ganzen Fahrt versuchte ich mich zu orientieren, doch es war zwecklos. Ich war hier noch nie gewesen. Plötzlich bog er auf einen Hinterhof, wo das Auto schließlich zum stehen kam. „Braucht Madame eine extra Einladung um auszusteigen?!“, fragte er ernst, als er meine Tür aufriss. Ich war noch total in Gedanken, schüttelte nur den Kopf und stieg aus. Er nahm wieder meine Hand und ging auf ein großes Gebäude zu. Es bestand aus Backsteinen, die jedoch kaum noch zu erkennen waren, da sie fast schwarz und mit Efeu überwuchert waren. Obwohl es nur ein Haus war wirkte es unheimlich und einschüchternd. Wer wohnte denn bitte hier, den ich kennen sollte? Ich hatte absolut keine Ahnung. Carter klopfte dreimal in kurzen Abständen an die Tür. Kurz darauf wurde sie von einem Typen mit Goldketten geöffnet. Er war auch auf dem Bild gewesen, das in seinem Wohnzimmer stand. Er trug noch Ohrringe und Armbänder. Was ein Proll. Seine Kleidung war komplett schwarz, er trug eine Snapback, die er sich falsch herum aufgesetzt hatte und er hatte einen Bart. Carter nickte ihm zu und er schloss die Tür wieder hinter uns, bevor auch er mich musterte. Ich starrte ihn eingeschüchtert an. „Zachary behalt deine Augen im Kopf!“, lachte Carter. Auch er musste grinsen. Dann ging Carter weiter eine Treppe aus Metall hoch. Dieser Zachary folgte uns und ich konnte seine Blicke auf mir spüren. Bei jedem Schritt gab die Treppe einen Laut von sich und wackelte ungeheuerlich. Schneller als ich gucken konnte, waren wir in schwindelerregender Höhe und die Treppe wackelte immer mehr. Schließlich bogen wir auf einen langen Flur. Dann fiel auch mir Volltrottel auf, dass hier gar keiner wohnte und das hier womöglich nur eine Falle war. Wollte er mich jetzt umbringen? Oder mich umbringen lassen? „Da bist du ja endlich! Sie nervt schon die ganze Zeit. Du hättest sie einfach direkt erschießen sollen!“, mir blieb die Luft weg. Es war der aus der Halle. „Alex halt deine Schnauze!“, knurrte Carter. Ich hörte diesen Zachary dicht hinter mir lachen. Dann musterte auch Alex mich. Langsam wurde es mir echt zu blöd. „Wollt ihr vielleicht alle ein Passfoto? Da habt ihr länger was von!“, fauchte ich. Die drei prusteten los. „Ganz schön frech die Kleine!“, Alex kam auf mich zu und fasste mir unters Kinn. „Hat dir das letzte Mal noch nicht gereicht?!“, grinste er. Meine Augen wurden schmal und ich funkelte ihn böse an. „Das findest du wohl witzig oder?! Das Lachen würde dir ganz schnell vergehen, wenn man so mit deiner Schwester oder Freundin umgehen würde!“, seine Miene verfinsterte sich und er schaute Carter an. Auf einmal war es ganz ruhig. Er drückte meine Hand fester, sodass es weh tat. Ich biss die Zähne zusammen. Dann zog er mich weiter hinter sich her. Alex legte einen Gang zu und überholte uns. Am Ende ging er links durch eine Tür. Der Boden war ebenfalls aus Metall und es klapperte gewaltig als wir darüber gingen. „Jetzt bleib doch einfach mal still sitzen, verdammte Scheiße!“, hörte ich jemanden von weiter weg rufen. Ich hatte die Stimme noch nie zuvor gehört. Kurz darauf sah ich die Person, zu dem die Stimme gehörte. Kurze schwarze Haare und einen genervten Gesichtsausdruck. Er stand vor einer anderen Person, die am Stuhl gefesselt war. Als er einen Schritt auf uns zu kam, sah ich sie. Ich riss mich sofort aus Carters Hand und lief auf sie zu. „Hey!“, hörte ich ihn böse brüllen, doch das interessierte mich gerade überhaupt nicht. Ich kniete mich vor sie. Ihr Blick war angsterfüllt, doch sie war mindestens genauso froh mich zu sehen. „Alle denken du bist tot!“, flüsterte ich den Tränen nahe. Shelby hatte Klebeband über dem Mund und bevor ich reagieren konnte, zog Carter mich schmerzvoll am Arm hoch. Sein Gesicht spiegelte puren Zorn wieder. „Was machen wir mit ihr?!“, fragte der Typ, dessen Namen ich nicht kannte. Carter schaute mich noch einen Moment an, bevor er mich los ließ und auf ihn zu ging. Mein Blick wanderte zu Shelby. Ich war so unglaublich glücklich, dass sie noch am Leben war. „Wir könnten sie doch einfach umbringen.. Und sie gleich mit“, Zachary zeigte auf mich, „dann hätten wir immerhin keinen Stress mehr!“. Shelby riss ihre Augen weit auf. Ich ging einen Schritt auf sie zu und schaute wieder zu Carter. „Nein, Carter. Das kannst du nicht machen! Sie hat dir nichts getan! Außerdem wolltest du mich, du hast mich, also kannst du sie auch gehen lassen! Ich tu auch alles was du willst. Meinetwegen kannst du mich auch umbringen, wenn dich das glücklich macht!“, sagte ich dann. „Sie weiß zu viel, du kleine Klugscheißerin!“, knurrte Alex. Da hatte er wohl recht.. Sie hatte mich gesehen und alle vier Jungs. Wenn sie sie einfach so gehen ließen, könnte sie auf der Wache direkt alles erzählen und sie wären in Nullkommanichts hinter Gittern. „Dann lasst euch verdammt nochmal was einfallen! Carter wollte nur mich! Ihr müsst sie daraus lassen!“, mein Blick wanderte zu Shelby zurück. Sie schaute mich erstaunt an. „Ich hätte da noch eine andere Idee.. Robert, komm mit mir! Und ihr beiden passt auf die Schlampen auf!“, sagte Carter böse und verließ den Raum. Keine Sekunde später hatte ich Shelby das Klebeband vom Mund gemacht. Zachary zog mich am Arm von ihr weg. „Was zum Teufel machst du da?!“, seine Stimme war böse. „Das Klebeband ab?! Ich hab nicht vor Abzuhauen, ich will nur, dass ihr Shelby gehen lasst..“, erwiderte ich und schaute wieder zu ihr. Dann ließ er mich wieder los und ich ging wieder zurück zu ihr. „Geht es dir gut?!“, flüsterte sie mir zu. „Den Umständen entsprechend.. Er behandelt mich schon besser als am Anfang.. Und dir?“, sie schaute mich mitleidig an. „Wie lange hat er dich denn schon? Mir geht es ganz okay..“, ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.. Schon eine ganze Weile..“, plötzlich lief der gestrige Abend in meinem Kopf ab. Mir fiel alles wieder ein.
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Bist du die Nächste? (Austin Mahone FF)
FanfictieIn Miami geht ein Serienkiller um. Kriminalpolizistin Sue lebt seit dem letzten Mord in Angst und Schrecken. "Eine von Euch wird die Nächste sein!", hatte der Mörder geschrieben. Doch wen meinte er damit? Als eines Tages Shelby, eine Arbeitskollegin...