Manche fallen tief

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Es war fast eine Woche vergangen, seit meine Fußsohle das letzte Mal geprickelt hatte und langsam begann ich, mir Sorgen zu machen. Vielleicht waren die ‚Hänseleien' gegen Jacob ja stärker geworden und hatten ihm so die Laune vermiest, dass der Raum der Zweisamkeit ein Treffen für nicht ratsam hielt.

Oder, und daran wollte ich nicht einmal denken, es war ihm körperlich nicht möglich, den Raum zu betreten. Weil er im Krankenflügel oder sonst wo lag, nachdem die Streiche gegen ihn sehr viel ernster geworden waren, als er es erwartet hatte. Aber nein, ich hätte es bestimmt erfahren, wenn so etwas passiert wäre. Die ganze Schule wüsste von einem solchen Vorfall.

Meine Gedanken kehrten immer wieder zu Jacobs Worten zurück: „Und irgendwie hab ich es auch verdient." Wie konnte so ein netter Mensch wie Jacob so eine Behandlung verdienen? Ich wusste es nicht und mir wollte kein Grund einfallen.

Er kam mir gar nicht wie der Typ vor, der solche Streiche ohne Gegenwehr ertrug, aber es schien, als würde er genau das tun.

Gut, ich konnte nicht wirklich einschätzen, wie schlimm es war und ob er gar nichts dagegen tat, denn ich hatte es nicht miterlebt...aber dennoch.

„Und irgendwie hab ich es auch verdient."

Erneut machte ich mir Gedanken darum, in welchem Haus Jacob wohl war. Das Einzige, was zu der Aussage passte, war wohl Hufflepuff. Würde auch erklären, weshalb er von dem Raum der Zweisamkeit wusste, wo ihn doch die Gründerin seines Hauses erschaffen hatte.

Aber sein ganzes Wesen schien gegen diese Theorie zu sprechen. Die Art, wie er sich verhielt, passte nicht zu der Sanftmütigkeit der Hufflepuffs.

Seit Tagen drehten sich meine Gedanken im Kreis und ständig schien sich Jacob im Mittelpunkt zu befinden. Hermine war von meiner Zerstreutheit schon so genervt, dass sie sich weigerte, mit mir Hausaufgaben und Aufsätze zu erledigen. Und Ron versuchte, mich stattdessen zum Training zu motivieren. Doch die Aussicht, Zeit mit Malfoy zu verbringen, erschien mir einfach nicht besonders verlockend.

Die Zusammenarbeit hatte sich zwar verbessert, aber so wirklich gut verstanden wir uns immer noch nicht. Hatte ich jedoch auch nicht erwartet. Ein Waffenstillstand war wohl das Beste, was ich herausholen konnte und das schien einigermaßen zu funktionieren.

Eine Sache war mir trotzdem aufgefallen: Bei fast jedem Training, das wir zusammen abhielten, fiel Malfoy mindestens einmal vom Besen. Als es das erste Mal passiert war, wäre ich fast selbst gestürzt, so sehr hatte es mich vor Lachen geschüttelt. Malfoy sah verwirrt aus, als er sich den Staub von den Klamotten klopfte und meinte, dass ihn irgendetwas in den Rücken getroffen hatte. Ich tat es mit einem Schulterzucken ab. Vielleicht flog der Slytherin einfach nicht so gut, wie er es gerne von sich behauptete.

Aber auch beim darauffolgenden Training geschah es wieder, gerade, als ich in die andere Richtung sah und Tracy etwas zurief, während Malfoy sich um Natalie kümmerte. Ein erschrockenes Keuchen hatte mich herumfahren lassen und als ich hörte, wie er mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug, war mir das Lachen vergangen. Natalie hatte niemanden bemerkt und ich konnte auch keine Zuschauer sehen. Es wäre uns aufgefallen, denn wir trainierten am frühen Morgen, oft noch vor dem Unterricht. Kein Schüler verirrte sich ohne Grund um diese Uhrzeit zum Quidditch-Feld.

Dazu kam: Draco Malfoy war Sucher in der Slytherin-Mannschaft gewesen. Die Position hätte er nie bekommen, wenn er sich nicht auf einem Besen halten konnte. Und wir flogen bisher nur leichte Übungen und keine anspruchsvollen Manöver. Ich hatte ihn in den vergangenen Jahren oft genug spielen gesehen, um zu wissen, dass da etwas faul war.

Hatte Hermine recht und er kam zu keiner Mahlzeit? Vielleicht war er zittrig und zu schwach, um sich auf dem Besen halten zu können? Ganz so entkräftet kam er mir aber auch nicht vor.

Drarry: Raum der ZweisamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt