Küssen darf ich dich

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Shoto saß auf der Steinbank in seinem Garten. Ich setzte mich neben ihn und legte die Hand auf seinen Rücken. Egal ob ich bereit war, es zu glauben, oder nicht, eines war sicher, Shoto war schon jetzt meine größte Schwäche und ich konnte sie noch nicht mal hassen.

„Du bist gekommen", stellte er fest, ohne aufzublicken. Er ließ sich nichts anmerken, aber sein Puls erhöhte sich.

Ich gab keine Antwort. Was wohl in ihm vorging? Hatte er die ganze Zeit auf mich gewartet?

Ich drehte mich zum ihm. Sah in sein Gesicht, das am Rande der Dämmerung so schön war, dass es mir den Atem raubte. Auf einmal blickte er mir direkt in die Augen. Sah mich an, als wäre ich ein Mann, der seiner würdig war. Kein blutsaugender Abschaum. Einen Mann, den er tatsächlich liebte.

„Wir sollten reingehen. Die Sonne geht auf."

„Wir haben noch ein paar Minuten und so ein bisschen Sonne bringt mich nicht um."

„Keine Widerrede!" Er griff nach meiner Hand und führte mich zurück in die Wohnung. „Hast du eine Antwort gefunden?"

„Schon. Aber dennoch werden wir nicht miteinander schlafen, solange der Fluch auf uns liegt. Wenn es echt ist, was uns verbindet, dann wird uns dies auch noch nach dem Ritual verbinden und nichts spräche dagegen zu warten. Und glaub mir, es gibt keine Minute mehr, in der ich es mir nicht wünsche, dass es so wäre."

Er lächelte. „Verstehe. Aber küssen darf ich dich doch?"

Sein Puls hämmerte in meinen Ohren. Er wartete keine Antwort ab und legte die Hand in meinen Nacken. Fordernd zog er mich in einen Kuss. Seine Zunge nahm kecke meinen Mund für sich ein. Was war nur mit Icy-Hot los? Vor kurzem war er noch der verschüchterte kleine Junge gewesen und jetzt gab er sich zunehmend tonangebend. Hatte ich ihn aus seinem Schneckenhaus hervorgeholt, oder hatte ihn die pure Verzweiflung herausgetrieben? Ich hätte mich lösen sollen, doch ich stand wie angewurzelt da und schwelgte in seinem süßen Geschmack. Und wie gut er sich anfühlte. Er ließ seine Hände über meinen Rücken gleiten und legte sie dann mit festem Griff auf den Hintern. Unsere Lippen immer noch verschmolzen. Ich unterdrückte ein Keuchen, als ein erotisierendes Ziehen in meine Lenden fuhr. Ich zitterte leicht. Schwer atmend löste er sich und legte die Stirn an meine.

„Ich bin froh, dass du gekommen bist." Er ließ mich los und ging in die Küche. „Willst du einen Kaffee?"

Mir fielen tausend Dinge ein, die ich jetzt lieber machen wollte als Kaffeetrinken, aber ich nickte.

Auf dem Sofa lag Bettzeug. Nanu, hatte jemand hier übernachtet. Aber ich nahm keinen fremden Geruch wahr. „He Icy-Hot, warum schläfst du auf dem Sofa?"

„Weißt du, mein Bett kommt mir in letzter Zeit viel zu groß, kalt und einsam vor."

Shoto war einsam. Das wusste ich schon lange. Aber es quasi aus seinem Mund zu hören, ließ meine Brust sich schmerzlich zusammenziehen. Er war dazu verdammt alleine zu sein, getrennt von seiner Familie, seinen Freunden. Allein in einer fremden Stadt. Ganz so wie ich. Und dabei wäre ich wohl derjenige, der seine Einsamkeit lindern konnte. Aber war ich auch der Richtige? Jetzt fühlte ich mich schuldig.

Er reichte mir den Kaffee. „Trinkst du keinen?"

„Nein, ich geh jetzt duschen und vielleicht finde ich noch ein paar Stunden Schlaf. Die Sonne ist aufgegangen. Also bleib gerne hier." Er sah wirklich blass aus und Schatten lagen unter seinen Augen. „Wenn ich weiß, dass du da bist, kann ich besser schlafen."

Ich trank meinen Kaffee und lauschte dem Prasseln des Wassers in der Dusche. Wieso war das hier alles gerade so seltsam? Shoto hatte mir seine Gefühle gestanden und ich liebte ihn doch unglaublicherweise auch. Aber ich traute unseren Gefühlen noch nicht und Shoto spürte das. Auch wenn es ihm offensichtlich schwerfiel, er schien das zu respektieren. Oder wollte er nur nicht so verletzt werden wie beim letzten Mal, als ich ihn abgewiesen und sozusagen aus der Wohnung geschmissen hatte. Denn das hatte ich wohl. Auch wenn das genaue Gegenteil meine Absicht war. Das Wasser wurde abgedreht. Mein Vampirgehör verriet mir, dass er wenige Minuten später in sein Bett schlüpfte.

Der letzte Schluck Kaffee schien bitter zu schmecken. Nichts konnte mich mehr auf dem Hocker halten. Ich war so ein armseliger Trottel. Leise schlich ich in sein Schlafzimmer. Er schlief bereits tief und fest. Alleine der Anblick, wie er so alleine in diesem riesigen Bett lag, ließ in einsam aussehen. Kurz entschlossen zog ich meine Jeans aus und legte mich neben ihn. Ich lauschte seinem ruhigen und gleichmäßig schlagenden Herzen. Er war das Einzige im Leben, das sich vollkommen richtig anfühlte. Nach einer Weile schlief auch ich ein.

Ein paar Stunden später wachte ich auf. Shoto lag schlafend auf meiner Hälfte des Bettes und hatte den Arm um meine Mitte gelegt. Er war so warm, dass er jede meiner Zellen mit Wärme flutete. Mein Körper fühlte sich lebendig an. Nach 150 Jahren schien mein Herz zu glühen. Doch gleichzeitig spürte es den Schmerz, nicht am Leben zu sein. Ein lebloses, nutzloses Ding, das nicht schlagen konnte. Für alle Zeit versteinert. Ich strich ihm sanft über sein seidiges Haar. Er war zu meinem Licht geworden. Ein heller Ort, an dem ich nie wieder einsam sein musste. Ich wollte ihn besitzen. Ihn zu meinem Eigen machen. Nein, so war es nicht. Ich wollte sein Eigen sein. Das war der Beweis. Ich war völlig durchgeknallt. Vorsichtig wollte ich mich aus dem Bett stehlen, doch er zog mich fester in die Umarmung.

„Geh nicht!", nuschelte er. Seine Stimme klang schwer und schläfrig. Ich gab meinen Versuch auf.

Ich atmete tief durch. Sein Geruch war mir so vertraut. Ich bewunderte die deutlich definierten Muskeln und mir wurde jetzt erst klar, dass er völlig nackt war. Ich erschauderte, als seine Hand unter mein Shirt glitt und er eine der Brustwarzen zwischen seinen Fingern reizte, bis sie hart wurde. Wie ferngesteuert streichelte ich über sein Haar und er schlug die Augen auf. Dann zog der seine Hand weg und setzte sich auf. Auf seinen Wangen lag eine Röte, doch der Blick war unergründlich.

Ich setzte mich ebenfalls auf. „Alles in Ordnung? Geht es dir gut?"

Er biss sich auf die Lippen und schüttelte den Kopf, doch ein kleines Lächeln stahl sich in seine Mundwinkel. Etwas flatterte aufgeregt in meinem Bauch bei diesem Anblick. Auf einmal kniete er sich vor mich, fuhr mit der Hand in meine Shorts, umschloss meinen Schwanz und massierte ihn vorsichtig. Ich sah ihn erschrocken an. War nicht in der Lage ihn aufzuhalten. Im Gegenteil, ich zog die Beine an und gab ihm mehr Platz.

„Shoto ...!" Ich zog zittern die Luft ein.

Er beugte sich ganz nah zu mir, so dass sich seine geflüsternden Worte an meinen Lippen spürte. „Gefällt dir das?"

„Sicher", keuchte ich. Meine Erektion wurde schnell größer.

„Soll ich weitermachen?"

„Hah... Gott, ja!"

„Himmel! Fass ihn auch an!", knurrte er ungeduldig, griff nach meiner Hand und legte sie um seinen Steifen.

Ich fuhr den Schaft auf und ab. Seine Augen wurden dunkel vor Erregung. Sein Atem ging flach durch seine geöffneten Lippen. Er sah so scharf aus. Eine lodernde Flamme durchzuckte mich, fuhr mit hitzigem Verlangen durchgehend in meinen Riemen. Er sah mir direkt in die Augen. Ein erregtes Keuchen auf den Lippen. Ich stöhnte, als er den Druck erhöhte. Gott ,war das heiß. Mein Verstand war in süßen Nebel gehüllt und ich agierte nur noch. Passte mich ihm an. Seinem Rhythmus, seiner Führung.

Die steigende Spannung in mir wollte sich entladen. Alles in mir schien zu pulsieren. Jedes Nervenende vibrierte. Unsere Muskeln spannten sich an und wir brachten uns gleichseitig dazu, stöhnend in unseren Händen zu kommen. Schwer atmend sackten wir gegeneinander. Versuchten uns Halt zugeben, während unser Körper immer noch bebten.

Langsam beruhigten wir uns. Ich lehnte mich an die Wand und schloss kurz die Augen. Shoto ließ sich in die Kissen sinken. Dann reichte er mir ein Taschentuch von seinem Nachttisch.

„War das okay für dich?"

Das fragte er mich jetzt? Ich hatte keine Chance bekommen darüber nachzudenken und wollte es auch ehrlich gesagt jetzt nicht. Stattdessen zuckte ich mit den Schultern. Was Shoto als ein Ja ansah.

„Gut, dann lass es uns noch einmal machen! Jetzt sofort!"

„Was?"

Er kniete sich über meine Oberschenkel und grinste mich an. „Nach deiner Rute zu urteilen, könntest du eine zweite Runde vertragen."

Ohne eine Antwort abzuwarten, rückte er ganz nah an mich. Shoto berührte mein Gesicht. Seine Finger zitterten und waren so unglaublich behutsam. Dann legte er den Arm auf meine Schulter und vergrub die Finger in meinem Nackenhaar. Sachte zog er mich zu sich. Es war ein sanftes Aufeinandertreffen unserer Lippen. Süße, pulsierende Erregung durchströmte meinen Körper. Sammelte sich erneut tief unterhalb der Taille. Unser Kuss wurde ganz allmählich leidenschaftlicher. Ich spürte eine stahlharte Erektion an meiner. Liebkosend strich ich über die Linie seines Kiefers. Ließ sie über Hals und Brustbein tiefer gleiten. Streichelte über seine Bauchmuskeln. Ich umfasste mit festem Griff unsere Ständer. Shoto stöhnte, schob mir seine Hüfte entgegen und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Entblößte seine empfindliche Kehle. Ganz automatisch schossen meine Zähne hervor. Mit pumpenden Bewegungen massierte ich unsere Schwänze und ließ gleichzeitig die spitzen meiner Zähne über seine Hals gleiten. Sein Blut raste durch seine Adern und nur bei den Gedanken an sein Hexenblut wurde ich noch härter.

„Oh Hölle, Katsuki! Ich will, dass du mich beißt und mein Blut trinkst."

Erschrocken zuckte ich zurück. Was hatte er da gesagt?

Er legte die Hand an meinen Hinterkopf und zog mich zurück an seinen Hals. „Los, mach schon!"

Ich wusste, was ein Vampirbiss für Gelüste und grenzenloses Begehren auslöste und dass man sogar, wie nach einem Rauschgift, süchtig werden konnte. Der gleiche Rausch, den auch sein Blut in mir auslösen würde. Alles spannte sich in mir an. Und in diesem Moment konnte ich mich nicht länger zurückhalten. Der Verzweiflung nahe schlug ich ihm meine Fangzähne in den Hals. Schmerz gepaart mit unendlicher Lust ließen ihn aufstöhnen. Die gleiche Lust, die auch ich empfand. Er verdrehte die Augen. Gefangen in höchster Ektase. Das hier war Himmel und Hölle zugleich. Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich trank von ihm in tiefen Schlucken, während ich uns weiter auf einen Orgasmus zutrieb. Das war so voller intensiver Leidenschaft, dass Zeit und Raum aufhörten zu existieren. Selbst wir hörten als Individuum auf zu sein und war in diesem Monte nun noch eins. Die Hitze schien uns fast zu verbrennen, als wir beide unter der Gewalt unseres gemeinsamen Höhepunktes aufschienen, in tausend Splitter zersprangen und uns wieder als verschmolzenes Eins zusammenfügten. Ich fuhr mit der Zunge über die Wunden und löste mich. Wir legten uns zurück. Beide zu erschüttert von den Orgasmen und in deren Nachbeben gefangen.

Es dauerte eine Weile, bis ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Und die Reue traf mich wie ein Faustschlag in die Fresse. Was hatte ich getan. Ich hatte ihn gebissen. Die Situation ausgenutzt. Schon wieder. Sein Blut getrunken, obwohl ich wusste, was er eigentlich davon hielt. Ich war das Monster, das alle in mir sahen.

„Danke", sagte er unerwartet. Ich sah in verwirrt an. Er schlang den Arm um mich. „Danke, dass du mir diese erotische Erfahrung geschenkt hast. Und wehe, du machst dir oder mir Vorwürfe. Mach das nicht kaputt!"

Fuck! Dieser Bastard ...

Im Tode vereintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt