Kapitel 29: Vergangenheit bleibt in der Vergangenheit
Avery
Er war weg. Ich hatte ihn und jetzt ging er mir davon. Ich kann nicht nochmal mit ihm streiten. Ich kann ihn nicht verlieren. Jede Faser meines Körpers wollte ihn. Also musste ich ihn zurück bekommen.
Meine Beine rannten nach draußen. Es war schon kalt, doch das war mir egal. Ich lief und lief, nach einer einzigen Spur von ihm. Meine Füße schmerzten, meine Hände froren und meine Wangen erröteten.
Nate wurde geschlagen und beschuldigt. Es wäre zwar nicht richtig gewesen Luke zurückzuschlagen, aber ich hätte ihm wenigstens zeigen können, dass ich seine Wut verstehe. Dass Luke auch nicht richtig gehandelt hat. Aber natürlich sagte ich nichts. Ich enttäuschte wieder einmal jeden.
Nach langem Laufen spürte ich auf einmal ein Kitzeln an meinen Knöcheln. Es war Gras. Ich setzte mich auf die feuchte Wiese und schloss meine Augen. Irgendwie schaffte ich es die Menschen zu verlieren, die mir wichtig waren. Was mache ich falsch?
Ein lautes rascheln riss mich plötzlich aus dem Band. Jemand kam mir näher. Kommt mir jemand zur Hilfe? Diese Person setzte sich zu mir und legte eine Hand um meine Schulter. Ich öffnete jedoch nicht meine Augen, denn ich hoffte vergeblich es würde Nate sein. Und eine weitere Enttäuschung könnte ich heute nicht ertragen.
Nate
Sie war weg. Ich hielt sie vor kurzem noch fest in meine Arme und jetzt hatte ich sie wieder verloren. Ich wollte es nie wahrhaben, doch mein Vater hatte Recht. Ich werde nie gut genug für jemanden sein.
Aus der Ferne sah ich wie der Himmel sich langsam wieder verfärbt. Aus den dunklen Farben, die diese Nacht verfolgten, wurde der Himmel rosa, orange und lila. Ich legte mich aufs Gras und hoffte, dass meine Gefühle sich auch wieder hell verfärben werden. Der Mond verschwindet langsam und die Sonne scheint über die Berge. Wo ist meine Sonne, die mir beibringt zu scheinen?
Avery
"Sag mal spinnst du? Es ist eiskalt hier draußen und du rennst einfach davon!"
Ich öffnete meine Augen und kehrte zurück in die Realität."Hier nimm meine Jacke." Er zog sie aus und reichte sie mir vorsichtig.
"Danke Luke, aber mir ist nicht kalt." Ich wusste wie dickköpfig er sein konnte, deswegen nahm ich trotzdem seine Jacke an und legte sie mir über die Schultern.
Ich wollte nicht mit ihm reden. Ich wagte es nicht mal ihn anzuschauen.
Nach ein paar Minuten unterbrach er die Stille. "Hast du ihn gesucht?"
Ich erwiderte nichts, doch er wusste schon die Antwort darauf.
"Gib's auf, Avy. Der Typ ist es nicht Wert."
Ich suchte Wahrheit in diesen Wörtern, doch nichts davon stimmte.
"Nein. Er hatte jedes Recht sauer auf uns zu sein. Du hast ihn geschlagen und ich habe nichts unternommen, außer mich gegen ihn zu stellen. Und das nachdem-" Mein Gehirn erinnert sich an Nates Berührungen, Küsse. Beinahe hätte ich unser vorheriges Treffen laut ausgesprochen.
"Nachdem was?" Ich lüge Luke selten an. Aber jetzt konnte ich nicht mit ihm ehrlich sein.
"Nachdem Nate und ich uns wieder versöhnt haben." Diese Aussage entspricht sogar zum Teil der Wahrheit. Nur die genauen Details musste er nicht wissen.Wieder brach Stille aus. Ich zupfte an das Gras und entdeckte einen Löwenzahn.
"Das waren die Lieblingsblumen meiner Mutter."
Ich erwartete jetzt, dass Luke versucht mich zu trösten oder einen charmanten Weg findet, mich zum Lachen zu bringen. So tat er es immer, wenn ich sie erwähnte. Aber jetzt saß er nur still da. Sein Blick fixiert auf den Löwenzahn. Seine desinteressierte Reaktion erleichtere mich sogar ein wenig. Mir war sowieso nicht nach Tröstung zumute. Ich überlegte den Löwenzahn zu zupfen und in meiner Hosentasche einzustecken. Aber ich ließ es sein.
***
Es war 9 Uhr morgens als mich distanzierte Stimmen aufwachten. Ich begab mich zum Esstisch, wo alle Eltern und meine kleine Schwester Lily versammelt waren. Nate und Luke fehlten. Die Väter hörten auf zu reden, als ich mir eine Banane schnappte. Die Stille beunruhigte mich.
"Was habt ihr heute vor?" Fing ich ein Thema an.
"Wir haben uns vorgenommen die Stadt bisschen anzuschauen. Nates Vater kennt sich hier ja noch nicht aus.", sprach Lukes Mutter enthusiastisch.
Ich schaute rüber zu Nates Vater, Ronald. Er schenkte mir ein charmantes Lächeln. Man hätte nie geahnt, dass so ein Mann seinen Sohn schlagen würde.
Ich erwiderte jedoch ein gespieltes Lächeln zurück und sprang schnell in die Dusche.
Das Wasser wärmte meine Haut und ich genoss die Ruhe für ein paar Minuten. Als ich raus kam, war der Spiegel war komplett gedicht.
Wie lang ich wohl geduscht habe?
Ich suchte nach meinem Handtuch, fand es jedoch nicht. Scheiße, ich habe es gestern am Balkon aufgehangen, um es trocknen zu lassen. Ich nahm das näherste, was ich zu einem Handtuch finden konnte und wickelte es um meinem Körper. Als ich vom Badezimmer rausging, knallte ich gegen etwas hartem. Ich schaute rauf und sah Nate.
Meine Hände lagen auf seiner Brust und ich starrte ihn für paar Sekunden mit großen Augen an. Er räusperte ein wenig, als würde er versuchen ein Schmunzeln zu verbergen. Ich zog verwirrt eine Augenbraue. Dann erinnerte ich mich. Mein Handtuch! Es war nur kurz genug um das Wichtigeste zu verdecken. Ich war mir ziemlich sicher, dass das Handtuch nur zum Teil meine Brüste verbirgt. Bevor ich darüber denken konnte, landete Nates Blick auf meinem Körper. Ich war vor Peinlichkeit berührt und ging rasch an ihm vorbei, stürmte aber auf dem Weg nochmal in ihm rein. Verdammt! Muss ich alles immer noch schlimmer machen?
"Ich- Tut mir leid.", plapperte ich aus mir heraus und verschwand in den Flur.
"Ein längeres Handtuch wäre fürs nächste mal vielleicht nützlicher!" Hörte ich ihn noch rufen, bevor ich mich in mein Zimmer versteckte.
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Stuck with him
Romance❛❛Vielleicht bin ich der, mit dem du eine Nacht verbringen willst, aber er ist der, mit dem du dein restliches Leben verbringen willst. Sieh es ein Avery, Jungs wie ich und Mädchen wie du, haben einfach keine Zukunft miteinander❛❛ ...