Vertrauen

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Ehem...ja, diese Story existiert auch noch...das letzte Kapitel ist schon wieder ne Weile her...naja, hier habt ihr den nächsten Teil. Viel Spaß damit!

Es dauerte eine Weile, bis sich die deutschen Spieler vollzählig am Trainingsplatz einfanden, da sie ja vorher über das Gelände verteilt gewesen waren, doch nach einigen Minuten befanden sich alle am Platz, wo Jogi sie schon sehnsüchtigst erwartet hatte. Vom Tortwarttrainer Andi Köpke, war allerdings keine Spur zu sehen.

Doch Jogi schien auch alleine wunderbar klarzukommen, denn er forderte die Spieler auf, einen Kreis um ihn zu bilden und erklärte dann, was sie nun machen würden. "Also, Junsch. Diese Einheit widmen wir voll und ganz der Vertrauensbildung, denn Vertrauen ist in einer Mannschaft sehr wichtig. Nur, wenn man den anderen voll und ganz vertraut, ist man auch mal in der Lage die Kontrolle abzugeben und die anderen manchen zu lassen.", erklärte der Bundestrainer, dann erläuterte er die erste Übung.

"Ich würde sagen, wir fangen erstmal mit der Standardübung an. Ihr tut euch zu zweit zusammen und stellt euch so hin, dass ihr beide in dieselbe Richtung guckt, aber der eine vor dem anderen steht. Anschließend lässt sich der, der vorne steht nach hinten fallen und der andere fängt ihn auf. Danach wird gewechselt. Noch Fragen?". Auf der Suche nach Meldungen blickte sich Jogi um und tatsächlich hob Thilo die Hand.

"Ja, Thilo?", wurde er aufgerufen und der Pariser fühlte sich sofort in seine Schulzeit zurückversetzt. "Wir sind doch aber 27 Spieler, wenn wir uns jeweils zu zweit zusammentun sollen, geht das gar nicht auf.", bemerkte der Ex-Schalker ganz richtig. Diese Frage hatten sich die anderen wohl auch gestellt, denn alle hingen wie gebannt an den Lippen ihres Trainers.

"Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass ich als euer Trainer selbstverständlich an den Übungen teilnehmen werde. Schließlich müsst ihr euch nicht nur untereinander vertrauen, sondern auch mir.", wurde die Frage sofort beantwortet und auf der Stelle warfen sich die Spieler untereinander Blicke zu. Es war klar: Niemand würde so ganz freiwillig der Übungspartner ihres Trainers werden wollen. Dieser klatschte gerade euphorisch in die Hände. "So, dann mal los!".

Das war für die Spieler das Stichwort, so schnell wie möglich einen Partner zu finden, um ja nicht als letzter übrig zu bleiben, denn wer auch immer der Pechvogel war, würde den Trainer auffangen müssen. Nicht, dass sie den Bundestrainer nicht mochten, nein, er war eigentlich ein sympathischer Typ, aber vor allem den jüngeren Spielern war es nicht so ganz geheuer, ihrem Trainer körperlich so nah zu sein.

Am Ende standen Julian Brandt bei Emre, Kai bei Timo, Serge bei Joshua und auch alle anderen hatten einen Partner gefunden, bis auf Leroy. Dieser stand ein bisschen überfordert und auch etwas ängstlich alleine zwischen den anderen. Für einen Moment wollte Toni, dem der Jüngere ziemlich leid tat, da dieser nun mal schüchtern war, Erik, mit dem er sich zusammengetan hatte, an den Bayern abtreten und selbst Jogis Übungspartner werden, doch da forderte der Trainer schon, sie sollten endlich anfangen und keine Wurzeln schlagen. Also blieb dem Madrilenen nichts anderes übrig, als sich von dem Frankfurter mitziehen zu lassen.

Auch Mats war das Unwohlsein seines ehemaligen Bayern-Teamkollegen nicht entgangen und er hatte beschlossen, mal ein Auge auf diesen zu haben und ihn zu erlösen, sollte Leroy wirklich eindeutige Zeichen senden, dass das so nicht ging. So warf Mats immer mal wieder einen Blick zu dem Jüngeren, der Jogi tapfer auffing und sich danach ebenfalls auffangen ließ, während er selbst Thomas vor dem Fall bewahrte.

Auf diese erste Übung folgten noch einige weitere (natürlich suchten sie sich für jede einen neuen Partner), bis Jogi das 'Training' für beendet erklärte und das Team zum Mittagessen schickte. Im großen Essenssaal, den sie sich mit den Norwegern teilen mussten, standen viele Gruppentische mit jeweils sechs Plätzen. Als Marc sich an einen davon fallen ließ, witterte Toni seine Chance und setzte sich ihm gegenüber.

Der Blonde hatte noch immer nicht herausfinden können, was zwischen den beiden Torwarten, die einst ein Herz und eine Seele gewesen waren, vorgefallen war, denn Bernd hatte ihn an diesem Morgen am See abblitzen lassen. "Hey", startete Toni wenig geistreich einen Versuch, ein Gespräch anzufangen, doch Marc ging darauf ein. "Hi.". So begann ein Gespräch über die Liga, Vereine und Mitspieler, bis Toni das Thema auf Beziehungen lenkte, was nicht sonderlich schwer war, da er sich ja selbst in einer befand.

"Was ist jetzt eigentlichh zwischen dir und Bernd vorgefallen? Ich meine, ihr wart so glücklich und plötzlich ist Schluss?", platzte plötzlich Thomas dazwischen, der gemeinsam mit Mats 'zufälligerweise' auch an ihrem Tisch platzgenommen hatte. Könnten Blicke töten, dann wäre Thomas jetzt dreimal tot, denn Mats, Toni und Marc warfen ihm allesamt so böse Blicke zu, dass Niklas und Matze, die am Kopfende des Tisches saßen und bis eben in ein intensives Gespräch vertieft gewesen waren, sich ehrlich fragten, warum der Bayer noch quicklebendig an seinem Platz saß und nicht mausetot unter der Erde lag.

Doch dann folgte etwas, womit sie alle nicht gerechnet hatten. Denn Marc flippte keinenfalls aus und verließ den Raum. Nein, er begann zu weinen. Vor ihrer aller Augen rollten die Tränen in Bächen über seine Wangen, was Mats, der neben ihm saß, dazu bewegte, in fest in den Arm zu nehmen. Schnell ließ Toni seinen Blick einmal durch den Raum wandern, um sicherzustellen, dass niemand etwas mitbekam, doch der Rest des deutschen Teams, sowie die Norweger waren viel zu beschäftigt mit Essen und vertieft in ihre eigenen Unterhaltungen.

Nicht einmal Bernd schien mitbekommen zu haben, dass sein Exfreund gerade tränenüberströmt in den Armen des Dortmunder Innenverteidigers lag und sich nur langsam wieder beruhigte. Als der Torwart dann soweit normal sprechen konnte, ohne Luftnot zu erleiden, rückte er mit der Information raus, die schon lange überfällig war:

"Bernd...hatte was mit Ødegaard. Ich hab die beiden erwischt, als ich ihn überraschen wollte. Sie lagen zusammen im Bett und...naja, jedenfalls hat Bernd dann, als ich ihn damit konfrontiert habe gemeint, ich wäre selber schuld, ich hätte ihn ja schließlich auch betrogen. Mit Jordi."

An ihrem Tisch herrschte Stille. Keiner wusste so recht, was er zu dieser Geschichte sagen sollte, jeder musste erstmal das Gehörte verarbeiten. "Aber du hast ihn nicht mit Jordi betrogen.", stellte Toni dann fest, denn er wusste, dass Marc Bernd viel zu sehr geliebt hatte, um ihn zu betrügen und außerdem kannte er den Spanier. Jordi war der Letzte, dem er zutrauen würde mit Marc in der Kiste gewesen zu sein. Dann noch eher Gerard. Aber Jordi war viel zu gewissenhaft, als dass er mit jemandem, von dem er wusste, dass er vergeben war, ins Bett gehen würde.

"Nein, habe ich nicht.", schwor Marc. Und er merkte, dass alle am Tisch ihm glaubten. Hätte Bernd das doch bloß auch getan. Hätte der Londoner ihm doch vertraut.

2 Wochen Chaos - DFB TrainingslagerWhere stories live. Discover now