Dᴀᴋᴏᴛᴀ
„Behandelt man so eine Lady?"
„Spioniert man Fremden einfach nach?"
Ich grummle leise und versuche meine Hände zu befreien, doch sein Griff ist verdammt stark. Der kalte nasse Stein presst sich gegen meine Wange und lässt mich das Gesicht verziehen. Muss der mich echt so grob dagegen drücken? Hallo, ich komme in Frieden! Das Plätschern von Tropfen hallt in meinen Ohren wider, beschert mir eine Gänsehaut und lässt mich innerlich zusammenzucken. Hier gibt es bestimmt auch Ratten. Ob er hier wohl lebt? Glaube ich nicht ganz, denn da meine Wange so gegen den Stein drückt, sehe ich geradewegs in die Höhle hinein und erkenne nichts als tiefe Schwärze. Wo will er da hin?
„Lass mich los. Ich will dich nicht verletzen müssen", spotte ich. Seine Erwiderung ist ein leises raues Lachen, welches jedes noch so feine Härchen an meinem Körper aufspringen lässt. Seine Beine drücken sich fester gegen meine, sodass sein Knie sich bald schon zwischen meinen Kniekehlen drückt und es arg zu schmerzen beginnt. Wieso kann der jemanden so gut festhalten? Normalerweise habe ich nicht so starke Schwierigkeiten damit, mich loszureißen, doch es ist, als wüsste er, was er tut. Mistkerl.
„Beantwortest du mir nun meine Frage?", raunt er und ich erschaudere. Also gut. Dann knicke ich eben zuerst ein. Ich hoffe einfach nur, dass das Arschloch auch der Meisterdieb ist, doch dieses respektlose Verhalten kommt mir ja glatt bekannt vor, weswegen ich mir fast sicher bin, dass er es ist.
Was natürlich großartig wäre.
„Ich komme in Frieden, okay? Ich suche jemanden. Den Meisterdieb", schmunzle ich und zucke so gut es geht die Schultern, ehe ich versuche ihm ins Gesicht zu sehen, doch dabei verrenke ich mir fast den Nacken, weshalb ich es sein lasse. „Bist du der Meisterdieb?"
Von ihm kommt zunächst keine Antwort und das lässt mich erahnen, dass ich ins Schwarze getroffen habe.
„Was willst du von ihm?", fragt er dann doch noch.
„Ich habe mit ihm noch eine Rechnung offen, aber ich bin bereit dadrüber hinwegzusehen und möchte ihm stattdessen ein Angebot machen", antworte ich brav und warte seine Reaktion ab.
„Ich bin nicht der Meisterdieb. Du bist hier an der falschen Adresse", lügt er mir kackendreist ins Gesicht und lässt mich endlich los. Ich reibe mir über die Handgelenke, die er so fest zerquetscht hat und hebe mokant lächelnd die Brauen.
„Wirklich?", spiele ich mit und lege den Kopf schräg. Die Maske, die er trägt, lässt mich sein Gesicht zwar nicht komplett sehen, aber dafür seine Augen. Mehr habe ich ja auch nicht gebraucht. Ich würde diese einzigartige Augenfarbe jedoch immer wieder erkennen, die gibt es nunmal nicht an jeder Ecke. Und schöne volle Lippen, sehe ich diesmal auch.
„Dabei könnte ich schwören, dass es genau diese Augen gewesen sind, die mich angesehen haben, nachdem der Besitzer Don Victor erschoss. Hmm, wirklich komisch", füge ich hinzu und forme die Augen zu Schlitzen, tue demnach so, als würde ich nachdenken. Der Meisterdieb zuckt die Schultern und geht mehrere Schritte zurück.
„Keine Ahnung. Ich bin es nicht gewesen, Gatinha."
„Moment", zische ich, gerade als er mir den Rücken zukehrt. Ich ignoriere das letzte Wort, das ich eh nicht verstanden habe und straffe die Schultern. Dass er mir den Rücken zukehrt, zeigt einfach, dass er keine Angst vor mir hat und das stört mich gewaltig. Ich mag es nämlich nicht, wenn man mich nicht fürchtet. Er bleibt glücklicherweise tatsächlich stehen, dreht sich jedoch nicht zu mir um.
„Ich weiß, dass du der Meisterdieb bist. Ich habe nämlich gesehen, dass du aus der Bank rauskamst. Wen willst du verarschen?", säusle ich und warte seine Reaktion ab. Ein lautloses Lachen lässt seine breiten Schultern beben und er wiegt den Kopf von links nach rechts, als sortiere er seine Gedanken.
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Venganza Silenciosa
Mystery / Thriller[Band III] Dakota Kingston. Sie ist schön wie der Mond, besitzt das Lächeln der Sonne und ist heiß wie das Feuer der Hölle, denn sie ist des Teufels. Sobald man den Namen Kingston auch nur hört, wird es still im Saal. Jeder kennt sie, jeder weiß...