»10« Ein Nichtschwimmer

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Dᴀᴋᴏᴛᴀ

Am nächsten Morgen dröhnt mir der Kopf. Knurrend raufe ich mir die Haare, während ich mit geschlossenen Augen und in Pyjamas die Treppen runtersteige und gar nicht erst darauf achte, ob ich mich bei der viel zu langen Pyjamahose verhake und hinfalle. Dann falle ich eben hin. Ich habe keine Kraft dafür, um auch das verhindern zu können.

Wütend öffne ich die Augen, sobald ich unten ankomme und erblicke sogleich einen glücklichen Noan, der hinterm Herd steht und Pancakes zubereitet. Lustigerweise steckt er ebenso noch immer im Pyjama.

„Warum hast du so sehr nach mir geschrien?", zische ich, sobald er aufsieht und mir lächelnd zuwinkt.

„Um dich zu wecken, Gatinha! Sonst werden doch die Pancakes kalt, außerdem wird nicht bis in den Mittag geschlafen, Madame", entgegnet er und schwenkt die Bratpfanne.

„Weißt du, ich hätte mich fast in dich verliebt, Clyde." Ich seufze tief und setze mich auf den Hocker gegenüber ihm hin. „Doch du bist meine Liebe nicht wert. Wer mir den Schlaf verwehrt und mich Morgens nicht mit einem Kuss, sondern mit Geschrei - das man übrigens meilenweit hören kann und sogar die Entchen da draußen erschreckt - weckt, der hat meine Liebe schlichtweg nicht verdient."

„Das sind Vögel und keine Entchen, Gatinha." Grinsend beugt er sich zu mir runter und gibt mir eine sanfte Kopfnuss, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.

„Alles das Selbe", murre ich und vergrabe mein Gesicht müde in meinen Armen. Noan höre ich leise lachen. „Wieso bist du so gut gelaunt, Mann?", motze ich und versuche blind nach ihm zu schlagen, doch ich erwische ihn nicht.

„Wieso nicht? Die gestrige Nacht verlief reibungslos. Ich bin sehr zufrieden", antwortet er mir und ich muss ihm sogar zustimmen. Ich hätte niemals gedacht, dass es klappen würde, wenn wir wirklich die Klamotten der Aufseher überziehen. Noan befürchtete zunächst, dass er mir eine Wunde verpassen muss und tatsächlich war es auch so! Er musste mich verletzen, damit sie keinen Verdacht schöpfen, doch er weigerte sich, mir weh zu tun, obwohl ich ihm sagte, dass er mir einfach schnell eine überbraten soll. Letztendlich kann man es tatsächlich Glück nennen, dass niemand uns wirklich beachtete und wir sofort hinaus geschickt wurden, wo ein Krankenwagen auf uns wartete, doch dort mussten wir nicht hin. Stattdessen stiegen wir in den hübschen Lambo und fuhren völlig entspannt und mega reich nach Hause. Silvia Ferreira hatten wir jedoch auch zu danken, denn als sie so aufgeregt die Bank betrat, hat uns niemand mehr gesehen.

„Ja, da gebe ich dir recht. Bist du so zufrieden, dass ich nun als deine richtige Partnerin gelte?", hake ich nach und verziehe hoffnungsvoll das Gesicht, doch Noan schnaubt nur.

„Ich reiche dir meinen Finger - nicht die Hand."

„Pff, Arschloch! Ich rede nicht mehr mit dir", murre ich und drehe mich beleidigt weg. Dann soll er doch allein feiern! Ich setze mich auf die Terrasse draußen und lasse mich von der Sonne wach kitzeln. Gott, ich glaube, es ist etwa neun Uhr! Wieso nur steht Noan so früh auf? Männer schlafen doch eigentlich länger, als Frauen. Na gut, nicht alle Männer, aber schön wäre es gewesen, wenn Noan einer von diesen Männern wäre.

Wenn man an den Teufel denkt...

Genau jetzt erscheint er in seiner vollen Pracht vor mir und legt mir ein Teller voller Pancakes vor die Nase. Ich wende nur den Blick ab, bekomme jedoch mit, wie er noch schmunzelnd die Marmelade dazulegt.

„Hast du denn heute gar keine Fragen? Sonst stellst du doch immer tausende Fragen, die mir beweisen, dass du mir einfach nicht vertrauen kannst. Also, schieß los", provoziert er mich. Pah! Ich vertraue ihm nicht?! Ich fass es nicht, dass er sich wirklich am frühen Morgen mit mir streiten will. Weiß er denn nicht, dass ich ihn auf der Stelle töten würde? Mein tödlicher Blick zumindest, lässt sein Lächeln bloß strahlender werden. Mistkerl.

Venganza SilenciosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt