17

3.4K 163 36
                                    

Es war der Tag, vor der Silvester Nacht. Harry verstand sich recht gut mit Dracos Eltern. Wenn er es wollen würde, hätte er Lucius schon zu dem seinen gemacht, aber er ließ es Severus entscheiden, ab wann dieser bereit war, noch jemanden neben sich zu haben. Was Harry aber bemerkt hatte, war die Beziehung zwischen den beiden Malfoys. Sie benahmen sich nicht wie ein glückliches Ehepaar, sondern eher wie gute Freunde.
,,Sag mal, Severus", fing der Junge an. Der Lehrer lag wieder zwischen seinen Beinen und ließ sich zärtlich streicheln.
,,Hm?", kam es noch recht schlaftrunken zurück.
,,Lucius und Narcissa. Sie lieben sich nicht, kann das sein? Sie verhalten sich nicht wie Ehepartner, welche sich lieben." Kurz gähnte Severus und wollte sich schon aufrichten, wurde aber zurückgehalten, also blieb er liegen.
,,Es stimmt, sie lieben sich nicht auf diese Art. Sie kennen sich schon seit sie Kinder waren, noch vor Hogwarts. Sie sind Freunde, Nein, mehr Geschwister. Es war eine Zwangsheirat. Sie haben auch noch nie Sex gehabt. Sein Samen wurde einfach nur bei ihr eingepflanzt. Trotzdem lieben sie ihren Sohn, auch wenn sie selbst für einander keine Liebe empfinden. Lucius ist Schwul und Narcissa… nun, sie ist Lesbisch. Beide haben aber bis jetzt nicht den richtigen gefunden", erzählte er müde. Mit seinem Kopf kuschelte er sich näher an Harry heran und schloss wieder die Augen.

,,Das ist interessant", meinte Harry nur und unwillkürlich hatte Severus sich an ihn gekrallt.
Er wollte Harry nicht teilen, zumindest noch nicht. Diese Zärtlichkeit wollte er alleine genießen.
,,Schon gut, ich sagte doch, dass ich ihn erst holen werde, wenn du damit einverstanden bist." Der Griff lockerte sich. Er konnte nichts gegen diese Eifersucht tun, aber Harry schien es ihm nicht übel zu nehmen. Einige Zeit später ploppte es neben ihnen.
,,Dobby", keuchte Severus und wollte wieder hochfahren, aber auch hier hielt Harry ihn wieder auf.
,,Master Snape Sir, Dobby wollte sie auf keinen Fall stören", meinte der Kleine nervös.
,,Schon gut Kleiner, du störst nicht. Behalt dies…" Damit zeigte Harry auf Severus und sich.
,,... bitte für dich ok."
,,Ah ja… Dobby wollte auf keinen Fall den jungen König und seinen Liebsten stören, aber Dobby ist gekommen, um sie zum Essen zu holen. Meine Gebieter warten schon auf sie. Dobby entschuldigt sich noch mal vielmals."

Dobby trug Kleidung, aber selbst als freier Elf war er sehr nervös und wollte nichts falsch machen. Harry klopfte neben sich.
,,Komm mal her Dobby", sprach Harry sanft und nervös kam er zu ihm an das Bett getapst.
Harry legte seine Hand auf den Kopf des Elfen.
,,Du brauchst nicht nervös zu sein, dir wird keiner was tun. Lache lieber, das steht dir besser." Zuerst sah Dobby den jungen König mit großen Augen an, eher er, wie Harry, anfing zu lächeln.
,,So ist es gut. Dann sag ihnen Bescheid, dass wir gleich da sein werden." Der Elf nickte und kurze Zeit später war er weg. Noch mal fuhr er sanft über den Kopf von Severus.
,,Dann komm, die anderen warten, bevor Draco oder so hier reingeplatzt kommt." Severus nickte. Eigentlich wäre er auch gerne noch liegen geblieben. Er fühlte sich gerade so unglaublich wohl. Sie beide standen auf, zogen sich um und gingen dann in den Salon.

,,Muss ich mir irgendwie Gedanken machen? Severus, du bist sonst immer schon früh wach und jetzt tauchst du zu jeder Mahlzeit mit Mr. Potter auf", meinte Lucius. Nicht, dass er sich beschweren wollte, aber das war für ihn ziemlich suspekt.
,,Nun Mr. Malfoy, es liegt daran, dass mich der Professor abholt. Wenn man schon zu zweit herkommt, kann man auch zusammen zum Essen gehen. Ist das nicht so?", fragte Harry etwas gespielt schüchtern, aber mit einem Lächeln.
,,Na, wenn das so ist. Das Manor ist auch nicht gerade klein, da kann ich es dann auch verstehen, dass sie sich nicht verlaufen wollen Mr. Potter." Unmerklich verdrehte Harry die Augen. Ja klar, als wenn er sich verlaufen würde. Sein Orientierungssinn war erstklassig. Draco war der einzige, welcher alles wusste. So verdrehte auch er einfach die Augen und biss in sein Sandwich.

Sie beide setzten sich und nahmen sich auch etwas zu Essen. Die beiden Malfoys redeten geschwisterlich miteinander und bezogen sowohl Severus als auch Harry mit ein.
,,Ich habe einen Troll als Haustier", meinte er, als sie ihn auf sein erstes Jahr ansprachen.
,,Wie bitte?", kam es erstickt zurück.
,,Ja. Als an Halloween ein Troll in die Schule kam, habe ich ihm Schnuller und Babystrampler gezaubert, dann noch verkleinert und geschwächt. Ich habe die erste Woche der Ferien damit verbracht, ihm etwas Intelligenz zu verschaffen." Er wurde angesehen, als hätte er verkündet.
*Ich bin der König der Welt, huldigt mir.* Severus und Draco waren die einzigen, die nicht so erstaunt waren. Sie aßen einfach weiter.
,,Wusstet ihr davon?", fragte Lucius.
,,Natürlich wussten wir davon. Harry hat den Troll im Gemeinschaftsraum in einem Terrarium ausgestellt", gab Draco die Antwort kund. Man hörte ein belustigtes zischen um Harrys Hals herum.
~Hast du auch Hunger Ric?~, zischte er auf Parsel und löste unwillkürlich etwas in den vier Slytherins aus.
Draco hatte entspannt die Augen geschlossen, Severus versuchte, dem Drang zu widerstehen, sich an Harry zu schmiegen. Lucius hingegen musste verhindern, sich auf Severus zu stürzen und ihn zu küssen. Ja, er liebte diesen Mann. Und Narcissa? Die hatte auf einmal Hunger auf Erdbeeren.

,,Mr. Potter, es liegt mir fern zu wissen, warum sie Parsel können, aber ich bitte sie, dies nicht mehr in unserer Gegenwart zu tun", brachte Lucius hervor.
Harry sah ihn an und lächelte.
,,Warum denn? Was hat mein Parsel denn für eine Wirkung auf sie?"
Diese Frage klang sowohl naiv als auch provokant.
,,Ich will Erdbeeren", platzte es aus der Frau heraus. Kurze Zeit später stand eine Schale mit Erdbeeren auf dem Tisch. Lucius sah sie erschrocken an.
,,Du bist allergisch gegen Erdbeeren", sprach er.
,,Ich weiß. Ich habe aber irgendwie Lust darauf bekommen."
Verzweifelt legte sie ihre Ellenbogen auf dem Tisch ab und vergrub ihr Gesicht seufzend in ihren Händen. Die Aufmerksamkeit, welche auf Narcissa lag, wurde durch leises Murmeln unterbrochen. Nun sahen alle zu Draco, welcher vor Entspannung eingeschlafen war.
Harry hörte Worte wie:
Schokolade.
Gummibärchen.
Vanille Eis.
Schoko Eis.
Erdbeer Eis.
Toffifee.
Schokofrösche und noch viele weitere Süßigkeiten, die sowohl aus der Muggel als auch aus der Zauberwelt stammen.

,,Draco ist verrückt nach Süßigkeiten", erklärte Severus und Harry nickte verstehend.
Er zog seinen Zauberstab und ließ es aus Spaß über Draco regnen. Nach ein paar Tropfen wachte er aus seinem Schlaf auf.
,,Wie? Was? Warum regnet es?"
Dann sah er zu Harry und verschränkte die Arme.
,,Hey", empörte er sich.
,,Das Frettchen ist wach", gab Harry lächelnd von sich. Lucius sah sich um.
,,Was ist los Luc?", fragte Narcissa.
,,Ich warte auf eine Verwarnung vom Ministerium. Mr. Potter hat außerhalb von Hogwarts gezaubert, was ja verboten ist."
,,Die wird nicht kommen", meinte Harry und wurde wieder angesehen.
,,Wie kommen sie darauf?"
,,Das bleibt mein Geheimnis, aber es wird trotzdem keine kommen, da kann ich noch so viel zaubern." Er war sich schon vorher sicher, aber jetzt wusste Lucius definitiv, dass der Junge nicht normal war.

Nach dem Frühstück war Harry mit Severus wieder in dessen Zimmer gegangen. Als die Tür zu fiel, hatte Severus Harry festgehalten und sich vor ihm auf die Knie gesenkt.
,,Harry", schnurrte er schon fast und drückte sich an ihn.
,,Ich schätze mal, dies hat mein Parsel bewirkt?", fragte er und Severus nickte. Er hatte das Bedürfnis zu kuscheln.
,,Gut, dann leg dich aufs Bett!" Sofort kam Severus dem nach und als er lag, legte sich Harry dazu.
,,Bitte, sprich noch mal!", bat der Erwachsene. Lächelnd strich Harry über dessen Kopf.
~Dann mal sehen, was ich dir erzähle~, fing er an und spürte auch schon, wie Severus sich an ihn drückte und seinen Kopf an dessen Brust rieb. So begann Harry zu erzählen. Er ratterte sein ganzes Leben hinunter. Er erzählte, wie er anfangs von den Dursleys behandelt wurde und wie er den Spieß umgedreht hatte. Er erzählte von dem ersten Treffen mit Godric und so weiter.

Severus konnte nicht genug davon bekommen. Die Nähe tat so unglaublich gut. Nach einer halben Stunde hörte Harry auf zu sprechen. Severus war mit einem Lächeln im Gesicht tatsächlich eingeschlafen. Leise rief er Dobby zu sich und ließ, in Severus' Namen, ausrichten, dass dieser Harry Unterricht gab und nicht gestört werden wollte.

Severus schlief, trotz allem strich Harry ihm weiter über dem Kopf.
,,Harry", murmelte der Mann im Schlaf. Schmunzelnd strich er ihn über die Wange.
,,Ich bin hier, Severus, ich gehe nicht weg."
,,Harry."
Die Hand an dessen Wange fuhr zu dessen Hals weiter bis hin zum Mal. Sanfte Finger fuhren über dieses und brachten den Tränkemeister weiter in einen entspannten Schlaf. Nach kurzer Zeit zauberte Harry sich ein Buch herbei, um sich die Zeit zu vertreiben. Es könnte gut ein bis zwei Stunden dauern, bis sein geliebter Mann aufwachte. Was ihm gerade noch so einfiel, er könnte ja die ganzen Bücher aus den nächsten Jahren kaufen und durchlesen. Keine Bücher schleppen mehr. Ja, das war ein Plan, den er durchsetzen würde, wenn Severus wieder wach war.

Das Wunderkind Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt