Kapitel 21 Abschied

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Alessia's Sicht:

Wir kamen in Wild Woods an, endlich! Ich trabte mit Amethyst an und stoppte vor meiner Haustür. Ich rutschte schnell vom noch feuchten Sattel und betrat das Haus meines Vaters und mir. Ich ging die Stufen hoch zu meinem Zimmer, ich übersprang jedoch jeder Zweite. Es sollte schließlich schnell gehen. Oben angekommen, öffnete den Schrank und kramte ich mir gemütliche Sachen raus. Einen weinroten Pulli und eine schwarze Reithose. Natürlich auch Unterwäsche, aber gehen wir mal nicht zuuu weit ins Detail...
Nachdem ich mich umzog, schaute ich auf den Bildschirm meines Handys. 19:38? So viel Zeit ist schon vergangen?
Ich steckte das Handy in meine Hosentasche, klemmte mir meinen Rucksack unter den Arm. Ich rannte die Treppen erneut, dieses Mal runter, und erlitt einen kurzen Herzinfarkt, als ich fast mit dem Kopf voran über jede einzelne der Stufen flog. Genau zu diesem Zeitpunkt kam mein Vater in den Raum. Peiiiinliiich. Er schaute mich allerdings nur verdutzt an, als ich ein schnelles "Hallo!" rausdrückte und die Tür hinter mir zuknallte. Ich rannte weiter zum Kühlschrank und nahm die verschiedensten Sorten an Fleisch raus. „Geflügel, Schwein, Reh-" Moment, lieber kein Reh, Sicherheitsgründe!
Ich packte das mögliche Fleisch in meinen Rucksack und schleuderte ihn auf meinen Rücken. Und weg war ich. Draußen sah ich Amethyst aufgeregt stehen und es dauerte nicht lange, bis ich mich auf seinem Rücken befand. Die Zeit war gekommen. Ein leichter Schenkeldruck verkündete Amethyst, dass er loslaufen sollte. Er war aufgeregt, genauso wie ich. Trotzdem versuchten wir in einem gemütlichen Schritt zu gehen.
Schlussendlich galloppierten wir nun doch durch Büsche, zertrampelten Blumen und scheuchten Eichhörnchen aus dem Weg. Der Wind der mir ins Gesicht pfiff, war angenehm kühl. Wir kamen am Ziel an und Amethyst machte einen sliding Stop, bei welchem ich fast nach vorne übergekippt wäre. "Hey! Warn mich das nächste Mal!" zischte ich, während sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen schlich. Ich stieg ab und setzte mich hin, Amethyst direkt daneben. Er fing an friedlich zu grasen. Ich war von der Aufregung jedoch so aufgebracht und trug Spannung in meinem ganzen Körper. Und wir warteten. Ganze 2 Stunden. Ich war schon fast davor aufzugeben, bis ich einen glitzernden Schimmer in einem Busch huschen sah. „Amethyst!" flüsterte ich, als ich jedoch zu ihm rüber sah, blickte er auch schon auf und zuckte nicht ein Mal mit der Wimper. Das Schimmern tauchte wieder auf. Und war weg. „Komisch", murmelte ich und blickte angespannt auf die Stelle, and der ich das Glitzern sah. Ich nahm meinen Rucksack und versuchte so wenig wie möglich damit zu rascheln, während ich langsam das verschiedenste Fleisch auspackte. Bah, das ist so... so roh!
Egal, da musste ich jetzt durch. Ich nahm ein Stück Geflügel in die Hand und machte mich bereit. Das wundersame Hirschartige Wesen tauchte nun ganz auf und schaute uns an. Ich stand langsam auf und näherte mich etwas. Währenddessen redete ich mit dem Hirsch. „Ruhig, du brauchst keine Angst zu haben, ja?" wisperte ich, in der Hoffnung, dass das Tier mich verstand. Oder mich wenigstens hörte. Es zuckte zusammen, als ich den nächsten Schritt wagte und brachte mich fix zum Stehen. Das war also der richtige Abstand. Ich warf das Stückchen und der Hirsch begann sofort es zu untersuchen. Zwei Riecher später und er biss von dem Stück ab. „Mhhh, lecker, richtig?" fragte ich langsam, während ich mich ein paar Schritte näherte. Aber nicht zu weit, ich wollte nichts überstürzen. Langsam. Es fühlte sich an, als wäre die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben.
Ich wagte es nicht, mich auch nur einen Zentimeter weiter zubewegen. Als nächstes nahm ich das Stück Rind. Der Hirsch roch, und schaute auf. Ich merkte, wie er mir mit seinen Eisblauen Augen in meine Seele starrte, als könnte er meine Gedanken lesen und verstehen.
Ich warf das Stück, nun etwas näher, dem prachtvollen Tier entgegen und es ging stolz voran. Dankend nahm es auch dieses Stück an. Ich näherte mich ein wenig mehr, dieses Mal sogar ein paar Meter. So um die 2-3. Ich war fast schon so nahe an dem Hirsch, dass ich ihn hätte anfassen können. Ich packte nun etwas Schwein aus und legte es nun hin. Ich ließ meine Hand noch für einen Moment da und nahm sie erst vorsichtig weg, als der Hirsch sie kurz berührte. Er sollte sich sicher fühlen, und festlegen, wann ich einen Schritt näher darf. Nachdem er dieses gefressen hatte, schaute er mich an. Ich hatte mich mittlerweile hingehockt, das tat ich aber nicht lange. Ich ging ein paar Schritte nach hinten, und erschrak, als Amethyst neben mir stand. Er schnaubte, was mir verkündete, dass er fand, dass meine Arbeit richtig zu sein schien. Der Hirsch erhob sich ebenfalls, und ein paar Sekunden später machte er eine majestätische Verbeugung direkt vor uns. Amethyst wieherte im nächsten Moment wie ein kleines Fohlen, was mich dazu brachte in die Richtung zu schauen, in die er es auch tat. Ehe ich zur Klippe schaute, sah ich, wie sich eine riesige Brücke, aus allerlei Pflanzen und Wurzeln vor uns erstreckte bis rüber zur anderen Seite. Das einzige, was ich jedoch in dem Moment raushauchte war ein erstauntes "Wow".
Auch Amethyst sah so aus, als ob Bob Ross gerade aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht ist. Doch das hier war noch ein Stück besser. Ich drehte meinen Kopf zurück, um mich zu bedanken, jedoch war der Hirsch schon verschwunden.
Amethyst bot mir voller Freude seinen Rücken und ich sprang rauf. Den Rucksack schmiss ich in die Nähe eines Busches. Amethyst rannte so schnell er konnte los, mit mir im Schlepptau. Ich griff mich in seiner Mähne fest und er rannte einen kleinen Hügel hoch. Er blieb oben stehen und analysierte die Gegend. Alles war über und über bewachsen mit Grashalmen, Moos, Farn und den verschiedensten Bäumen und Blumen. Überall waren kleine Lichtungen, auf die ein paar Lichtstrahlen schienen, und ein Fluss, welcher zu einem riesigen See führte. „Ist das da hinten sogar ein... Sumpf?" raunte ich erstaunt. Und tatsächlich. Wir ritten etwas näher und untersuchten die Gegend, beziehungsweise Amethyst's alte Heimat. Wir hörten plötzlich ein Wiehern. Dann noch eins. Amethyst drehte sich sofort um und plötzlich tauchte eine Herde voller verschiedenfarbiger Pferde vor uns auf. Ich blieb so still ich konnte, stieg jedoch ab, als Amethyst mir genau das befohl. Woher ich das wusste? Keine Ahnung. Alles war ruhig. Kein Windchen wagte es auch nur, einen kleinen Grashalm in Bewegung zu setzen. Die Pferde schauten Amethyst tief in die Augen. Er tat das Gleiche. Ich erschrak, als eines der Pferde, welches ganz vorne stand, den Kopf erhob und sich danach vor uns verbeugte. Ich wusste nicht was zu tun war, ich blieb reglos neben Amethyst stehen. Dieser erwiderte die Verbeugung. Ich trat ein paar Schritte zurück, als die Pferde sich in einem Stück um ihn rum versammelten und einen Kreis bildeten.
Eine Stute stellte sich vor ihn und die Nüstern beider Pferde berührten sich sanft. Sie spürten gegenseitigen warmen, langsamen Atem und schlossen ihre Augen. Es wurde wieder still. Die Stute trat etwas zurück, ihr Blick auf mich gerichtet. Ich war ihr suspekt. Wie es aussah, erklärte Amethyst es ihr irgendwie. Durch Körpersprache, die ich nicht entziffern konnte. Die Herde kam plötzlich auf mich zu und die Stute legte ihren Kopf an meinen. So verharrten wir da. Stirn an Stirn. Sie schloss ihre Augen und aus Respekt tat ich es ihr nach. Ich fühlte viele Pferdeaugen, die auf mich gerichtet waren. Es war so komisch aber gleichzeitig so vertraut. Die Stute löste sich von mir und schaute mich ruhig an. Es fühlte sich an, als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Was ich wusste, war, dass sie mir vertraute.
Amethyst schaute mich an und ich verstand, dass er jetzt gehen musste. Ich ging ein letztes Mal zu ihm, streichelte liebevoll seine weiche Nase und drückte ihm einen leichten Kuss auf die Stirn. „Ich komm dich besuchen, ja?", flüsterte ich. Er nickte leicht und verschwand mit der Herde hinter sich im Wasser. Alle guten Dinge haben ein Ende, aber das Abenteuer von Amethyst und mir hat noch lange nicht aufgehört...




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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06, 2021 ⏰

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