Ich landete auf dem Wolf und hielt ihn davon ab, sich auf meine Schwester zu stürzen. Knurrend fuhr er herum und schnappte nach mir. Ich sah, dass er nur noch wenig Kraft hatte und ich war unbewaffnet. Deshalb wagte ich es, mich erneut auf ihn zu werfen. Ich klammerte meine Hände in sein verfilztes Fell und riss daran. Seine Pfoten ruderten wild durch die Luft beim Versuch mich zu treffen. Ich schaffte es ihnen auszuweichen und riss an seinem Fell. Doch dann plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz im Gesicht. Der Wolf war mit seiner Tatze einmal quer darüber gefahren und hatte mir einen dicken, blutenden Kratzer verpasst. Benommen taumelte ich zur Seite, doch bevor der Wolf schlimmeres anrichten konnte hatte ich mich wieder gefasst und trieb den Wolf mit neuer Kraft auf das Ufer zu. Ich musste ihn in den Fluss stürzen. Doch gleichzeitig musste ich aufpassen, dass er mich nicht überwältigte. Wäre er bei voller Kraft gewesen, hätte ich keine Chance gehabt, doch ich merkte, dass der Wolf mehrere Tage lang nichts gegessen hatte und dementsprechend weniger Kraft hatte. Doch auch ich hatte nicht mehr meine vollen Kräfte und wir spürten beide, wie sie immer weniger wurden. Wir kämpften um unser Leben, lange würde ich es nicht mehr aushalten, ich war am Rande der Erschöpfung angelangt, als der Wolf plötzlich strauchelte. Ich wusste, wenn einer von uns hinfallen würde, wäre er nicht mehr in der Lage, aufzustehen. Und dieser kleine Hoffnungsschimmer verlieh mirgendwie neue Kraft. Ich bemerkte, dass de Wolf mit einer Pfote nicht mehr richtig auftreten konnte, und dass er sie entlastete. Da entdeckte ich den Grund: Etwas silbernes glitzerte unter dem Fuß des Wolfes. Mein Messer, es schnitt ihm in den Fuß, weshalb er lahmte. Doch tapfer kämpfte er weiter. Er trat nach dem Messer, es rutschte auf mich zu und ich bückte mich, hielt es dem Wolf entgegen. Ich keuchte heftig, ich wollte nur noch, dass dieser Kampf endlich vorbei war. Doch jetzt mit dem Messer hatte ich vielleicht den entscheidenden Vorteil auf meiner Seite. Zitternd lag das Messer in meiner Hand und ich musste darum kämpfen, dass es mir nicht aus der Hand fiel. Auch der Wolf schien die Verschlechterung seiner Situation bemerkt zu haben, denn er war ruhig stehen geblieben. Wir schauten uns in die Augen, ich konnte in den Augen des Tieres auf einmal so viel lesen. Angst vor dem Tod, äußerste Erschöpfung, Kraftlosigkeit, größten Hunger und auch noch einen winzigen Funken Hoffnung. In dem Moment merkte ich, dass ich den Wolf nicht töten könnte. Ich wusste, dass er zu erschöpft war, um mir etwas zu tun und ich sah, wie er langsam zu Boden sank. Würde auch er streben? Als ich realisierte, dass die Gefahr gebannt war, verschwand das Adrenalin, das mir während dem Kampf Kraft geschenkt hatte, aus meinen Adern und vor Erschöpfung sank ich auch zu Boden, wo ich kraftlos liegen blieb. Direkt neben dem leblosen Wolf, gegen den ich zuvor gekämpft hatte.
Als ich erwachte, war bereits der nächste Morgen angebrochen. Solange war ich ohnmächtig vor Erschöpfung gewesen. Mein erster Gedanke nach dem erwachen galt Lucia. Wie ging es ihr? Schnell erhob ich mich und ging zu ihr. Ich fühlte, dass sie schon weniger Fieber hatte, doch ich bemerkte etwas neues, das mich zutiefst erschreckte. Sie hatte eine blutende wunde am Arm, der Wolf hatte sie also doch erwischt. Ich konnte nichts darüber sagen, wie tief sie war, dazu musste ich sie erst reinigen. Ich eilte zum Fluss, holte Wasser und säuberte vorsichtig die Wunde. Sie war nicht allzu tief, aber doch mehr, als nur ein oberflächlicher Kratzer. Ich musste sie verbinden, um zu verhindern, dass Schmutz hineindrang. Da spürte ich auch den pochenden Schmerz in meinem Gesicht wieder, der Kratzer war angeschwollen und brannte. Doch ich ignorierte es. Da fiel mein Blick auf die zwei Wölfe und ich sah, dass der eine noch lebte. Der andere war tot, doch der zweite atmete, er war nicht bei Bewusstsein, aber er atmete. Doch zuerst musste ich mich um Lucia kümmern. Ich flocht einige Gräser zusammen, reinigte sie im Fluss und wickelte sie um Lucias Arm. Dann flöste Ich ihr noch einmal Wasser ein und wandte mich dem lebenden Wolf zu. Auch ihm gab ich etwas zu trinken und nach einiger Zeit hob er den Kopf. Er war noch nicht wieder kräftig genug, um aufzustehen, doch er blickte mich erstaunt an. Ich schaute auch in seine Augen und lange Zeit saß ich einfach so da. Doch dann meldete sich mein Magen und ich aß etwas. Doch viel hatten wir nicht mehr. Da fiel mir der tote Wolf ein. Viel würde er zwar nicht hergeben, aber vielleicht etwas Fleisch und ein warmes Fell. Ich nahm also mein Messer und zerlegte das tote Tier vorsichtig. Dies nahm einige Stunden in Anspruch und als ich fertig war, reinigte ich das schmutzige Fell im Fluss und legte es unter Lucia. Wir hatten jetzt wieder etwas Fleisch und ich beschloss, es erst zu essen, wenn Lucia dazu wieder in der Lage wäre. Dann ging ich dorthin, wo der andere Wolf schlief. Ich hatte beschlossen, ihn zu retten. Als ich näher kam, hob er den Kopf. Ich wusste nicht, ob er schon zu schwach war, um zu überleben, doch ich gab ihm zu trinken. Gierig trank er es und legte dann den Kopf auf die Tatzen. Dann ging ich zurück zu Lucia, die immer noch um ihr Überleben kämpfte. Ich überlegte, wie ich ihr helfen könnte und dachte mir, dass vielleicht unter unseren Vorräten etwas hilfreiches war.
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Die Auswanderer
Ciencia FicciónDie Erde ist zu einem kalten, unwirtlichen Planeten geworden. Der Kampf um das Überleben wird von Tag zu Tag härter. Tausende Menschen sterben. Es gibt nur eine Hoffnung auf ein besseres Leben, umzuziehen auf einen anderen Planeten.