IX. Der Hasenbau

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Am Nordpol angekommen, hielten wir eine Beerdigung für Sandy. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er nicht mehr da ist. Alle, sowie die Hüter als auch die Yetis und Elfen, standen in einem Kreis, während Kerzen in der Mitte leuchteten. Für den einzig wahren Sandmann. Jack war nicht da, denn er fühlte sich, als wäre es seine Schuld. Nachdem das vorbei ist, gehe ich zu ihm. Ich stand neben Bunnymund, als wir uns alle die Hand gaben und uns verabschiedeten. Die Elfen spielten sanft ihr Glocken. Jeder von uns vergoss ein paar Tränen. Wie konnte das nur passieren?

Als die Zeremonie vorbei war, ging ich auf die Suche nach Jack. Letztendlich fand ich ihn. Er saß an einem, von sich vereisten, Fenster und zeichnete Sandy. Seine Kapuze hatte er sich über den Kopf gezogen. Ich setzte mich neben ihn.

"Alles in Ordnung?", fragte ich ruhig. "Ich wünschte, ich hätte was tun können." "Etwas tun können? Du hast es mit dieser Welle von Albträumen aufgenommen. Du hast uns alle gerettet. Keiner von uns hätte das auch nur annähernd tun können, Jack." "Aber Sandy-" "Wäre sehr stolz auf dich gewesen." Jack nahm seine Kapuze ab und sah mich an. Ich nahm seine beiden eiskalten Hände in meine. "Ich weiß nicht, wer du in deinem früheren Leben warst, aber jetzt und hier bist du ein Hüter. Und deine Aufgabe ist es, die Kinder zu beschützen. Um jeden Preis. Und ich weiß, dass du das kannst. Mehr als 300 Jahre lang hast du mir bewiesen, dass du es kannst." "Aber wie kann ich wissen, wer ich bin, wenn ich nicht weiß, wer ich war." "Du wirst es wissen. Denn nachdem, was du heute geleistet hat, bin ich der festen Überzeugung, dass du alles schaffen kannst, wenn du nur an dich glaubst." "Danke, Constanze. Ich meins Ernst. Vielen Dank", sagte Jack, als er meine Hände losließ und mich in einer Umarmung einschloss, die ich liebend gern erwiderte. Schmetterlinge tanzten in meinen Bauch, aber ich ignorierte sie.

Zurück bei den anderen Hütern beobachteten wir, wie dich Lichter des Globus langsam erloschen. Ohne Sandy wird jedes Kind von Albträumen geplagt. Selbst meine Kräfte bringen nicht viel, wenn die Kinder nicht mehr glauben. Bunnymund sprang vor uns. "Kopf hoch, ihr Trauerklöße. Die Schlacht ist noch nicht verloren. Ostern ist morgen und ich brauche eure Hilfe. Wir setzen jetzt alle Hebel in Bewegung und dann flackern die Lichter wieder." Ein bisschen Motivation ist durch Bunnymunds Rede schon wieder zurückgekommen, aber die Trauer um Sandy sitzt tief. Wir gingen Richtung Schlitten hinunter.

"Ich gebe es ungern zu, alter Freund, aber diesmal ist Ostern wirklich wichtiger als Weihnachten. Wir müssen in den Hasenbau. Sofort! Alle in den Schlitten!" Bunnymund stoppte uns. "Oh nein, Keule. Mein Bau, meine Regeln. Anschnallen." Er klopfte mit seiner Pfote auf den Boden und wir fielen alle einen Tunnel hinunter.

Unten angekommen lachte Nord auf. "'Anschnallen'. Sehr witzig."

"Willkommen in meinem Bau." Er drehte sich ruckartig um. Ohren gespitzt. "Da stimmt was nicht." Wir zogen alle unsere Waffen. Doch als wir unserem 'Gegner' gegenüberstanden, stellte sich heraus, dass es nur Sophie ist.

Die anderen steckten schnell ihre Wachen weg und ich ließ meine Magie erlöschen. Sie sah einen Elfen und jagte ihm hinterher. "Was macht das Kind hier?", fragte Bunnymund verwirrt. Nord fasste sich in die Taschen und bemerkte, dass etwas fehlte. "Die Schneekugel." "Heiliger Hasenkönig, jetzt macht doch einer was!", rief Bunnymund. Ich lehnte mich gegen einen Stein und genoss die Show. Natürlich konnte ich helfen, aber ich wollte mal sehen, wie die anderen mit Kindern umgehen. Die haben, mit Ausnahme von Jack, nämlich fast nie was mit Kindern zu tun. Ein bisschen Spaß muss sein. Bei Nord schlafen die Kinder und Bunny versteckt die Eier, bevor die Kinder kommen. Nicht zu vergessen, dass es sich um einen Tag im Jahr handelt. Tooth lässt ihre Feen alles machen, was sie aber, wie sie gesagt hatte, bereut.

"Ich bin unsichtbar, schon vergessen", bemerkte Jack mit gehobenen Händen. Er lehnte sich neben mir gegen den Stein und verschränkte die Arme.

Tooth wollte sie beruhigen, indem sie ihr 'Zähnchen mit Blut- und Hautfetzelchen' zeigte. Damit wird man Kinder definitiv überzeugen. "Blut und Hautfetzelchen? Wann hattet ihr zuletzt was mit Kindern zu tun?", fragte Jack lachend. Sie spielte gerade mit den unbemalten Eiern.

"Wir sind damit beschäftigt, Kinder zu erfreuen. Wir haben keine Zeit - für Kinder?", versuchte Nord sich rauszureden. "Korrektur! Ihr habt keine Zeit für Kinder", meinte ich und zeigte auf die Drei.

"Wenn ein kleines Kind Ostern ruinieren kann, sind wir übler dran, als ich dachte", bemerkte Jack, als er eine seiner magischen Schneeflocken fliegen ließ. Sie landete Bunnymund direkt auf der Nase und er wurde verzaubert. Er begann zu lächeln und führte Sophie durch seinen Bau. Ich gab Jack ein High-Five.

Jack und Sophie staunten, als sie sahen, wie die Eier angemalt wurden. Es war faszinierend. Von Blumen, die Farben streuen, bis einen Fluss voller Glitzer. Ich hatte immer wieder gute Laune, wenn ich im Hasenbau war.

Hüter der Hoffnung. Wir haben gut gewählt, Tsar. Der Hase macht seinen Job ausgezeichnet.

"Es wird Frühling werden auf jedem Kontinent und mit dem Frühling bringe ich Hoffnung."

Ein Yeti malte Eier rot an. "Zu weihnachtlich, Keule. Mach die blau." Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Er hatte schon einen großen Stapel Eier rot angemalt und muss sie nun wieder umfärben. Armer Kerl.

Wir beobachteten wie die fertigen Eier durch Tunnel, an ihre Plätze wanderten. Sophie legte sich in Bunnymund Arm und schlief ein. "Nicht schlecht", murmelte Jack. "Selber nicht schlecht", sagte der Hase und lächelte zu Jack.

Hätte man mir vor ein paar hundert Jahren noch erzählt, dass die beiden mal klarkommen, hätte ich wahrscheinlich diese Person für verrückt gehalten oder ich hätte mich zu Tode gelacht. Kaum zu glauben, dass die beiden sich wirklich verstehen.

"Armer kleiner Firlefanz. Seht sie euch an. Fix und alle", flüsterte Bunnymund. "Ich kann sie nach Hause bringen", sagte ich und Bunnymund gab mir Sophie. "Ich komm' mit", sagte Jack, doch Tooth lehnte gleich ab. "Pitch ist-" Jack zeigte seinen Stab. "Dem hier nicht gewachsen." "Deswegen musst du bei uns bleiben", wandte Bunnymund ein. "Aber wenn Pitch Constanze erwischt, dann-" "Jack, keine Sorge, ich schaff' das schon. Es ist kein langer Weg. Ein Sternschnuppenfall und ich bin wieder da." "Ich komme zur Sicherheit mit. Ende der Diskussion." Ich seufzte. "Wir sind so flink wie ein Hase", versicherte Jack.

Jack, Babyfee und ich mit Sophie flogen zu Sophies Haus und ich legte sie sanft in ihrem Bett ab. Als wir die Mutter hörten, legte ich schnell ihre Decke über sie und wir flogen aus dem Fenster.

Draußen guckte sich Jack um. "Die Stimme. Ich kenne die Stimme", murmelte er. "Was ist los?", fragte ich.

Ohne auf meine Frage zu reagieren, flog er schnell in eine Richtung, die definitiv nicht zum Hasenbau führte. Babyfee und ich sahen uns fragend an und flogen hinter ihm her.

Was ist nur mit ihm los?

Mannys Schwester ( Jack Frost - Hüter des Lichts )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt