Kapitel 3

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Steph

Und wieder konnte sie dieses Miststück an seiner Seite ausmachen. Auch wenn er Georgina gar nicht zu beachten schien, so gab dieser einfach nicht auf, und sprach unermüdlich auf ihn ein. Ihr Finger strich dabei unaufhörlich über seine Schulter und es störte ihn noch nicht einmal. Und selbst wenn, zeigte er es ihr nicht. Zu gern wäre sie rüber gegangen und hätte ihn aus den Klauen des blonden Giftes befreit. Aber Stephanie war sich nicht mehr so sicher, ob er das überhaupt wollte. Es war das zweite Mal an diesem Tag, dass sie ihn mit ihr sah. Das konnte also kein Zufall sein. Seit sie ihn heute Morgen so abgespeist hat, schwelte ein unbarmherziges schlechtes Gewissen unter ihren ganzen miesen Gedanken. Jedoch hatte es dieses noch nicht bis an die Oberfläche geschafft.

Als Christian mit einem Mal beginnt schallend zu lachen, geht Steph dieses Geräusch direkt unter die Haut. Und das war der Moment, in dem sie wusste, sie hatte etwas wirkliches Wichtiges an ihn verloren. Etwas, das sie sich nicht eingestehen wollte oder konnte. Denn was, wenn er gerade dabei war, dasselbe Wichtige an Georgina zu verlieren.

Christian

Warum er lachte, wusste er gar nicht. Aber das was Georgina da von sich gab, war so lächerlich, dass es nicht hatte unterdrücken können. So lachte er sonst nur, wenn Stephanie sich mal wieder wirklich bescheuert anstellte. Es war ihr vorbehalten, ebenso wie sein Lächeln. Aber heute war ein komischer Tag und sonstige Gesetzmäßigkeiten schienen außer Kraft gesetzt zu sein.

"Ich wusste doch, dass es dir gefällt. Lass uns am besten gleich nach der Schule in die Stadt. Du kannst bestimmt ein guter Berater sein. Mein Kleid muss phänomenal sein." Und da war klar, dass Christian in der Tinte saß. Und zwar ganz schön tief. Er hatte seinen Gedanken nachgehangen, nur Fetzen mitbekommen, von dem was seine Tischpartnerin sagte und jetzt starrte er sie entsetzt an. Hatte er die Idee gerade noch witzig gefunden, dass Georgina wirklich dachte, er würde mit ihr shoppen gehen, so ließ sie sich nicht beirren und machte es gleich fest.

"Heute Nachmittag kann ich nicht", brachte er deshalb raus und schluckte den Kloß in seinem Hals runter, als er daran dachte, was Steph nur denken würde, wenn er wirklich mit diesem Biest unterwegs war.

"Lass uns uns einfach dann im Diner treffen und gut ist", schlug er schnell vor, bevor Georgina zu einem weiteren Redeschwall ansetzen konnte und stand auf.

"Bis später", nuschelte Christian verlegen, denn die ganze Situation wuchs ihm über den Kopf. Hatte er nur versucht, einmal nicht an Stephanie zu denken, war er beinahe in einen Shoppingmarathon mit diesem Mädchen geraten. Tief versunken in seinen Überlegungen, tauchte er erst wieder auf, als er mit jemandem zusammen prallte und auf seinem Hintern lachte. Mittlerweile war seine Laune am Tiefpunkt angelangt und er war gerade dabei, los zu meckern, als er in die vertrauten Augen von Stephanie blickte.

"T-tut mir leid. Hab dich nicht gesehen", stammelte er unbeholfen, während er versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Er hielt ihr seine Hand hin, welche sie mit eisigem Blick ignorierte und alleine aufstand.

"Komm schon Steph. Es tut mir wirklich leid. Ich habe meinen Fehler erkannt und stehe tief in deiner Ungunst. Aber bitte sieh mich nicht so an. Du fehlst mir."

Da Christian nicht wusste, was er sonst tun sollte, zog er seine Freundin in seine Arme bevor sie etwas erwidern konnte. Eng schlang er seine Arme um ihren schmalen Körper und er bemerkte erschrocken, dass sie leicht zitterte. Ohne es zu wissen was er tat, drückte er seine Lippen auf ihren Kopf und hörte ihr Schluchzen im nächsten Moment.

"Bitte Stephanie, du musst mir verzeihen. Was soll ich denn ohne dich nur tun? Ich bin doch aufgeschmissen. Ohne dich ist mein Leben ohne Freude", versuchte er sie umzustimmen, wurde aber nur mit Kraft nach hinten geschubst. Verwundert sah er in ihre braunen Augen, die ihn so kalt anfunkelten, als hätte er einen Mord begangen. Dabei war er es, der tausend Tode starb, wenn sie ihn so ansah.

Unterdrückte LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt