Kapitel 4

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Christian

Die Tage bis zu Stephanies Geburtstag gingen fiel zu schnell vorbei. Es fühlte sich an, als würden Wände ihm entgegen kommen und ihn gefangen nehmen. Dieser Tag sollte perfekt für sie werden und mit einem wunderschönen Abschluss ihr zeigen, dass es Menschen gab, die sie mehr liebten als alles andere auf der Welt. Seit er sich selbst eingestehen konnte, was er für sie empfand durchlief er die Tage mit einer ungewohnten Leichtigkeit.

Die quälenden Fragen in seinem Kopf waren verschwunden und er wollte einfach nur noch bei ihr sein. Es war, als hätte es diesen vermaledeiten Freitag gar nicht gegeben, ebenso wenig wie die darauffolgenden Tage. Erst als sie wieder mit ihm sprach und ihm verziehen hatte, setzte seine Erinnerung ein. Wie ein kleines Kind war Steph durch die verschiedenen Geschäfte gelaufen. Christian hasste shoppen, aber ihr dabei zuzusehen, wie sie viele Kleider aussuchte, anprobierte und wieder weg legte, war Ansporn genug, diesen Nachmittag zu überstehen.

Letztendlich hatte sie sich aber ohne ihn entschieden, denn Steph meinte, wenn sie schon ein Date hätten, dann würde er ihr Kleid erst dann sehen dürfen. Kurzzeitig hatte er Angst gehabt, ob dieses Wort und seine Bedeutung schwer zwischen ihnen hängen würde. Aber dem war nicht so. Steph war zur Tagesordnung über gegangen und schien gar nicht wahrgenommen zu haben, was er mit ihr vor hatte. Oder sie konnte es einfach besser überspielen als Christian selbst. Seit diesem verrückten Kuss am ersten Schultag konnte er nicht mehr einschätzen, was in ihr vorging und hatte große Probleme damit seine beste Freundin so wahrzunehmen wie vorher.

Denn immer öfter erwischte er sich in dieser Woche, dass er ihren Körper betrachtete, das Glitzern in ihren Augen oder musste den Drang unterdrücken, ihre Haare zu streichen. Die meiste Zeit wollte er sie einfach nur im Arm halten und allen anderen zeigen, dass da mehr war. Aber so lange er nicht wusste, was Stephanie dachte, würde er gar nichts tun.

Heute jedoch war es endlich soweit und er wart bereits seit sechs Uhr morgen wach, da er einfach zu nervös war. Christian hatte einen genauen Plan, was er heute tun wollte, wie er mit ihr einen gemütlichen Tag verbringen wollte, um anschließend Essen zu gehen und bei ihr einen Film zu sehen. Stephs Eltern wussten bereits Bescheid und würde den heutigen Abend bei Freunden verbringen. Sie waren ganz aus dem Häuschen, als er ihnen erklärte, was er vorhatte und Stephanies Mutter konnte sich den Kommentar nicht verkneifen, dass sie schon dachte, die beiden würden es nie merken.

Christian wusste nicht, was er darauf antworten sollte, fühlte er genauso. Vieles wäre so einfach gewesen, hätten die beiden einfach eher bemerkt, was sie verband. Aber sie waren unschuldige Kinder gewesen, blinde Teenager. Und vor allem beste Freunde. Über die man so nicht denken sollte oder für sie empfinden.

Als es endlich soweit war Stephanie abzuholen, war im Wagen seines Dads ein großer Picknickkorb gepackt, samt Getränken und einer Decke. Er hatte auch eine Jacke für Steph eingepackt, sollte das Wetter plötzlich umschlagen.

Kurz hupte er vor ihrem Haus und sie kam mit einem strahlenden Lächeln raus. Stephanie trug ein leichtes Sommerkleid mit dünnen Trägern. Es war cremeweiß und lauter kleine bunte Blumen waren darauf zu erkennen. Ihre Haare waren zu Abwechslung mal offen und umrahmten ihr Gesicht perfekt.

"Herzlichen Glückwunsch zum 18.", begrüßte Christian überschwänglich, der bereits außerhalb seines Autos gewartet hatte. Er schloss sie in seine Arme, drehte sich mit ihr mehrere Male um die eigene Achse, bis Stephanie kichernd und überschwänglich verlangte, wieder abgesetzt zu werden. Als sie sich wieder ansahen, war ihr Gesicht gezeichnet von Glück und Freude und er konnte nicht anders, als sie erneut an sich zu ziehen und ihre Lippen miteinander zu vereinen. Seine beste Freundin war einen Moment vollkommen erstarrt, aber schnell entspannte sie sich in seinen Armen und schien diesen Kuss ebenso zu genießen wie er.

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