Kapitel 3

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Christian

Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was geschah, nachdem er zugestimmt hatte, mit Stephanie essen zu gehen. Der Schrank schaffte es irgendwie an die vorgesehene Wand und danach hatte er sich verabschiedet. In seinem Kopf arbeitete es seit dem unermüdlich, ob er nicht einen großen Fehler machte, wenn er es zuließ, dass Stephanie wieder an seinem Leben teilnahm. Aber der größere Teil in ihm, konnte nicht nein sagen. Dieser Teil wollte bei ihr sein, sie festhalten und ihren Duft einsaugen. Sie am besten nie wieder gehen lassen.

Er fühlte sich zurück versetzt in diese Zeit damals, und als er jetzt klingelte, freute er sich auf den Abend. Es gab vieles zu bereden, Christian wollte alles von ihrem jetzigen Leben wissen. Dabei verdrängte er vollkommen die Tatsache, dass die Trennung von Andrew erst einige Wochen zurück lag, wenn überhaupt und Stephanie wahrscheinlich noch immer an ihm hing. Die Entscheidung, ob er darüber nachdenken sollte, wurde ihm abgenommen, als Steph vor ihm in der Tür auftauchte und ihm den Atem raubte. Sie trug nichts besonderes, sie hatten ausgemacht, in das kleine italienische Restaurant zu gehen in dem sie auch ihren Geburtstag feierten. Und doch gestand sich Christian ein, dass er sie nie schöner gesehen hatte.

Sie trug ein leichtes Sommerkleid aus dunkelrotem Stoff und einem schwarzen, dünnen Gürtel um die Taille. Die Haare hatte sie zu einem seitlichen Zopf geflochten, ihre Augen waren nur wenig geschminkt. Und doch strahlten sie ihn an. Seine Lippen hoben sich von ganz allein und sein Körper prickelte, als sie ihm einen sanften Kuss auf die Wange gab. Stephanie war ihm so nah, wie schon viel zu lange nicht mehr und seine Selbstbeherrschung hatte große Probleme, denn ihr Duft war einfach betörend.

Wie selbstverständlich hakte sie sich bei ihm unter und legte ihre Hand auf seinem Unterarm ab. Alles an ihr war wunderschön und er gestand sich ein, dass er sie noch immer liebte. Von ganzem Herzen und mit Haut und Haar. Wo sich diese Gefühle versteckt hatten wollte er gar nicht wissen, denn bisher war Christian davon überzeugt gewesen, nichts mehr für diese Frau an seiner Seite zu empfinden.

Während sie liefen, genoss er einfach nur ihre Anwesenheit. Er wollte die nun friedliche Stimmung nicht zerstören. Da auch Stephanie keinen Versuch unternahm ein Gespräch anzufangen, liefen sie einfach weiter und standen nach nur kurzer Zeit vor dem Lokal.

Er öffnete ihr wie selbstverständlich die Tür, gewährte ihr den Vortritt und folgte ihr zu dem reservierten Tisch im hinteren Teil des Gastraumes. Für ihn fühlte es sich an, als wären sie in der Zeit zurück versetzt worden. Es gab keinerlei Spannungen zwischen ihnen, die Stille fühlte sich angenehm an und er versuchte sich zu beruhigen. Christian würde diesen Abend gelassen über die Bühne bringen und sich danach Gedanken machen, was es bedeutete, dass sie jetzt hier waren. Zusammen.

Sie bestellten Wein und genau dieselben Speisen wie damals. Es war zu witzig, als sie beide es bemerkten und in schallendes Gelächter ausbrachen. Christian schmerzte der Bauch, als er sich endlich wieder beruhigen konnte und wie selbst verständlich legte er seine Hand auf ihre. Nur einen Moment schien es ihm, als wollte Stephanie ihm die Hand entziehen. Ließ es aber. Und sah ihn mit glühendem Blick an. Zu gern hätte er gewusst, was sie in diesem Moment dachte und ob es Steph genauso unwirklich vorkam wie ihm. Schon wieder schlug ihm das Herz bis zum Hals und er befürchtete bereits, dass er sich in ihrer Nähe nie wieder beruhigen konnte. Wie ein Teenager fühlte er sich bei ihr und wollte gar nichts anders. In der Zeit zurück versetzt. Nur, dass er dieses Mal alles richtig machen wollte.

"Erzähl mir von deiner Arbeit", forderte er sie auf, als der Wein serviert wurde und mit strahlendem Blick berichtete sie ihm von ihrer kleinen, scheinbar liebevoll eingerichteten Praxis ganz in der Nähe ihrer neuen Wohnung. Direkt angeschlossen war eine ebenso kleine Tierauffangstation, in der momentan ein kleiner Labradorwelpe aufgepeppelt wurde. Christian vermutete anhand der Intensität, wie sie ihn beschrieben, dass er ihr bereits sehr ans Herz gewachsen war.

Unterdrückte LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt