Kapitel 5

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Steph

Als sie erwachte, wusste sie sofort, dass etwas anders war, als vorher. Steph spürte es zwischen ihren Beinen, wo es sich ein wenig wund anfühlte. Aber gleichzeitig empfand sie ein Glücksgefühl, dass seines Gleichen suchte. Ihr Gesicht erstrahlte sofort und sie drehte sich auf die Seite. Sie war in Christians Armen eingeschlafen, vollkommen geschafft aber zufrieden und glücklich. Jetzt aber, als sie ihn nicht in ihrem Bett fand und auch seine Sachen verschwunden waren, überkam sie Unruhe. Es war nicht Christians Art einfach zu verschwinden, er sagte ihr immer wohin er ging und gerade nach diesem Tag und dieser Nacht, konnte sie nicht vorstellen, dass er ihr das antun würde.

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und suchte nach ihrem Handy. In ihre Decke gewickelt, ignorierte sie die leise Wut in ihrem Inneren, die versuchte ihre Gefühl zu übernehmen und erkannte enttäuscht, dass er sich nicht bei ihr gemeldet hatte. Natürlich versuchte Steph ihn anzurufen, denn sie war sich sicher, dass etwas passiert sein musste. Oder war es für ihn doch nur eine einmalige Sache und all die Sachen, die er ihr gestern gesagt hatte, waren gelogen? Sie konnte sich nicht erinnern, in seinen Augen einen Funken einer Lüge erkannt zu haben. Aber wie mit einem Eimer kaltem Wasser überschüttet, kam sie von ihrer Wolke zurück auf den Boden der Tatsachen und musste sich nach dem dritten unbeantworteten Anruf eingestehen, dass Christian sie einfach hatte sitzen lassen.

Er meldete sich den gesamten Tag über nicht mehr und auch am nächsten nicht mehr. Es war bereits Montagmorgen und Stephanie könnte nicht verhindern, dass die Wut und Enttäuschung die Oberhand gewonnen hatten. Sie wollte nichts mehr als einfach nur eine Erklärung von ihm. Christian würde ihr sagen, dass etwas passiert war, er weg musste und sein Handy die ganze Zeit über bei ihm zu Hause gelegen hatte. Stephanie traute sich nicht zu ihm zu gehen. Zu groß war die Angst, noch mehr enttäuscht zu werden und sich all die Schmetterling zwischen ihnen nur eingebildet zu haben.

Christian war ihr bester Freund. In den sie außerdem noch verliebt war und ihre Unschuld an ihn verloren hatte. Stephanie wollte sich einfach nicht vorstellen, dass er ihr so etwas antat. Nicht nach all den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten.

Geknickt und mit gesenktem Kopf machte sie sich auf den Weg zur Schule. Der Tag erschien ihr grau und trüb, genauso wie es auch in ihrem Inneren aussah. Sie hatte keinerlei Lust heute auf Menschen zu treffen, aber ihr Mum hatte darauf bestanden. Zwar wollte sie partout nicht erzählen was passiert war, aber es gab nichts was ihre Mum hätte umstimmen können. Sie nahm niemanden um sich herum wahr, nur das Christian auch nicht an ihren Spinten auf sie wartete. Noch ein wenig mehr zerbrach ihr Herz in diesem Moment und nur schwer, konnte sie die Tränen verbergen, die sich in ihren Augen sammelten.

"So ein hübsches Mädchen wie du, sollte nicht weinend an ihrem Spint stehen." Eine fremde Stimme neben ihr, ließ sie heftig zusammen zucken und sie knallte mit der Stirn gegen das Blech vor ihr. Genervt rieb sie sich die schmerzende Stelle und sah den Jungen kalt an.

"Was weißt du schon", pampte sie ihn an, obwohl er nicht einmal etwas für ihre Laune konnte. Dafür konnte nur ein Kerl etwas und dem würde sie den Kopf abreißen, wenn er ihr endlich unter die Augen treten würde.

"Mein Name ist Andrew. Das weiß ich. Und das ich dich am liebsten in den Arm nehmen würde." Dieser Andrew sprach ganz ruhig mit ihr, legte ihr wie selbst verständlich die Hand auf ihren Arm und ein unbekanntes Kribbeln machte sich an dieser Stelle breit. Sie wollte ihn am liebsten abschütteln, aber dieses Gefühl ließ sie stehen bleiben und sein Gesicht näher betrachten.

Seine Haare waren kürzer als Christians, seine Augen strahlten sie freundlich an und seine Lippen waren zu einem sympathischen Lächeln verzogen. Sie waren voll und rot und einen minimalen Moment überlegte sie, wie sie sich wohl anfühlten, wenn sie ihn küsste. Stephanie erschrak vor sich selbst und ihren Gedanken. Hatte sie sich doch vor 2 Tagen erst eingestanden, dass sie in Christian, ihren besten Freund und momentan von ihr meistgehassten Jungen, verliebt war.

Unterdrückte LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt