Kapitel 4

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Christian

Noch bevor er die Augen öffnete wusste er genau, dass Stephanie nicht mehr neben ihm lag. Schnaufend rollte er sich von seiner Seite auf den Rücken und legte sich einen Arm über die Augen. Christian musste nachdenken, was das bedeuten sollte. War sie nur gegangen um Frühstück zu besorgen? Bereute sie diese Nacht? Wollte sie es ihm heimzahlen, das er damals einfach weg war und sich tagelang nicht mehr bei ihr meldete? Dabei wusste Stephanie doch ganz genau, was damals vorgefallen war. Er erinnerte sich noch heute an ihr Gesicht, als er sie allein lassen musste. Lächelnd schlief Steph damals und es hatte ihm das Herz in Stücke gerissen, dass seine Mutter verlangte, alles auf später zu verschieben.

Hätte er sich damals bei ihr melden können, wäre sie nicht sauer auf ihn gewesen und wäre nicht für Andrews Anmachen offen gewesen. Zwar war sie bei Christians Rückkehr nicht mehr sauer, aber es hatte sich eine Distanz entwickelt, die die beiden so nicht überwinden konnten. Bis gestern hatte er gedacht, dass sie das niemals wieder konnten. Doch die Nacht belehrte ihn eines Besseren und trotzdem lag er jetzt allein in seinem Bett und zweifelte.

Christian zerrte sich seine Decke über den Kopf und sofort konnte er ihren Duft vernehmen. Nur eine Nacht hatte sie bei ihm geschlafen und doch roch der Stoff nach ihr. Der Knoten in seinem Magen zog sich unschön enger zusammen und er konnte nichts gegen die Zweifel in seinem Inneren tun. Stephanie war nicht mehr bei und er wusste aus Erfahrung, dass er ihr nicht einfach etwas unterstellen sollte.

Geistesabwesend griff er nach seinem Handy auf seinem kleine Nachtschränkchen und versuchte die nagenden Gedanken auszublenden. Es gab eine logische Erklärung dafür, dass sie jetzt nicht hier war und Christian würde den Teufel tun, ihr zu unterstellen, dass sie sich so an ihm rächte.

Müde und erschöpfte wählte er ihre Nummer und horchte geistesabwesend auf das Tuten im Hörer. Es war bereits das sechste Klingeln als endlich abgenommen wurde und Christian das angestrengte Schnauben einer Person vernahm. Jedoch war dieser Person nicht Steph, sondern ein männlicher Atem.

"Ja?", ertönte dann auch Andrews Stimme durch den Hörer und erschrocken ließ Christian das Handy fallen. "Stephanie, könntest du verdammt nochmal deinen Arsch hier her bewegen und selbst an dein Handy gehen", hörte er noch Andrew brüllen, bevor er energisch das Gespräch beendete. Sie hatte es also doch getan. Sie hatte mit ihm geschlafen, nur um direkt zu Andrew zu rennen. Christian hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte, aber er wusste, dass er keinen Grund hatte sauer zu sein. Das ätzende Gefühl in seinem Herzen jedoch ließ sich nicht ignorieren und er stöhnte genervt über sich selbst in sein Kissen. Das Stöhnen wurde zu einem Brüllen, in welches er all seine Wut und Enttäuschung steckte. Dabei war er nicht einmal so sehr auf Steph wütend. Sie hatten miteinander geschlafen, na und? Sie beide waren alt genug, dass so etwas vorkommen konnte. Und wenn man mal von ihrer Vorgeschichte absah, konnte man auch sagen, zwei Fremde hätten miteinander Sex gehabt. Es konnte nur ein schlechter Scherz sein, dass sich die Geschichte tatsächlich erneut abspielte, dass sie wieder eine so schöne Nacht miteinander verbrachten, nur damit Andrew alles zerstören konnte. Christian wollte ihm nicht die Schuld geben, aber er war der einzige Mensch auf dieser Welt, dem er ohne schlechtes Gewissen auf die Fresse hätte schlagen können. Denn wäre dieser Typ nicht gewesen, hätte Stephanie sich nicht von ihm abgewendet.

Stephanie

Wie konnte sie nur so dumm sein und Andrew alleine mit ihrem Handy lassen? Warum nur hatte sie sich überreden lassen, mit ihm kurz hoch zu gehen, um zu reden? Denn sie konnte sich bildlich vorstellen, was jetzt in Christian vorging und es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass ihr Exfreund jetzt mit diesem selbstgefälligen Grinsen auf ihrer neuen Couch saß.

"Du wolltest reden, also sprich. Oder verschwinde endlich. Ich habe besseres zu tun, als meine Zeit mit dir zu verplempern."

Stephanie kochte innerlich, denn als Andrew ihr sagte, dass Christian am anderen Ende gewesen wäre, war ihr das Herz in die Hose gesunken. Als ob Andrew gewusst hätte, was er mit seinem Besuch anrichtete, hatte er ihr Platz genommen und ihr dabei zugesehen, wie sie immer unruhiger auf und ab lief.

Unterdrückte LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt