Kapitel 7

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Dienstag war immer der schlimmste Tag der Woche. Die Fächer in der Schule machten mir weder Spaß, noch konnte ich sie. Außerdem war Dienstag immer der heißeste Tag der Woche. Frühling, Sommer und Herbst musste musste man damit rechnen, dass die Temperaturen dienstags mindestens bei 30° lagen. Zudem hatte ich dienstags immer am meisten Kunden und schuften in dieser Hitze machte nicht gerade viel Spaß.

In der ersten Stunde hatten wir Englisch. Eigentlich fand ich, dass Englisch eine schöne Sprache war, allerdings war ich wie in allen Fächern heute darin extrem schlecht. Das größte Problem war allerdings mein Lehrer. Er hasste mich abgrundtief. Ich könnte sagen es beruhte auf Gegenseitigkeit, weshalb es nicht so schlimm war. Das war meine Einstellung bei den anderen Lehrern, die mich hassten, aber dieser Lehrer hier vernachlässigte mich, warf mir abscheuende Blicke zu und behandelte mich einfach wie Dreck. Gott, wie ich diesen Mann hasste.

Henry tippte mich an und schob einen Zettel auf meine Hälfte des Tisches. Ich faltete ihn auf und las die Zeilen: Einen Freund.

Was sollte das denn heißen? Fragend schaute ich zu meinem besten Freund. Dieser kritzelte neue Zeilen auf einen neuen Zettel. Die Mission, las ich. Ein erschrockenes Husten entkam mir. Monsieur Ich-bin-der-beste-Lehrer-und-Mensch-auf-der-ganzen-Welt-und-du-bist-nur-ein-versuechtes-Mädchen schaute wütend zu mir. Er setzte sich langsam in Bewegung und als er vor mir zum Stehen kam schaute er mich auffordernd an. „Na los, gib mir die Zettel!", forderte er mich auf.

Ich wollte gerade die Zettel nehmen, doch da kam Henry mir zuvor. „Vergessen Sie es. Madison wird Ihnen die Zettel nicht geben, Monsieur Martin. Diese Zettel sind mein Eigentum, Sie haben kein Recht auf sie."

Verblüfft starrte unser Englischlehrer Henry an. „Henry, das ist mein Klassenzimmer. Deine kleine Freundin hat hier kein Recht dazu Zettel zu bekritzeln und somit meinen Unterricht zu stören."

Ungläubig schnaubte Henry. „Bei allem Respekt Monsieur, erstens habe ich die Zettel bekritzelt, oder wie sie es auch immer nennen wollen, und zweitens hat Madison in keiner Weise ihren Unterricht gestört."

Ich konnte sehen, wie unser Lehrer vor Wut kochte. „Hätte sie den Unterricht nicht gestört, würden wir diese Lächerliche Unterhaltung jetzt nicht führen."

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Ich hoffte nur, er würde es nicht tun. Aufhalten würde sowieso nichts bringen. Bitte tat er es einfach nicht. „Wie hätten Sie denn reagiert, wenn Valérie Zettel gelesen und gehustet hätte?" Und er tat es: Er rastete völlig aus. Die ganze Klasse schaute zu uns herüber. So schnell wie es ging umfasste ich seine Henry und drückte sie ganz feste. Somit konnte ich immerhin verhindern, dass er komplett ausrastete und auf unseren Lehrer losging. „Sie hätte nicht diese Unterhaltung hier angefangen. Sie hätten einfach ihren Arsch geküsst, weil Valérie ja sonst eine so gottverdammt gute Schülerin ist. Ist es nicht so? Ist es nicht so, dass Sie Madison einfach nur wegen ihrer Anfälle hassen? Ist es nicht so, dass Sie Madison einfach nur wegen dem, was sie zu sich selbst macht, hassen? Ist es nicht so?" Gerade wollte Monsieur Martin etwas sagen, doch Henry ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Sie können jetzt sagen was Sie wollen. Sie können mich aus Ihrem Unterricht rausschmeißen. Sie können mich zum Schulleiter schicken. Aber eins sage ich Ihnen: Sie können ja nochmal darüber nachdenken und wenn Sie zur Kenntnis gekommen sind, dass ich Recht habe, dann können wir ja nochmal zum Schulleiter gehen. Mal sehen, was der dazu sagt!"

Daraufhin sagte der Lehrer nichts mehr, sondern ging einfach schnaubend nach vorne und führte den Unterricht fort. Langsam ließ ich Henry Hände los und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Was wäre ich nur ohne ihn gewesen... eine Person, die gar keine Zettel bekommen hatte?

Einen ganz besonderen MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt