Kapitel 7: Blutrotes Morgenlicht

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Bronzefarbenes Licht schob sich durch die Täler und kündigte den Morgen an.

Morgen, dachte ich und blinzelte verwirrt. Wie kann der Anfang vom Ende so schön sein? Ich seufzte tief, während ich meinen Blick über die kalte dunkle Fläche zu meinen Füßen schweifen ließ. Wieso hatte ich mich überhaupt auf das Duell eingelassen, wenn ich schon davon ausging, dass es mein Ende sein würde?

Weil ich keine Wahl hatte? Weil ich ohnehin verhungern würde?

Meine Arme fühlten sich kalt an. Ob das an den Spuren der Nacht lag oder an meiner Angst, wusste ich nicht. Ich verschränkte sie und fühlte mich gleich darauf ein kleines bisschen besser. Dieser Boden unter mir, die Berge, die Menschen, die allmählich eintrafen - all das fühlte sich so surreal an. Ich beobachtete sie still und wusste nicht so ganz, was ich empfinden oder gar denken sollte. Mein Kopf war wie leergeblasen.

Nevis, Majvi und ich waren die Ersten in der Arena gewesen, nun kamen immer mehr Bürger dazu. Nevis und Majvi hatten sich unter sie gemischt, während ich einsam inmitten des Schlachtfeldes zurück blieb. Nur Mevena stand noch bei mir. Sie hatte mir behutsam eine Hand auf die Schulter gelegt und beobachtete regungslos die Eintreffenden. Ich versuchte immerzu Nevis im Auge zu behalten. Denn während Mevena nur ohne die Miene zu verziehen nach vorne blickte, nickte er mir aufmunternd zu. Erst als es lauter um uns herum wurde, wandte er sich ab und verschwand in der Menge.

Beunruhigt starrte ich ihm nach und wartete darauf, dass er zurückkehren würde. Doch er kam nicht mehr. Nun wurde mir schon mulmiger zumute. Mevena musste das bemerken, denn sie drehte den Kopf zu mir um. »Bleib aufrecht«, zischte sie mir zu, »niemand soll deine Furcht bemerken.«

»Warum nicht?«, murmelte ich tonlos. Eigentlich wollte ich nicht mit ihr sprechen. Ich tat es nur, um mich abzulenken.

»Weil hier nicht nur unsere Freunde sind, sondern ebenso unsere Feinde, die begierig darauf warten, deine Angst auszunutzen. Vergiss das nicht.«

Ich sah durch die Menge. Einige Gesichter kamen mir bekannt vor, andere wiederum nicht. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich mein ausdrucksloses Starren fortsetzte.

Laute Musik ertönte. Bläsermusik, und Trommeln, und taktvolles Stampfen. Die Musik war so laut und fröhlich, dass sie mich an ein Fest erinnerte. Natürlich - jeder außer mir sah glücklich aus. Sie alle sahen das Duell als Chance auf Frieden. Sie hatten nichts zu verlieren, ich alles.

Die Menge teilte sich und eine Kutsche, gezogen von zwei großen Lipizzanern, fuhr zu mir vor. Nun wurde die Musik leise. Ganz leise. Ein schwarz gekleideter Kutscher stieg vom Wagen ab und öffnete elegant die Seitentür. Das Trompetenspiel wurde auf einmal ganz laut und schallend, als eine junge blonde Frau in einem altrosafarbenen Spitzenkleid aus der Kutsche trat, gefolgt von einem etwas älteren, bärtigen Mann. An seinem langen roten Umhang und der goldenen Krone erkannte ich sofort, dass es der König war. König Cifan Noval, Herrscher eines Landes, das weder Grenzen noch ein Ende hatte. Er war allmächtig und niemand würde eine solche Macht freiwillig aufgeben. Ich blinzelte kaum während ich ihn anstarrte. Eine Weile lang konnte ich nicht viel von ihm erkennen, denn er schritt durch die Reihen, um sein Volk zu begrüßen. Und wie es aussah begrüßte er ebenso seine Feinde. Dieses Duell würde für einige eine Art Friedensvertrag sein, aber eben nur für einige. Ich schluckte, als sich zum ersten Mal unsere Blicke trafen. Nur kurz, ehe er sich wieder abwandte und zum Thron schritt. Sechs Leibgarden folgten ihm.

Der Thron war gigantisch und aus Diamant gemeißelt. An manchen Stellen war er so durchsichtig, als bestünde er aus Luft, an anderen wiederrum erzeugte die Sonne auf ihm ein irres Farbenspiel. Farben, die Macht symbolisierten. Mit steinernem Blick verfolgte ich König Cifans Schritte und sah ihm dabei zu, wie er sich langsam niederließ und den Kopf hob.

Herzensjägerin - Dunkle MelodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt