Kritisch musterte ich den Wolkenkratzer vor mir. Doch der Schriftzug, der einschüchternd über dem gläsernen Eingang prangte, ließ mir leider keine Zweifel. J.P. & Morgan Company! - Ich war hier richtig. Hatte es gegoogelt. Es gab in ganz New York. Nein, in den gesamten USA, keine zweite Firma, die so hieß. Was hatte sich mein ehemaliger Chef nur dabei gedacht? Als hätte ich bei so einer Firma eine Chance!
Ok, Alex tief durchatmen.
Du packst das.
Du bist gut in deinem Job!
Genau deswegen hat dir dein Chef diese Chance eingeräumt!
Ja, aber musste es ausgerechnet im Finance Distrikt von Manhattan sein?
Ich sah mich auf der belebten Straße um. Wo man hinsah, hetzten Menschen wie Ameisen umher. 90 % mit ihrem Smartphone am Ohr oder wild drauf rumtippend. Gut, dass ich einige Jahre in Dublin gelebt hatte und oft Großstädten wie London und Berlin, durch meinen Job, besuchte. Wäre ich direkt aus meinem Heimatort Glanworth, eines dieser verschlafenen und urigen Dörfchen mit Märchenflair, die so typisch für Irland waren, hergekommen.
Ich wäre bereits am Flughafen am Kulturschock gestorben. Dennoch selbst in Dublin oder auch Berlin, hatten die Menschen noch so etwas wie Zeit. Hier jedoch bedeutete jede Sekunde Geld und die Menschen flitzten umher, ohne auf etwas anderes als sich selbst zu achten.
Eine wahre Smombie Apokalypse.
Ich atmete tief durch und prüfte noch einmal die Lage meiner dunkelbraunen Haare. Ok ich gebe zu sie sahen wie gerade aufgestanden aus.
Aber ich fand Haargel affig und ich befand, dass es mir ganz gutstand. Ließ sich auch schlecht ändern. Nervös richtete ich zum gefühlt 100-mal, mein Hemd und Sakko. Auf eine Krawatte verzichtete ich bewusst. Ich stand mit ihnen einfach auf Kriegsfuß.
Mehr oder minder zufrieden setzte ich ein lockeres Lächeln auf, das meine dunkelgrünen Augen heller wirken ließ und steuerte zielstrebig den Empfangsbereich der hellen Eingangshalle an. Die geschäftig wirkende Dame hinter der Empfangstheke ließ mein Lächeln breiter werden. Ich empfand mich mit meinen 1,78 schon nicht gerade groß, aber sie wirkte hinter ihrer hölzernen Tischmauer geradezu winzig.
Ihre rotblonden Haare trug sie brav zusammengebunden, was einige vorwitzige Strähnen nicht davon abhielt ihr ins Gesicht zu fallen. Ihr puppenhaftes Gesicht zierten unzählige Sommersprossen.
Könnte es sein?
Ich schielte zu ihrem Namensschild.
Amy O'Mara. Na, das testen wir doch gleich mal aus.
„Guten Tag schöne Frau“, sprach ich sie charmant auf Gälisch an.
Ihr Kopf ruckte erschrocken hoch. Mit großen grünen Augen sah sie mich an. Ich befürchtete schon ich hätte mich vertan und sie könne kein Gälisch, doch dann antwortete sie mir mit einem Lächeln,
„Du meine Güte erschrecken sie mich nicht so! Hat man ihnen nicht beigebracht, dass man sich nicht an andere Leute anschleicht!“
Entwaffnend hob ich die Hände. „Bitte verzeihen sie. Ich werde es mir merken.“
Belustigt schüttelte sie den Kopf. „Was führt sie den zu uns, so weit weg von der Heimat?“
Erst wollte ich ihr so etwas wie, ich bin auf der Suche nach bezaubernden Irinnen entgegenbringen, entschied mich dann aber dagegen.
„Alexander Wolf, ich habe einen Termin mit Herrn Morgan“
Ihr Gesicht huschte über einige Listen, um mich dann nervös anzustarren. Ich lachte auf, da ich mir schon vorstellen konnte was in dem kleinen Köpfchen vor sich ging.
„Seien sie unbesorgt man wird mich verstehen können.“, beruhigte ich sie mit akzentfreiem Englisch.
Erleichtert atmete sie aus. „Jetzt haben sie mich schon zum zweiten Mal erschreckt. Mein armes Herz.“
„Sollte ich die Stelle bekommen entschädige ich sie mit einem Kaffee.“ Dabei zwinkerte ich ihr vergnügt zu. Und tatsächlich wurde sie leicht rot um die Nase.
„Ich weiß nicht ob mein Freund das so gut findet…“, wehrte sie bereits ab, doch ich stoppte Sie. „Glaube sie mir es wäre eher gefährlich, wenn ich mit ihrem Freund ausgehen würde, als mit ihnen“ Jetzt fing sie an zu kichern. „Sie sind unmöglich! Machen sie, dass sie rauf kommen. Sie werden im 70 Stock erwartet!“ Und winkte mit ihrer Hand Richtung Aufzüge.
„Jawohl Ma'am. Wie sie wünschen!“, verbeugte mich übertrieben und verschwand im Aufzug.
Doch kaum schlossen sich die Türen der Kabine, kehrte auch meine Nervosität zurück, von der mich dieses kleine Geplänkel abgelenkt hatte. Ich hatte an sich kein Problem mit Höhen, aber 70 Stockwerke sind doch eine andere Hausnummer. Vor allem wenn das ganze Ungetüm aus Glas bestand. Inklusive des Fahrstuhls, so dass man schön mitansehen konnte wie hoch man fuhr!
Das kitzelte doch jede noch so verborgene Phobie hervor.
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Love&Company ~Alex~ ( Abgeschlossen)
RomanceAls der Halbire Alexander Wolf in Manhattan eintrifft, ist er fest entschlossen seiner neuen Anstellung bei der J.P & Morgan Company mehr als gerecht zu werden. Er war ein lebensfroher Mensch, der kein Blatt vor den Mund nahm. Und trotzdem zählte er...