Zwei Wochen waren vergangen, seit der Geschäftsreise und dem kleinen, nennen wir es Büro-Zwischenfall. Halloween stand vor der Tür. Sarah und Amy, die seit dem Abend im Seven Sin, eine tiefe Freundschaft entwickelt hatten, hatten die Schirmherrschaft über die Halloween Party in der Firma übernommen. Die gesamten 40 Etagen, in der sich die Konvergenz Räume befanden, wurden zu einem riesigen Gruselkabinett. Bis auf einige Helfer war diese Etage gesperrt.
Was zu meinem Erstaunen, die beiden Oberbosse schmunzelnd tolerierten. Andererseits waren die beiden im Duo echt furchterregend, wenn man versuchte ihnen reinzureden.
Als es ums Budget ging, hatte Sarah mit den beiden gefeilscht wie auf einem türkischen Basar. Ich konnte mich vor Lachen kaum halten, als die kesse Blondine mit einem 10.000 Watt Lächeln das Büro verließ.
Die anschließende Anspielung, auf imaginäre graue Haare bei Morgan hätte ich mir allerdings verkneifen sollen. Oder, dass er alt war.
Aber der Versuch mich mit einem Päckchen Büroklammern zu bewerfen, getroffen hatte er nicht, musste bestraft werden. Stattdessen ging er dazu über mich mit Arbeit zu zuschütten. So kam ich weder dazu mir ein Kostüm zu kaufen noch würde ich es heute schaffen vor der Party heimzukommen. Doch dank Amy, dem kleinen Engel, konnte ich mich zumindest im Büro umziehen. Sie hatte mir geschrieben, dass sie mir eins gekauft hatte und es mir vorbeibringen würde.
Als kurz vor 16.00 Uhr meine Tür aufging dachte ich zuerst Amy wäre endlich da. Doch als ich von meinem Schreibtisch aufsah zuckte ich erschrocken zusammen.
Vor mir stand Miss Oberzicke. Cassidy Ryder war die Sekretärin/Vorzimmerdame/ Mädchen-für-alles der Rechtsabteilung und versuchte seit einer halben Ewigkeit meine Stelle zu bekommen und das wohl nicht immer mit fairen Mitteln. Dazu zählte ich auch den Versuch mich mit ihrem Vorbau zu ersticken.
Wir alle waren überzeugt das sie Mr. Morgan wohl nicht nur bei der Arbeit assistieren wollte.
"Kann ich Ihnen helfen Ms. Rayder?" Ich versuchte neutral zu klingen und nicht den Mund zu verziehen, als sie sich auf der Tischplatte abstützte und mir ihren tiefen Ausschnitt und ihre garantiert gemachten Brüste präsentierte.
"Aber Alex mein Lieber nenn mich ruhig Cassy, alle meine Freunde tun das." Sie versucht sexy zu klingen, doch ich empfand ihre Stimme wie altes Kaugummi, zäh und klebrig. Seit wann waren wir Freunde? Bis jetzt hatte sie entweder versucht mich mit Blicken zu töten oder mich anzutraben, wenn sie mir Unterlagen brachte oder wir uns über den Weg liefen.
"Ms. Rayder das ist sehr schmeichelhaft, aber das ist mir etwas zu persönlich." noch während ich sprach huschte sie um meinen Schreibtisch herum wie eine Spinne auf Beutezug und kam mir malwieder unangenehm nahe. "Ach Alex so charmant, höflich und zurückhaltend. Gefällt mir. Aber bei mir darfst du ruhig etwas rangehen." zur Betonung fuhr sie mir mit ihrer Hand über die Brust. Ihre roten Krallen kratzen über den Stoff meines Hemdes. Ich versuche verzweifelt zurück zu weichen, da ich sie nicht anfassen wollte.
"Ms. Rayder bitte lassen Sie das."
"jetzt zier dich nicht so, keiner kann da widerstehen!" aufdringlich versuchte sie auf meinen Schoss zu rutschen.
Jetzt reicht aber! Ich packte sie am Arm und drückte sie weg. Gleichzeitig sprang ich vom Stuhl auf und machte einen Satz nach hinten. Der Stuhl krachte um und ich verlor fast das Gleichgewicht. Nur hielt sie das nicht ab. Wieder ging sie auf mich zu. Doch diesmal rettete mich das Öffnen der Tür. "Was ist denn hier los?" rief Amy entsetzt. Mit großen Augen starrte sie zwischen mir und der Blondine hin und her.
Diese ergriffen zuerst das Wort „Nichts was dich etwas anginge Ginger!" bei dem Abwertenden Wort für eine Rothaarige Person knurrte ich leise. Was erlaubte sie sich eigentlich! Das schien auch Cassidy zu bemerken und strich ihre Klamotten glatt, Rümpfte die Nase. Dann zwitscherte Sie mir ein „wir sehen uns später" zu und verschwand.
„Gott sei Dank bist du da, die hat sich glaube ich, einmal zu oft die Haare blondiert!" tief atmete ich durch, hob meinen Stuhl auf und ließ mich hineinfallen.
„Für mich sah es eher so aus als wärst du ihr Mittagessen. Hast geschaut wie ein Hase auf der Schlachtbank."
Ich schnaubte " Sehr witzig Amy, oh Gott wenn das jemand mitbekommen hätte, wenn das Mr. Morgan mitbekommen hätte."
"Hey jetzt beruhig dich mal. Du hast Mr. Morgan doch gesagt, dass du auf Männer stehst. " Ich nickte und bedeutete ihr weiterzusprechen.
„Na, siehst du und man sah eindeutig von wem das ausging. Egal welche Anfälle Terrorbarbie da gerade hatte. Sie ist weg. Und... hier ist dein Kostüm!" Hyperaktiv wedelte sie mit der Tüte vor meinem Gesicht rum. "Und wie versprochen eine Maske kein Make up!" verkündete Sie stolz.
Na, da war ich jetzt gespannt. Behutsam packte ich den Inhalt aus. Und ich war ehrlich erstaunt. Es war das Outfit eines englischen Edelmanns um 1900 rum, eher früher als später komplett in schwarz mit blutroter Weste einem Cape und Zylinder, dazu eine venezianische schwarze Karnevalsmaske, die im Aufbau der Maske eines Pestarztes ähnelte.
Ich schmunzelte. "Lass mich raten Jack the Ripper? Aber du weißt es ist nicht bewiesen, dass er so etwas trug."
„Das ist ja auch eine Halloween Party und kein historisches Cosplay für Nerds! Sieh zu, dass du rechtzeitig um 19.00 Uhr unten bist. Sonst komme ich dich holen!" Ich nickte ihr brav zu. „Sag mal Alex" Sie wurde mit einem Mal ganz leise. „Hast du etwas von Joshi gehört, kommt er zur Party? Oder hat er vor sich ewig in seinem Büro zu verbarrikadieren?"
Hilflos zuckte ich mit den Achseln. „Ganz ehrlich ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mal ob er überhaupt noch heimfährt oder bereits da unten schläft. Es ist jedenfalls nicht gesund was er macht. Ich hatte gehofft, dass das Gespräch mit Parker etwas gebracht hätte. Stattdessen schlecht er sich heimlich ins Büro! Sollte er nicht auftauchen schick ich ihm Parker auf den Hals, der fragt mich doch sowieso jedes Mal nach ihm." Und schien jedes Mal ehrlich enttäuscht, wenn ich ihn abwimmelte. Natürlich war ich darauf bedacht meinen besten Freund zu schützen, doch ich schätze Parker als ehrliche Person ein. Halt einfach „etwas" zu groß geraten. Nur Joshi war gefangen in seiner Angst, war dabei so stur und unnachgiebig, dass selbst ich es schwer hatte. Computer waren ihm einfach lieber, die taten ihm nicht weh oder versuchten seinen besten Freund mit einem Springmesser in Schaschlik zu verwandeln. Damals hatte ihn das so erschüttert das selbst ich nicht in der Lage war, seinen irren Stiefvater aufzuhalten, dass er geflohen ist. Nach Amerika. Er war weg noch bevor die Wunde verheilt war. Und dennoch hatte ich ihn verstanden. Es war seine Art, mir zu zeigen, dass ich mich um mich selbst kümmern sollte, dass er sich die Schuld gab. In seinem Denken beschützte er mich so. Es war natürlich Blödsinn und hätte ich in vor 5 Jahren zu fassen bekommen, wäre ich auch wütend gewesen. Doch heute war ich einfach nur happy, dass er wieder in meinem Leben war und dass er es auch ohne mich schaffte. Irgendwie zumindest. Er hatte es schließlich geschafft das ihn keiner in der Firma wahr nahm nicht einmal Amy die eigentlich jeden kannte. Doch Parker hatte ihn gesehen. Schon vor meiner Zeit das wusste ich durch Sarah. Nur war Joshis zweites Talent die Flucht vor allem was unangenehm war. Und da er es durchbekommen hatte das sein Büro im Keller bei den Serveranlagen war, fand ihn auch keiner. Und seit seiner fixen Idee das Firmensystem neu zu schreiben sah nicht mal ich ihn. Naja, und Mr. Parker war so gesehen für das Personal zuständig. Im Großen und Ganzen, fällt ja auch unter interne Angelegenheiten, oder?
Ich begann zu grinsen und sah wie Amy fragend die Augenbrauen hob. „Was geht in deinem Köpfchen vor Alex?" Ich zuckte mit den Schultern „Nichts besonderes, wirst du dann schon sehen. Ich habe da so eine Idee wie ich unseren kleinen Nerd hervorlocken kann."
„Na dann bin ich mal gespannt. Bis später"
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Love&Company ~Alex~ ( Abgeschlossen)
RomanceAls der Halbire Alexander Wolf in Manhattan eintrifft, ist er fest entschlossen seiner neuen Anstellung bei der J.P & Morgan Company mehr als gerecht zu werden. Er war ein lebensfroher Mensch, der kein Blatt vor den Mund nahm. Und trotzdem zählte er...