Kapitel ACHT

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02. September 98'

Das ich am ersten Schultag über eine Stunde vor meinem Wecker wach wurde, war ja irgendwie klar. Warum sollte ich auch schlafen, wenn ich bereits vier Stunden Schlaf hatte? Würde doch völlig ausreichen, oder? Jedenfalls war mein Gehirn der Meinung, denn es ließ mich auch nicht mehr weiterschlafen.
Zerknirscht ging ich zuerst ins Bad und stand anschließend unentschlossen vor dem Kleiderschrank. Die Jeans und ein Shirt? Oder ein Hemd? Oder ein Pullover? Ich beschloss einfach nur eine Jeans und ein Shirt anzuziehen. Warum sollte ich mir noch länger Gedanken darum machen? Und weil meine Hose erstaunlich locker saß, zog ich den Gürtel noch ein Stück enger, wobei ich bemerkte, dass er fast zwei Löcher enger zu sein schien, als noch vor einigen Monaten...
Bevor ich das Zimmer verließ, um zum Frühstück zu gehen, zog ich mir noch einen der Pullover drüber, die ich jedes Jahr von Molly bekam. In einem erstaunlich neutralen Grau mit grünem „H". Den würde ich nicht im Unterricht tragen, aber noch war es kalt...
Ich öffnete mit einem Stück Pergament und einer Feder in der Hand die Tür und bemerkte erst, dass etwas davorstand, als ich ins Straucheln kam. Es war ein Karton. Nicht klein, aber auch nicht riesig. Es war in braunem Papier eingepackt und oben stand in leichter, schnörkeliger Schrift mein Name. Hermine? Es sah aus, wie ihre Schrift, aber wie sollte schon ein Paket von ihr vor meine Tür kommen.
Ich bückte mich, um es aufzuheben, als mir die kleine Karte daneben auffiel.

Das kam gestern Abend noch per Eileule.
M. McGonagall

Überrascht hob ich das Paket hoch und verschwand wieder in meinem Zimmer. Zum Frühstücken war immerhin noch genügend Zeit. Ich löste das Papier und zog eine schwarze Box heraus. Sie hatte kein Muster und war auch nicht beschriftet. Also öffnete ich sie.
Als erstes fiel mir ein kleiner, handgeschriebener Zettel in die Hände.

Ich habe gesehen was du eingepackt hast. Ich hoffe nicht, dass du in Jeans und Shirt unterrichten willst.
Ich habe etwas für dich besorgt.

Hermine

Wow. Ich sah an mir runter und die blaue Jeans schien mich zu verspotten. War ich so durchschaubar, oder kannte sie mich einfach zu gut nach all den Jahren? Wahrscheinlich ein bisschen von beiden. Ich zog das dünne, knisternde Papier auseinander und zum Vorschein kam ein weißes Hemd und eine passende Weste. Dazu noch eine schwarze Anzugshose, die mit den perfekten Bügelfalten da lag. Das war nicht ihr Ernst. Warum sollte ich sowas anziehen? Aber vielleicht hatte sie recht? Hatte sie nicht immer recht? Immerhin war es Hermine.
Als ich das erste Outfit heraushob, kam noch viel mehr zum Vorschein. Unsicher hob ich den Karton nochmal hoch, aber anscheinend hatte sie einen Ausdehnungszauber verwendet, denn so viele Kleidungsstücke hatten definitiv keinen Platz in dieser Box. Auch, wenn man die beste Falttechnik hatte, die es gab.
Verschiedene Hemden in verschiedenen Farben. Blau, Grün, grau und vor allem weiß. Alle perfekt gebügelt. Kaum hatte ich sie auf meinem Bett verteilt, begannen sie zu schweben und hängten sich wie von alleine in meinem Kleiderschrank auf.
„Hermine...", flüsterte ich halb erstaunt, halb genervt.
Die Hosen waren alle schwarz und sich die Westen waren fast alle schwarz, nur manche in einem helleren Grauton. Als der Karton endlich leer, und ich mit den Nerven ebenfalls am Ende war, war der Kleiderschrank prall gefüllt. Und ordentlich noch dazu. Alles war fein aufgehängt und nach Farben sortiert. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, bis ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen konnte. Sie hatte wohl recht... aber zum Frühstück würde ich mich sicher nicht in diesem Aufzug blicken lassen.

Während des Frühstücks, die große Halle war bis auf wenige Schüler komplett leer, schrieb ich Hermine und Ron einen Brief. Wie ich es von Anfang an geplant hatte, nur, dass ich mich jetzt auch noch für die Kleidung bedankte und versprach, sobald ich zu Besuch kam, ein paar Galleonen da zu lassen.
„Hey Harry. Wie sieht's aus? Nervös?", fragte Neville unsicher, als wir uns in einem der Korridore begegnet waren. Er trug eine schwarze Jeans, ein weißes Hemd und darüber einen schlichten grauen Pullunder. Und natürlich den schwarzen Umhang, auf dem das Hogwarts-Wappen prahlte. Mir war nie aufgefallen, dass die Lehrer das Wappen trugen. Oder war es nur Neville? Bei mir war es jedenfalls nicht zu sehen...
„Ja...", gab ich zu. „Und du?"
„Ja, und wie... aber es wird schon. Luna hat mir vorhin geschrieben, dass sie geträumt hat, dass mich meine Schüler mögen und sie alle Kräuterkunde lieben."
„Das ist... schön.", kam es fast wie eine Frage aus meinem Mund.
„Dich werden sie bestimmt auch lieben. Ich weiß ja, was du kannst. Du bist ein toller Lehrer.", gab er sofort hinterher, als müsste er sich dafür entschuldigen, dass seine Freundin nicht von meinem Erfolg geträumt hatte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 19 ⏰

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