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Auf dem Schrank sehe ich ein kleines schwarzes Teil, das mir vermutlich nicht aufgefallen wäre, hätte ich die Schranktür nicht offen stehen lassen um schon ein paar meiner Sachen einzuräumen.

Mit einem Stuhl aus dem Esszimmer gelingt es mir das Teil genauer anzusehen. Geschockt muss ich feststellen, dass es sich hierbei wohl um eine Kamera handelt. Ob sie Livebilder überträgt oder der Speicher regelmäßig ausgelesen werden muss kann ich auf die Schnelle aber nicht einschätzen. Ich bin nur verdammt froh, dass ich mich noch nicht meiner Klamotten entledigt habe. Wer weiß wo diese kleinen Videos landen und welche Perversen sich sowas dann auch noch ansehen.

Wohlwissend, dass diese Kamera höchstwahrscheinlich nicht die einzige ist, erspare ich mir die Mühe alles danach abzusuchen und zu riskieren, dass ich eine auch nur vergessen könnte und packe stattdessen alles wieder in meinen Koffer. Den Hausschlüssel lasse ich, wie zuvor vorgefunden auf dem Wohnzimmertisch liegen mit der kleinen Notiz, dass ich eine Kamera gefunden und deshalb nicht hier wohnen werde. Da die Haustür bereits offen war, weiß ich nicht so recht, ob ich dem Vermieter die Schuld geben soll oder ob sich ein Fremder hier Zutritt verschafft oder gar ein Vormieter die Kameras installiert hat.

Da ich mir Vorkasse bezahlen musste, werde ich mein Geld erstmal nicht wieder sehen, bis alles mit dem Eigentümer geklärt ist. Diesem werde ich später eine Mail schreiben.

Nun stehe ich also wieder am Straßenrand, mit meinem Koffer, nur mit dem Unterschied, dass ich jetzt keine Bleibe habe. Und das für einen unbestimmten Zeitraum. Doch schon alleine eine Nacht in einem fremden Land ist schlimm genug.

Da ich nun ungeplante und ungewisse Ausgaben für eine neue Unterkunft haben werde, kann ich mir den Luxus eines Taxis bis auf weiteres erst mal nicht mehr leisten und gehe zu Fuß wieder in die Richtung aus der ich gekommen war, bis zum nächsten Lebensmittelgeschäft. Eines der guten Dinge hier in Seoul ist, dass viele Geschäfte bis spät geöffnet haben und man dort sogar essen darf.

Mit meinem Smartphone checke ich wo sich der nächste Kiosk befindet. Dieser ist gar nicht so weit weg und liegt aufgrund der Entfernung wohl in diesem modernen Viertel, das ich zuvor mit dem Taxi durchfahren habe.

Schon bald wird es anfangen zu dämmern, weshalb ich mich lieber etwas beeile. Mein Koffer hoppelt neben mir her und meine Schultern fangen schon langsam an zu schmerzen von meinem schweren Rucksack. Doch schon von weitem sehe ich das leuchtende Neonschild des Lebensmittelgeschäfts und bin echt erleichtert. Zu meinem Glück dufte ich zudem noch feststellen, dass sich direkt bei dem kleinen Laden das Entertainment einer meiner Lieblingsgruppe befindet. Ateez. Ich stehe also tatsächlich  vor KQ Entertainment. Diesen Punkt kann ich also schon mal abhaken.

Mit meinem Koffer trete ich durch die Türen des Ladens und sehe mich in Ruhe um. Meine Wahl fällt auf Wasser und Cupnoodles. Das muss erstmal reichen um für den Moment satt zu werden. Ich bezahle, lasse kochendes Wasser in meine Ramen und setze mich an den Tresen, der sich direkt am Fenster befindet. Jetzt, als ich das Essen so vor mir sehe, habe ich doch mehr Hunger als ich dachte; ist auch kein Wunder, seitdem ich angekommen bin habe ich weder getrunken, geschweigenden etwas gegessen.

Nach ein paar Bissen stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren, öffne Spotify und drücke play. Promise. Es ist einfach einer meiner absoluten Lieblingssongs. Was für eine Ironie. Ich sitze hier keine 100 Meter von KQ Entertainment. Vielleicht sollte ich meinen Eltern endlich schreiben, dass ich angekommen bin. Von den aktuellen Umständen müssen sie zumindest noch nichts wissen. Sie würden sich nur, wenn auch berechtigt, Sorgen machen.

never fall in love with an idol ~ p.sh Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt