Kapitel 1 - Neumond

333 16 9
                                    

Definition Neumond:

Mondphase, während deren die der Erde zugewandte Mondseite nicht von der Sonne beleuchtet wird und somit unsichtbar ist.


"Ma?!!...Pa?!!....wo seid ihr?"

"MAAAA....NEIN!!"

Die menschenleere, kurvige Straße stand ein paar cm unter Wasser.
Es war Nacht, eine finstere, mondlose Nacht.
Blitze erhellten den Himmel in der Ferne ab und zu und Donner grollte immerwieder aus der gleichen Richtung.

Der Regen, der gerade noch ein Vorhang aus schier undurchdringlichem Wasser gewesen war, hatte sich zu ein paar vereinzelten, fast unschuldigen, lächerlichen Tröpfchen zurückentwickelt, die nicht mehr erahnen ließen mit welcher Gewalt sich, noch vor 10 Minuten, ein riesiges Gewitter über diesem Ort entladen hatte.

Der kleine rote PKW, mit dem süßen Blumensticker auf dem Kofferraumdeckel, hing unnatürlich verformt über den Straßenrand hinaus mit dem Heck in der Leitplanke. Seine Front war bis zur Unkenntlichkeit eingedrückt. Ein riesiger LKW hatte ihn zur Hälfte unter sich begraben.

Von der Rückbank des Wagens ertönten die entsetzten, schmerzverzerrten Schreie eines kleinen Jungen, der dort eingeklemmt war. Seine Stirn blutete, sein Brustkorb und Hals waren gezeichnet von einem Hämatom in Form seines Anschnallgurtes und beide Beine waren völlig verdreht in die Reste der Vordersitze gequetscht.

Rauch drang aus dem Motorraum des LKWs. Der Fahrer lag bewusstlos auf dem Lenkrad seines deformierten Führerhauses.

Einzig ein stetig takernder Blinker, 4 rote Bremslichter und ein einziger, noch intakter, LKW Scheinwerfer erhellten den schrecklichen Unfall, der gerade passiert war.

Die kühle Nachtluft roch nach einer Mischung aus feuchter Erde, nassem Gummi, Benzin, Blut, Rauch und geschmolzenem Kunststoff.

Nie würde Moon den Geruch dieser Nacht vergessen, dieser Nacht, in der seine Eltern starben, weil ein plötzliches Gewitter einen LKW, mit zuviel Geschwindigkeit, auf die Gegenspur kommen ließ. Fast hätte es auch ihn das Leben gekostet, doch das Schicksal schien mit ihm noch etwas anderes vor zu haben.

Nachdem der Fahrer eines zufällig vorbeifahrenden Autos die Rettungskräfte gerufen hatte, konnten Moons Eltern nurnoch tot geborgen werden. Er selbst hatte 2 gebrochene Rippen, eine Platzwunde am Kopf und starke Prellungen und Quetschungen an den Unterschenkeln.

Von nun an war Moon Tawan Rangnaporn ein Waisenkind.
Geschwister oder sonstige Anverwandte hatte er keine, außer seinem Onkel Isan, väterlicherseits.
Dieser und seine Frau Palita waren sofort bereit ihn aufzunehmen.

Sie waren ehrliche, gute, hart arbeitende Leute, die ihr bestes taten dem kleinen Moon eine gute Familie zu sein. Ihre kleine Tochter Chompoo, seine Cousine, war im etwa gleichen Alter, nur ein paar Monate älter als er, und ab sofort wie eine Schwester für ihn.

Onkel Isan gehörte ein kleiner Elektroladen, über dessen Ladenfläche seine Familie, in einer ebenso kleinen Wohnung lebte. Man konnte dort eigentlich alles an Elektroartikeln kaufen, vom Fernseher bis zum Toaster und es ließ sich ganz gut davon leben zu dritt. Als natürlich ein weiterer Mitesser dazu kam, musste der Gürtel etwas enger geschnallt werden.

Schon sehr bald stellte sich Moons ungewöhnliches Talent und damit verbundene Intelligenz heraus.
Während andere Kinder draußen spielen gingen, betrachtete er komplizierte elektronische Schaltpläne und baute, für Chompoo, kleine Spielzeuge aus dem Ersatzteillager von Onkel Isan, die sich teilweise bewegen konnten, leuchteten und Geräusche machten.

Außerdem hatte er ein Händchen dafür Sachen zu reparieren. Er hatte mit 8 Jahren heimlich einen zurückgegebenen PC repariert und mit Ersatzteilen aufgemotzt. Er hätte wahrscheinlich auch aus einem Toaster eine Atombombe bauen können, wäre er nur irgendwie an waffenfähiges Plutonium gekommen.

Cum Luna Solem Amat (Wenn der Mond die Sonne liebt) 🔞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt