Geschenktes Herz

25

Es war noch immer dunkel vor den Fenstern, als Euric erwachte, trotzdem verspürte er keine Trauer. Amalie lag noch neben ihm, ihre Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Er verübelte ihr auch den langen Schlaf nicht. Der vorherige Abend war ereignisreich, die Nacht hatten sie füreinander genutzt, nachdem seine Verletzung vollständig verheilt war.

"Guten Morgen.", flüsterte er und zog sie näher zu sich. Vorsichtig hauchte er ihr einige Küsse auf den Hals, worauf sie kichernd reagierte. "Lasst das.", bat sie und drehte sich um. Blaue Augen stachen aus weißer Haut hervor. "Ist es noch Nacht?"
"Nein. Morgen. Du warst wohl doch nicht die Retterin." Er küsste sie vorsichtig. "Aber ich brauche keine Krone oder einen Thron. Nur dich, Amalie."

Sie nickte kurz, doch ein Schatten legte sich über ihren Blick - und darauf auch auf sein Herz.
"Es war eine wunderschöne Nacht, Herr.", murmelte sie leise, mit kraftloser Stimme. "Doch ich spüre es. Die Dunkelheit. Keine Hoffnung."

Euric presste sie nun regelrecht an sich. "Bitte. Kämpfe dagegen an.", flehte er, seine Stimme brach jedoch während Tränen seine Augen füllten. "Amalie... bitte. Nehmt meine Liebe als Anker."
Sie reagierte nicht.

"Amalie?" Er wollte es nicht, dennoch drehte er sie auf den Rücken. Ein leerer Blick war starr an die Decke gerichtet. Auf einen Punkt, den nur die Frau sehen konnte. Ein bewegungsloser Punkt.
"Amalie!" Er rüttelte an ihr.

"Verzeiht mir.", flüsterte sie und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. "Wenn die Flüsse wieder fließen..."

Euric senkte den Kopf. "Ich warte auf dich. Solange es dauert." Dann legte er ihr eine Hand auf die Stirn und ließ seine Magie in sie fließen. Wie ein Kokon umgab die Schlafende der rote Schimmer.

Sie war zerbrochen, musste er akzeptieren und ließ in lautem Toben seinen Tränen freien Lauf.
Mehr als sie in einen ewigen Schlaf zu legen war ihm nicht möglich gewesen.
Nun konnte er nur noch warten. Auf die Rückkehr des Lichts, wenn die Flüsse wieder fließen - und der Zauber brach...