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"Wartet, Herr." Amalie nahm die Phiole aus der Luft, während sie rief. Sie trat vom Fenster weg, als die Dunkelheit ihn wieder freigab und er sich zurückdrehte. "Ich möchte die Geschichte wenigstens hören." Wie konnte sich alles nur so schnell verändern. Vor drei Tagen schwebte sie noch im Bücherhimmel mit allen Freiheiten und nun fiel sie immer weiter in ein tiefes, endloses schwarzes Loch. 

"Seid Ihr Euch sicher? Vielleicht macht es alles nur schlimmer.", versuchte er abzulenken, sie schüttelte jedoch energisch den Kopf. "Nein, viel schlimmer geht es nicht." Die Phiole mit dem Gift hätte sie wohl zerdrückt, wenn sie nicht aus stabilem Glas gewesen wäre. 
"Nun gut." Er ging zum Bett zurück und setzte sich. "Sie beginnt aber sehr früh in unserer Geschichte."
"Dann auch das." Sie setzte sich neben ihn. "Ich hoffe nur, Ihr seid weiterhin ehrlich mit mir."
"Hattet Ihr Zweifel?" Schnell schüttelte er den Kopf. "Unwichtig. Also, diese Legende..." Sie beobachtete wie winzige Lichtpunkte aus seiner Hand aufstiegen und sich zu Bildern formten. "Es begann sehr früh. Als Die Welt entstand wuchs überall ein dichter Wald. Das Licht drang trotzdem zu Boden und die Flüsse versorgten die Welt mit Wasser. Das Land lebte und ging über vor Leben. Und neben den Tieren entwickelten auch wir uns, damals noch im Licht und keine Monster. 
Unser Volk bildete eine Kultur und setzte einen König ein. Und an seiner Seite die reinste Frau die je unter uns wandelte. Fortan regierten sie uns gut und gerecht über viele Generationen."
Das helle Bild verdunkelte sich.
"Doch dann verliebte ein neuer König sich und nicht die reinste und schönste wurde unsere Königin, sondern eine verräterische Hexe, die ihn dazu verleitete die zu töten, die ihr als einzige gefährlich werden konnte. 
Als die Götter das sahen stahlen sie die Erwählte und wandten sich ab. Dunkelheit legte sich über das Land, die Flüsse versiegten und alles starb."
Das Bild löste sich auf und traurig sah er zu ihr. "Unser Volk wurde verflucht auf ewig in diesem Land zu leben. Doch ein Teil der Geschichte besagt, dass einmal eine Frau in dieses Land kommen wird, die das Licht zurückbringt und die Flüsse fließen lässt."

"Ich... denke ich verstehe. Und Ihr denkt, dass ich das bin?"
"Nicht nur ich. Die anderen Herrn vermuten das auch. Darum drängen sie so darauf die Wahl stattfinden zu lassen. Jeder von ihnen möchte das Land regieren, wenn Ihr es tatsächlich neu belebt. Doch dafür müsst Ihr Euer Herz verschenken."
"Und das macht mich auch zu einer leeren Hülle?"
"Nein." Er schüttelte den Kopf. "Es genügen echte Gefühle um das Leben zurückzubringen. Das Herz der Welt muss wieder schlagen, dann können wir auch ohne die Gunst der Götter leben. Außerdem bringt es sämtliche verlorenen Seelen zurück - laut Legende.", erinnerte er. "Vielleicht wird das nie geschehen, Ihr seid nämlich nicht die erste, bei der die Rettung vermutet wird."

Geschenktes HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt