dark purple kiss 1 || girlxgirl

001 - ITZZY

Day 1, 08:57

„Life is bullshit", murmelte ich kaum hörbar, als ich mir meine Nachrichten durchlas. Julian war wieder nur auf Nacktbilder aus, und Marco auch. Und Tim schrieb wahrscheinlich mit jedem dritten Mädchen auf diesem Planeten ... Wollte denn kein Junge etwas Ernsthaftes mit mir anfangen? Als ich 16 wurde, hatte ich gedacht, dass es jetzt einfacher werden würde, einen Freund zu finden, aber inzwischen war ich siebzehn und sehr viel hatte sich nicht geändert.

Im Gegensatz zu mir lief es bei meinen vier besten Freundinnen bestens. Ihr Liebesleben richtete sich nach der Lyrics von 7 rings (I see it, I like it, I want it, I got it), sie bekamen einfach jeden Jungen, den sie haben wollten. Sie waren alle hübsch, hatten nette Eltern und das perfekte Leben. Meine Eltern hingegen waren streng und würden ausrasten, wenn sie erfahren würden, dass ich überhaupt schon mal daran gedacht hatte, wie es sein würde, einen Freund zu haben.

„Guckt mal, was Alex in seiner Story gepostet hat! Ein Bild ohne Shirt, er hat einen perfekten Körper...", schwärmte meine Freundin Anna, die neben mir im Bus saß. Jasmin, die ebenfalls bei uns saß, kreischte begeistert auf und warf sich auf Anna, die mit ihrem Handy vor meiner Nase herumfuchtelte. Ich warf einen kurzen Blick darauf, aber dann zog ein Auto, das in den Schulparkplatz einfuhr, meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch die schwarze Farbe sah es sehr elegant und sehr teuer aus. Es wirkte wie eine Limousine, in der Promis herumfuhren. Auch Anna schien das Auto interessanter zu finden als Alex' Story und beugte sich Richtung Fenster.

Das Auto hielt ruckartig neben unserem Bus und die Beifahrertür wurde aufgerissen. Ein Mädchen mit schulterlangen Haaren und einem pechschwarzen Outfit stieg aus und warf dem Chauffeur ein wütendes „F*ck dich" zu, bevor sie die Tür zuknallte und auf unseren Bus zu stampfte.
Die Autotür auf der anderen Seite wurde auch geöffnet und ein älterer Mann stieg hastig aus. Er lief zum Kofferraum und holte zwei große Taschen heraus. Schnaufend trug er sie zum Busfahrer, der sie verstaute.

„Die sieht aus wie ein depressives Kind", sagte meine Freundin Rose, die auch bei uns hinten im Bus saß. Die anderen lachten, auch wenn ich mir sicher war, dass sie nicht ihre Meinung teilten. Das Mädchen hatte Style, sie trug Lederstiefel, eine baggy Jeans mit Löchern, durch die man die Netzstrumpfhose sehen konnte, die sie darunter trug; und ein weites Shirt auf dem groß „no time to die" stand. Nur war das alles schwarz, bis auf ihre Haare, welche auf einer Seite lila waren. Insgesamt sah sie richtig cool aus, ganz anders als ich mit meinen langen rosa Haaren und dem Rock mit gelben Blümchen drauf. Von meinem Armband, auf dem „love yourself" stand, wollte ich erst gar nicht reden ...

Das Mädchen betrat fluchend unseren Bus und blieb vorne bei Professor Weber stehen. Diese sah sie zuerst verdattert an und brauchte einen Moment um sich zu sammeln. Auch die meisten Schüler waren sprachlos und schauten neugierig nach vorne.
„Ist das die Neue? Die ist ja spät dran, die hätte schon vor einer halben Stunde da sein müssen", bemerkte Jasmin nach einem Blick auf ihre schicke Armbanduhr. Die anderen erwiderten nichts, wir waren damit beschäftigt, die Neue ausgiebig zu mustern.