Kapitel 2

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Gestresst kam die blondhaarige Frau im schicken Sommerkleid in die Küche und wühlte in ihrer Handtasche, die auf einem der Stühle lehnte. „Samu, kannst du übermorgen auf Sanna aufpassen? Ich habe eine wichtige Fortbildung", sah sie ihren Sohn an, der an der Küchentheke lehnte und an einem Glas Saft nippte. Samu schnaubte, nickte aber dennoch, es blieb ihm ja gar keine andere Wahl. „Danke Schatz, bis später", war seine Mutter dann auch schon aus der Tür. Er verdrehte die Augen, nie erlebte er sie entspannt und nicht gestresst. Er stellte das Glas auf die Theke hinter sich und schnappte sich stattdessen seine Schultasche, bevor er nach draußen ging, um sein Fahrrad aufzuschließen und sich auf den Weg zur Schule zu machen.

„Hey", schlug er erst mit Sami und dann mit Jukka ein. „Kommst du heute Nachmittag mit kicken?", fragte Jukka sofort. „Klar, Mann", grinste Samu. Der Junge ihm gegenüber strich sich die blonden Haarsträhnen lässig aus der Stirn und grinste zurück. „Lass rein gehen", nickte er nach hinten zum Schultor. Seine beiden Kumpel nickten.

„Was ist jetzt eigentlich mit Nachhilfe?", passte der Neue Samu ab, bevor er mit den anderen das Klassenzimmer betreten konnte. „Du machst das?", hob er die Augenbrauen. „Du hast doch gefragt", lachte Riku auf. „Ja, klar, danke, gerne", stammelte Samu. „Freitag nach der Schule?", schlug Riku vor. Samu zögerte. „Da muss ich auf meine kleine Schwester aufpassen", seufzte er. „Jungs, los, rein mit euch", unterbrach ihre Lehrerin sie und scheuchte sie ins Klassenzimmer.

„Schreib mir einfach, wenn du dich entschieden hast", steckte Riku Samu nach der letzten Stunde einen abgerissene Blattecke zu. Samu zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, während er dem Jungen hinterher sah, der ohne weiteren Kommentar wieder verschwunden war. Kopfschüttelnd löste er den Blick und faltete den Zettel in seinen Händen auseinander. Ein paar Zahlen, eine Handynummer, waren auf das Papier gekritzelt. „Was hast du da?", fragte Jukka, der ihm über die Schulter schauen wollte. „Die Nummer von dem Neuen, vielleicht gibt er mir Nachhilfe", schob Samu den Papierschnipsel in die Hosentasche und drehte sich zu seinem Kumpel. Neben Jukka stand Annu. Ein Mädchen aus ihrer Stufe, dessen schwarze Haare von einigen bunten Strähnen durchzogen waren. Ihre weite Jeans saß fast genauso tief wie die von Jukka, darüber trug sie ein schwarzes T-Shirt mit Aufdruck, an den Füßen hatte sie alte Sportschuhe. „Kommt die mit?", fragte Samu. „Ja, die kommt mit", antwortete Annu unverfroren, während ihr Blick herausfordernd auf dem Jungen lag. Samu hob abwehrend die Hände und verdrehte die Augen. „Können wir jetzt?", mischte sich Sami ein, der mit seinem Skateboard in der Hand schweigend neben ihnen gestanden und das Geschehen verfolgt hatte. Jukka nickte.

„Mann, du spielst gut", musste Samu feststellen, nach dem das Mädchen aus seiner Parallelklasse schon das zweite Mal den Ball im Tor versenkt hatte. „Es können eben nicht nur Jungs Fußball spielen", erwiderte sie mit einem frechen Grinsen. „Kommst du morgen wieder mit?", fragte Sami und schnappte sich seine Wasserflasche, die am Spielfeldrand lag. „Ich denke schon", meinte Annu. „Cool", hielt Sami ihr die Hand hin und ließ das Mädchen einschlagen.

„Handy aus", steckte Samus Mutter am Abend den Kopf ins Zimmer ihres Sohnes. „Ja", bekam sie murrend als Antwort. Sie verschwand wieder und Samu wollte das Handy neben sein Bett legen, als ihm der Neue einfiel. Also hob er es noch einmal auf und kramte nach dem Zettel, den er irgendwo hingeschmissen hatte, um die Nummer in das Gerät zu tippen. „Wenn es dir nichts ausmacht bei mir vorbeizukommen, passt das mit Nachhilfe übermorgen", schrieb er dem Jungen, der anscheinend lieber mit Chemiebaukästen hantierte als draußen Fußball zu spielen. Aber andererseits machte er auch Musik, so wie er. „Ok, schickst du mir die Adresse?", dauerte es nicht lange bis er eine Antwort bekam. Samu tippte die Straße in der er wohnte ein und schickte die Nachricht ab. „Gut, bis morgen in der Schule", verabschiedete sich Riku. „Samu, jetzt aber wirklich", unterbrach ihn seine Mutter, die erneut ins Zimmer kam, ehe er zurückschreiben konnte. „Ist ja gut", schaltete er das Gerät aus und ließ es neben seinem Bett auf den Boden sinken. „Gute Nacht", wünschte seine Mutter. „Nacht", erwiderte er und drehte sich auf die Seite. 

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