Kapitel 8

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POV Mario
Der Streit mit Markus lässt mich nicht los, seit einer Stunde habe ich ihn nun nicht mehr gesehen. Ich wollte die Sache nicht so im Raum stehen lassen.
Auf dem Weg nach oben, legte ich mir bereits Worte zurecht.
Ich klopfte vorsichtig an der Tür an aber erhielt keine Antwort. Leise betrat ich das Zimmer, um zu schauen, ob er am Schlafen ist.
„Markus? Bist du wach?" aber keine Reaktion, ich trat näher ans Bett und stellte fest, dass er nicht dort war.
Ich ging zum anliegenden Bad und klopfte an, aber auch jetzt wieder keine Reaktion.
Auch die Tür öffnete ich vorsichtig.
Was ich dort vorfand, werde ich nie in meinem Leben vergessen.
Mein eigens Fleisch und Blut lag Bewusstlos auf dem Boden, sein Arm war am bluten.
Ohne nachzudenken rüttelte ich an ihn „Markus, hey Markus, Großer, bitte sag was" doch er rührte sich nicht.
Ich schnappte mir ein Handtuch, in der Hoffnung, die Blutung zu stillen.
„Luigi, Liliane! Kommt schnell!" schrie ich durch das Haus.
Schnell kamen die beiden gerufenen angelaufen.
Luigi zögerte nicht und wählte den Notruf. Meine Frau stand teilnahmelos im Türrahmen.
War das der Schock?

Ich schlug Markus vorsichtig gegen die Wange, um ihn irgendwie zurück zu holen.
Ich überprüfte seinen Puls und seine Atmung, beides war Gott sei Dank noch vorhanden.

Es dauerte Gefühlt eine Ewigkeit, bis der Rettungswagen kam und die Sanitäter ins Bad gestürmt kamen.
Sie zogen mich von meinem geliebten Sohn weg.

Ist das meine Schuld? Nur weil ich nicht kürzer Treten wollte?
Er wollte doch nur mehr Zeit mit mir verbringen, aber ich dachte nur an das Geld.
Ich hatte seine Gefühle nicht berücksichtigt.
Was bin ich nur für ein Vater..

Bevor ich mich versah wurde Markus in den Krankenwagen gebracht.
Ich durfte nicht mitfahren. Luigi fuhr meine Frau und mich, er behielt immer einen kühlen Kopf.
Noch nie war ich so dankbar für seine Anwesenheit, als jetzt.

Markus war bereits im Untersuchungsraum, als wir die Notaufnahme erreichten.
„Wo ist mein Sohn, Markus Von Theumer, er wurde eben eingeliefert."
Sie schauten einen Moment im PC nach, bevor sie sich mir zuwandte „Er wurde soeben in den OP verbracht, bitte nehmen sie im Wartebereich platz. Ein Arzt wird auf sie zukommen."
Ich ließ mich auf den Stuhl im Wartebereich sacken. Meine Ellbogen stütze ich auf meine Knie und vergrub mein Gesicht in meine Hände.
Ich realisierte erst jetzt genau, was vorhin passierte.

„Sir, soll ich Lina informieren. Markus will sie sicherlich sehen, wenn er aufwacht" sprach mein Buttler.
„Nicht wenn er aufwacht, er wird aufwachen. Rufen sie Lina an." Antwortete ich und schon griff er nach seinem Handy.


POV Lina
Ich saß mit den Kerlen im Wintergarten und sprachen über neue Fußballtrainingtermine, als meine Mutter mit dem Telefon kam.
„Lina, da ist ein Luigi am Telefon, er klingt besorgt und verlangt nach dir." Sprach sie und nahm verwirrt das Telefon. Auch die Kerle schienen über den Anruf verwirrt zu sein, ich stellte das Telefonat auf Lautsprecher.

Telefonat:
Li: Luigi?
Lu: Hallo Miss Lina, ich entschuldige mich für die späte Störung aber es ist unausweichlich.
Li: Was ist denn los? Ist was mit Markus?!
Lu: Ja ganz Recht. Wir befinden uns derzeit im Krankenhaus. Markus wird momentan Notoperiert.
Li+Kerle: WAS?!
Li: Was ist passiert?!
Lu: Bitte kommen sie einfach vorbei. Wir werden ihnen vor Ort alles erklären.

Luigi beendete das Telefonat und wir schauten uns geschockt in die Gesichter.

Schnell zogen wir unsere Jacke und Schuhe an und flitzten zu den Motorrädern.
Ich setzte mich auf den Rücksitz von Vanessa und schnell fuhren wir in die Richtung des Krankenhauses.

Als wir in den Wartebereich stürmten, saß ein völlig aufgelöster Mario und Luigi und eine desinteressierte Liliane.

„Was ist passiert?" kam es von Leon, der so wie wir, völlig außer Atem war.

„Markus..Er hat sich selbst verletzt...er lag bewusstlos im Bad...überall Blut...es hörte gar nicht mehr auf..." stotterte Mario.

Wir ließen uns auf die anderen Stühle im Raum fallen und sagten nichts. Das herausgefundene Wissen musste erst einmal verdaut werden.

„Das ist alles meine Schuld..Hätte ich früher nach ihm geschaut...Hätte ich nie diesen dummen Umzug verkündet..."

„Umzug?!" kam es von den Kerlen und mir im Chor.
„Ja wir hatten überlegt, als Familie nach Dänemark zu ziehen, da ich oft dort bin. Er hasste aber diese Entscheidung"
„Wundert mich nicht" brummte Nerv.
Wir ließen die Aussage so im Raume stehen.

Nach drei Stunden trat ein Arzt im mittleren Alter auf uns zu.
Er sah erschöpft aus, er trug den OP Kittel und OP Mütze noch, als er sich zu uns setzte.

„Ist er..?" stammelte Mario.
„Nein, er liegt auf der intensiv Station, momentan ist er Stabil."
Uns allen fiel ein Stein vom Herzen, doch der Arzt setzte nochmal an.
„Ihr Sohn hat viel Blut verloren und wir mussten Blutkonserven anhängen. Die Op war komplizierten aber verlief ohne komplikationen. Aber da gibt es noch Dinge die ich mit ihnen gerne unter sechs Augen besprechen möchte"
„Nein, die Kids gehören zur Familie. Sie dürfen es genau so erfahren" sprach Mario.
„Ihr Sohn hat zahlreiche Hämatome am Körper, manche älter, manche sind frisch. Seine Unterarme haben Narben, die auch schon verheilt sind, also sprich, diese sind auch schon Älter. Ebenfalls ist ihr Sohn Untergewichtig. Wussten sie davon?" fragte der Arzt.
Mario schüttelte den Kopf „Nein, ich hatte keine Ahnung"

„Da ist noch was, das haben wir in seinen Klamotten gefunden" sprach der Arzt und reichte Mario einen Brief, bevor er uns wieder verlas.

Zögernd öffnete er den Brief, direkt stiegen ihm weitere Tränen ins Gesicht.

Papa,
Es tut mir Leid, aber ich pack es einfach nicht.
Ich schaffe diese Hölle, welches sich mein Leben nennt, nicht.
Zu viel Schmerz musste ich einstecken.
Viel zu lang habe ich geschwiegen, um Andere nicht damit zu belasten.
Unter der Last zerbrach ich.
Ich wollte stark sein, es durchhalten. Aber ich bin zu schwach.

Ich hab den Sinn verloren, die Depression gefunden.
Warum ich geh, erkennst du dann an meinen Wunden.

Vergiss trotzdem nicht, ich liebe dich..
Denk dran, dich trifft keine Schuld, denn ich habe mich nie getraut, mich dir anzuvertrauen.

Markus.

Wir weinte, egal wer uns dabei sah. Zu sehr verletzte dieser Brief.

„Was meint er nur damit? Was hat er sich nie getraut mir zu sagen?" weinte Mario.
„Fragen sie ihre Frau! Aber der Brief stimmt nicht ganz, sie tragen auch Schuld an der Situation, denn sie haben diese Frau wieder in sein Leben gelassen!" schnauzte ich ihn an.
Es war nicht richtig, doch es war an der Zeit.

„Was meinst du damit?" fragten mich Luigi, Mario und die Kerle (bis auf Maxi)
Ich stand auf und ging auf Liliane zu. Ohne zu zögern schlug ich ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.
Lächelnd setzte ich mich zurück auf meinen Platz und ließ eine verdutzte Liliane da stehen.
Es tat so gut.

„Ihre Frau behandelt Markus wie den letzten Dreck! Sie hasst ihn. Sie sieht ihn nicht als Sohn an, nein in seinen Augen ist er ein Unfall – unerwünscht! Sie schlägt ihn jeden einzelnen Tag! Sie war für seine Gehirnerschütterung verantwortlich und sonst niemand. Er isst nicht, weil er in ihrer Gegenwart keinen Bissen runterkriegt! Nachts kam er immer zu mir, weil er es Zuhause nicht aushielt." Knallte ich ihm an den Kopf sowie all die anderen Sachen.
Ich merkte, wie er die Farbe im Gesicht verlor, doch es war Zeit für die Wahrheit!

„Aber warum sagt er nichts?!" hackte Mario nach, nachdem er sich beruhigt hatte.

„Weil er sie liebt, verdammt nochmal! Er würde all den Schmerz der Welt für sie auf sich nehmen, weil es sie glücklich macht, dass wenn sie nach Hause kommen, ihre ganze Familie da ist. Deswegen, er tat alles für sie!" schnauzte ich weiter.

Mario wendete sich seiner Frau zu „Du hast heute Abend Zeit deine Sachen zu packen und zu verschwinden. Wie Naiv und blind vor Liebe konnte ich nur sein? Du wirst deine Taten bereuen. Verschwinde!" schrie er Liliane an.

Verdient, würde ich mal behaupten.

„Aber Mario.." fing seine Frau an, doch Mario unterbrach sie „Verschwinde!" schrie er lauter.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ sie die Klinik.

„Luigi, sperren sie die Karten, informieren sie die Security. Sie sollen sie nicht aus den Augen lassen"

Luigi tat, was man ihm angewiesen hatte.


„Markus ist nun auf dem Zimmer, sie können gerne zu ihm." Lächelte uns der Arzt von vorhin an und führte zum Zimmer.

Zögerlich klopfte Mario an die Türe und ging leise hinein, wir folgten ihm.

Die wilden Kerle - Stirbt die Hoffnung?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt