Kapitel 9

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Wir betraten das Zimmer der Intensivstation. Bevor man noch etwas sah, hörte man verschiedene Geräte piepsen.
„Markus?" flüsterte Mario, aber als er um die Ecke, zum Bett, sah schlief er.
Mario und ich setzten uns auf jeweils eine Seite des Krankenbettes.
Vorsichtig legte ich seine Hand in meine.
Er sah so zerbrechlich aus, als wäre er aus Glas, welches man mit nur einer falschen Berührung kaputt machen könnte.
Mario glitt mit seinen Fingern über Wange des schlafenden Markus.
Tränen rollten aus uns aller Gesichter, zu groß war der Schock über das Geschehene.

„warum hast du mir nie etwas gesagt. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt." Flüsterte Mario.
„Weil er sie mehr lebt, als sein eigenes Befinden" antwortete ich ihm auf die Frage, ohne meinen Blick von Markus abzuwenden.
ich weiß, dass war nicht schön von mir, das ich ihm quasi immer die Schuld zu wies, aber in meinen Augen, hat er zu viel falsch gemacht. Signale hatte er nicht wahrgenommen.

„Seit wann weißt du davon?" richtete Leon die Frage an mich, aber ich ließ diese Unbeantwortet.
„Schon was länger" kam es von Maxi. „Du wusstest auch davon?" . Maxi nickte.
„Er wollte das wir ihm versprechen, das wir es keinem sagen." Murmelte ich.

Eine lange Zeit verstrich.
Sekunden wurden zu Minuten.
Minuten wurden zu Stunden.
Stunden wurden zur Qual.

Markus ist auch nach 4 Stunden noch nicht aufgewacht.

Jede halbe Stunde bis Stunde kam eine Krankenpflegerin rein, schaute sich die Maschinen an, hing NaCl ab und neues wieder dran.

Ihre Blicke konnte man auch nie richtig deuten. Waren die Werte auf dem Monitor in Ordnung oder Besorgniserregend?
Keine sprach mit uns.

Erst als ein Arzt zur Visite kam, konnten unsere Fragen beantwortet werden.

„Sind seine Werte in Ordnung?" fragte Mario.
„Sein Blutdruck ist leicht erhöht und sein Puls ist unregelmäßig, aber das ist noch kein Grund zur Sorge."
„Wann wird er wach?"
„Das kann ich ihnen nicht sagen. Nach dem was man im Warteraum hören konnte, musste der Junge viel einstecken. Vermutlich hat ihn all das ausgelaugt und er muss sich jetzt erstmal erholen. Geben sie ihm Zeit"
Wir nickten, um zu Signalisieren, dass wir das Gesagte aufgenommen und verstanden haben.

Mittlerweile ist es 14 Uhr.
Seit 23 Uhr verweilten wir im Krankenhaus.
Die Kerle, Mario und ich versuchten mit aller Kraft unsere Augen aufzuhalten. Markus sollte jemanden zum Ansprechen haben, wenn er wach wird.
Die Müdigkeit siegte.
Mario und Ich lagen mit unseren Armen und Köpfen auf dem Bett.
Die Kerle haben es sich auf Stühlen und auf dem Boden, so halbwegs bequem gemacht.

Keiner wollte das Krankenhaus verlassen.
Jeder wollte für ihn da sein.

Nach einem Schlaf von 2 Stunden, öffnete ich meine Augen.
Ich musste mehrfach Blinzeln, um richtig wach zu werden. Ich rieb mir durch die Augen und mein Blick fiel dann auf Markus.

Ich habe so stark gelächelt wie schon lange nicht mehr – Er war wach.
„Na Schlafmütze" lächelte er mir zu.
„Seit wann bist du wach?" „Seit fast zwei Stunden" „Warum weckst du uns nicht?" „der Arzt war hier drin und hatte erzählt, seit wann ihr hier seid und dann wollte ich euch lieber schlafen lassen"

Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen langen und mit voller liebe einen Kuss.

„Wie geht es dir?" „Ganz gut, was ist eigentlich passiert? Warum bin ich hier?"
Hatte er alles vergessen? Wie soll ich ihm erklären, dass er sich die Umbringen wollte?

„Du weißt es nicht mehr?"doch er schüttelt nur den Kopf.

Mit ruhiger Stimme erzählte ich von dem Verlauf des gestrigen Abends.
Es schien ihm peinlich zu sein, aber das musste es nicht.

Jeder Kämpfer verliert seine Kraft.

Markus legte seinen Kopf nach hinten ins Kissen und starrte die Wand an.

„Da kann ich mir bestimmt nachher was anhören – Ein Von Theumer macht sowas nicht, das ist unerzogen, was sollen die Anderen von uns denken, blah blah blah"

„Nein, Mario hat sie rausgeschmissen. Nachdem der Arzt von der Unterernährung und den blauen Flecken erzählt hat, wollte er wissen woher und dann habe ich ihm alles an den Kopf geknallt."

„Du hast das gemacht, was ich nie geschafft hätte. Noch ein Grund mehr warum ich dich so liebe"
Lächelte er mir zu. Diese Worte gingen runter wie Butter. So sehr hatte ich die Angst, dass er mir sowas nicht mehr sagen wird.
Jetzt wurde mir noch einmal bewusst, was ich hätte verlieren können und jetzt werde ich jeden Moment doppelt so viel genießen wie früher.

Langsam wachten die Anderen auf und strahlten über beide Ohren, als sie Markus wohl auf sahen.

„Markus, es tut mir so leid. Ich war so blind. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr du unter allem leidest. Dann der Streit von gestern, der hat das Fass zum überlaufen gebracht. Ich liebe dich mehr als alles andere! Wir bleiben in Grünwald, wir beide Zuhause. Ich werde weniger verreisen!" sprach Mario unter Tränen und auch Markus konnte sich dies nicht verkneifen.

„Ach Papa.."

„Wir zwei, ja? Aber wir gucken erst Mal das du wieder gesund wirst!"

„Wir zwei"

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Das ist wieder ein kürzeres Kapitel, da in dem Nächsten ein Zeitsprung stattfinden wird. 

Die wilden Kerle - Stirbt die Hoffnung?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt