10 - Umgeben von Betrunkenen

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Lees POV

Mittlerweile ist es schon drei Uhr in der Nacht und Raves Geburtstagsparty ist immer noch in vollem Gange.

Eigentlich habe ich meiner Mum versprochen, spätestens um halb zwei zu Hause zu sein, aber dieses Versprechen musste ich leider brechen.

Nachdem wir ein paar Runden Wahl, Wahrheit oder Pflicht gespielt haben, sind Mabel und Rave gemeinsam mit zwei weiteren Mädchen und einem Jungen in Richtung Küche verschwunden. Dort haben sie dann einen Shot nach dem anderen heruntergekippt, sodass sie alle ziemlich schnell den angetrunkenen Zustand überschritten haben.

Natürlich ist es nicht meine Aufgabe, den Babysitter von Mabel und Rave zu spielen, aber ich konnte mehr als nur deutlich erkennen, dass vor allem Erstgenannte der Alkohol nicht so gut bekommen ist. Deshalb wollte ich Mabel eigentlich fragen, ob es ihr gutgeht, doch ich habe sie dummerweise im Getümmel der ganzen Menschen aus den Augen verloren.

Aktuell suche ich sie schon seit einer Dreiviertelstunde, doch es fehlt jede Spur von der Freundin meines Cousins.

„Audrey, richtig?", tippe ich schließlich ein Mädchen mit braunen Haaren an, das vor ein paar Stunden gemeinsam mit Mabel in der Küche Alkohol wie Wasser getrunken hat. Sofort dreht sich die Brünette zu mir um. Da sie allerdings zu viel Schwung hat, taumelt sie ein paar Schritte hin und her, ehe sie sich hilfesuchend an meinem Hemd festkrallt. Dann fragt sie mich lallend: „Was kann ich für dich tun, Süßer?"

Den albernen Kosenamen ignorierend, möchte ich wissen: „Weißt du, wo Mabel ist?"

Audrey tippt sich kurz mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und scheint fieberhaft nachzudenken, doch letztendlich zuckt sie ahnungslos mit den Schultern. „Wahrscheinlich ist sie schon längst im Bett und vergnügt sich mit Rave. Lass den beiden doch ihren Spaß."

Daraufhin kichert das Mädchen so laut, als ob sie den lustigsten Witz der Welt erzählt hätte.

„Weißt du was?", fragt sie mich dann, während sie sich an meiner Schulter abstützt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Ich habe Mabel und Rave damals verkuppelt. Ich bin ein toller Amor, oder?"

Da ich nicht weiß, was ich darauf antworten soll und ehrlich gesagt auch keine Lust auf ein Gespräch mit einem betrunkenen Mädchen habe, löse ich Audreys Hand von meiner Schulter und lehne sie stattdessen gegen die Wand.

Danach mische ich mich wieder unter die tanzende Menschenmenge und halte nach Rave Ausschau. Tatsächlich finde ich ihn auch wenig später auf der Hollywoodschaukel im Garten.

Zusammen mit dem bisexuellen Jungen nippt er an einer Bierflasche und starrt in den sternenbedeckten Himmel.

„Rave?", ziehe ich die Aufmerksamkeit meines Cousins auf mich, indem ich mich räuspere.

Im ersten Moment wirkt es so, als wäre der Angesprochene genervt von meiner Anwesenheit, doch dann richtet er seinen Blick auf mich und säuselt übertrieben gutgelaunt: „Lee, mein Lieblingscousin. Setz dich doch zu uns. Milo und ich plaudern gerade ein bisschen über die guten alten Zeiten."

Würde ich Milo ebenfalls kennen, würde ich Raves Angebot vermutlich annehmen, aber da das nicht der Fall ist, lehne ich dankend ab. Stattdessen möchte ich wissen: „Hast du zufällig Mabel gesehen?"

Sobald ich den Namen von Raves Freundin laut ausgesprochen habe, huscht ein dunkler Schatten über sein Gesicht. „Warum interessiert dich das, Lee?", fährt mich mein Cousin daraufhin wütend an. „Damit du sie wieder auf der Tanzfläche anbaggern kannst, oder was?"

Anbaggern? Ich wüsste nicht, wann ich Mabel angebaggert haben soll.

„Sie ist mein Mädchen, klar?!"

Wenn Sonne und Regen aufeinandertreffenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt