„Hallo Leva. Und darf ich fragen, wer das dritte Mädchen ist, mit dem ich mich nun abgeben muss?", fragte Jack.
„Das ist eine gute Frage." Vienne sah Alissa auffordernd an.
„Ich bin Alissa. Ich bin neu hier und werde in die Provilanklasse gehen. Und du?", ratterte Alissa wieder den Spruch herunter, den sie mir auch schon gesagt hatte.
„Nicht neu und Carila", antwortete Vienne. Sie verzog dabei das Gesicht. Bei uns war das so: Die magischen Leistungen wurden komplett von den „normalen" Dingen getrennt. So kam es, dass man am Ende eines Schuljahres auch zwei Unterschiedliche Zeugnisse bekam.
Für die normalen Fächer waren die Stufeneinteilungen normal, von fünf bis dreizehn. Bei den magischen Fächern gab es aber bestimmte Namen: Elimari, Zylkrous, Carila, Provilan, Sarufes, Larifat und Daliax.
Für jemanden in unserem alter wäre Provilan normal gewesen. Waren die Leistungen aber unterdurchschnittlich, kam man eine Stufe tiefer. Überdurchschnittliche Leistungen wurden mit einer höheren Stufe belohnt.
„Alles andere als neu und theoretisch auch kein Provilan", sagte Jack.
„Bitte was?"
„Ich bin nicht neu, und könnte theoretisch auch schon ein, zwei Klassen überspringen, wenn ich wollte." Jack hatte sich über die Ferien kein Stück verändert: Ein wenig eitel und überheblich. Aber das hatte ich ja auch schon vorher verkraften können.
Während sich die anderen weiter unterhielten, ließ ich meinen Blick wieder durch den Raum wandern. Bilder von erfolgreichen Absolventen hingen an den Wänden, irgendwie hatten fast alle gute Laune. Ich bemerkte auch, wie viele zu meiner kleinen Schwester hinüberblickten. Minna hatte sie netterweise an sich genommen, und ihre Freundinnen schienen Levke süß zu finden.
Ich konnte mir nur schwer vorstellen, wie es für sie sein musste, hier zu sein. Ich wusste, dass Levke Magie liebte. Aber ich konnte mir auch vorstellen, dass das hier vielleicht zu viel auf einmal war.
„Sag mal, Jack, wie war das für dich früher, hier zu sein?", fragte ich. „Fandest du das... Naja, zu viel auf einmal?"
Jack zögerte. „Nein", sagte er, doch er klang nicht überzeugend. Tatsächlich war er viel leiser, und sein Lächeln war auch verschwunden. „Es war cool." Er begann wieder zu grinsen, und doch sah es ziemlich aufgesetzt aus. „Sehr cool. Warum?"
„Das da vorn, das ist meine kleine Schwester."
„Ich habe mich schon gefragt, ob es hier auch eine Art Kindergarten gibt", sagte Alissa. „Also gibt es den nicht?"
„Nee, gibt es nicht", antwortete Vienne. „Aber warum ist sie denn überhaupt hier?"
Nun, was sollte ich ihr antworten? Ich erinnerte mich an das Versprechen, dass ich meiner Mutter gegeben hatte. Ich durfte ihr nichts erzählen, um nichts in dieser Welt wollte ich Ma enttäuschen. „Meine Eltern hatten einen Unfall", log ich. „Und zu meinen Großeltern sollte sie lieber auch nicht. Auf die Schnelle kam sie deshalb mit uns."
„Du Arme." Vienne sah mich mitleidig an. „Wann war das denn?"
„Ich möchte nicht darüber reden." Das wollte ich wirklich nicht. Ich hatte Angst, dass ich mich verplapperte, oder anfing, zu weinen, wenn ich weiter von dem „Unfall" meiner Eltern sprach. Wir schwiegen eine Weile. Es war nur das Klappern unseres Geschirrs zu hören.
„Ich sehe mal nach, in welches Zimmer ich komme", sagte Alissa und stand auf.
„Warte, ich komme mit." Meine Suppe hatte ich eh aufgegessen, und der Zimmereinteilungszettel war auf dem Weg zur Geschirrabgabe.
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Venatura
Fantasy𝐃𝐢𝐞 𝐌𝐚𝐠𝐢𝐞 𝐢𝐬𝐭 𝐝𝐢𝐞 𝐊𝐫𝐚𝐟𝐭 𝐝𝐞𝐬 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧𝐬. 𝐍𝐨𝐜𝐡 𝐧𝐢𝐞 𝐡𝐚𝐭𝐭𝐞 𝐢𝐜𝐡 𝐠𝐞𝐬𝐞𝐡𝐞𝐧, 𝐰𝐢𝐞 𝐣𝐞𝐦𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐞𝐧 𝐓𝐨𝐝 𝐤𝐨𝐧𝐭𝐫𝐨𝐥𝐥𝐢𝐞𝐫𝐭𝐞 - 𝐛𝐢𝐬 𝐢𝐜𝐡 𝐞𝐬 𝐬𝐞𝐥𝐛𝐬𝐭 𝐭𝐚𝐭. Levana, Schülerin einer Schule...