Chapter 10

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Meine Eltern kamen in den nächsten Wochen immer wieder mal nach mir sehen und wenn ich ehrlich war, konnte ich nicht genau sagen, ob es aus Sorge um die Inneneinrichtung war, oder ob sie sich einfach davon überzeugen wollte, dass ich beim vor mich hinvegetieren nicht versehentlich gestorben war. Es war ihnen nicht zu verdenken.
Hier mal eine kleine Zusammenfassung der letzten 3 Wochen für euch:
Mein Katheter , der mir unter qualvollen Schmerzen gelegt wurde- okay, vielleicht übertreibe ich etwas-, wurde nach 2 Tagen wieder gezogen. Das war die gute Nachricht.
Die weniger Gute war, dass ich auf Grund irgendeiner Zusammensetzung der Medikamente nicht wirklich gut darauf reagierte und sich das bei mir entsprechend äußerte. Ihr wisst schon- solche spaßige Sachen wie mitten in der Nacht aufzuwachen und einfach nicht pinkeln gehen zu können.
Also musste ich das Medikament wieder absetzten. Ich bekam dann noch ein Weiteres von Dr. Fleh- oder war es Karl?- verschrieben. Ich konnte mir vorher schon absolut keine Namen merken und jetzt erst recht nicht mehr.
Das Medikament verursachte aber wieder genau die Selben Probleme, weshalb ich auch das nach kurzer Zeit nicht mehr nehmen durfte. Bei einem Gespräch mit einem der besagten Ärzte und meinen Eltern wurde also beschlossen, dass ich keine weiteren Medikamente mehr nehmen solle und das es „bestimmt wieder von alleine verschwinden würde."
Das war vor 2 Wochen gewesen.
Seit dem ernährte mich nur noch von Fastfood und seit ich so feige meinen Job gekündigt hatte, waren meine einzigen Beschäftigungen das Füttern der Katze, die irgendwann tatsächlich wieder unter meinem Bett hervor gekommen war und das durchbingen des gesamten Netflixsoertimentes.
Doch irgendwann wurde auch das langweilig. Jen hatte sich tatsächlich auch mal wieder gemeldet, jedoch war der Kontakt bis jetzt eher sporadisch.
Am Tag 45- ja, ich hatte tatsächlich mitgezählt-, stellten meine Eltern mir ein Ultimatum.
Es war 7:00 Morgens, eine sehr unchristliche Zeit wenn es nach mir ginge, als sie mal wieder ungebeten vor meinem Bett standen und mich mit ernster Miene ansahen.
Meine Mutter zog mir die Decke weg und irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck hielt mich davon ab, einfach ohne meine Decke weiterzuschlafen. Es war schließlich Sommer, wer brauchte schon eine Decke?
Also setzte ich mich auf und wartete auf das Donnerwetter, aber kam nicht.
„Finn, deine Mutter und ich wollen wirklich das Beste für dich und wir..", er blickte zu meiner Mutter.
„Großer, du bist jetzt seit einer ganzen Weile hier oben und wir beide glauben einfach nicht dass das so gesund für dich ist."
Weil die Wolke ja so gesund war.
„Finn." Jetzt meldete sich meine Mutter zu Wort und ich spürte sofort, das sich mein ungebetener Gast verdunkelte.
„Hier riecht es, als wäre etwas gestorben."
Ich biss meinen Kiefer zusammen um nicht zu lachen.
„Das ist nicht witzig!"
Der Frau konnte man auch wirklich gar nichts vormachen.
Sie setzte sich neben mich und ich wurde noch unruhiger.
„Dein Vater und ich haben beschlossen, dass wir dich vor die Wahl stellen: Entweder du gehst jetzt vor die Tür, oder du gehst in eine Klinik!"
Ich beschloss die Erziehungsratgeber meiner Eltern bei der nächstbesten Gelegenheit zu
verbrennen um sie durch Neuere zu ersetzten, in denen hoffentlich detailliert aufgeführt sein würde, dass sich längst nicht alle „Abnormalitäten" durch eine Therapie heilen lassen konnten.
„Weil eine Therapie ja auch immer so viel Sinn macht", brummte ich entnervt.
„Auf alle Fälle macht das sicher mehr Sinn, als sich hier oben den ganzen Tag zu verkriechen, mein Lieber."
Ohoh, den spitzen Unterton in ihrer Stimme kannte ich zu gut.
Ich sprang auf.
„Gibt es irgendetwas, was ihr wisst, ich aber nicht?! Soweit ich mich entsinnen kann, weiß niemand, was genau dieses Ding überhaupt ist." Ich spuckte das Wort Ding so abfällig wie möglich aus.
„Wie gesagt", blieb sie ungerührt.
„Wir können gemeinsam nach Draußen gehen oder wir melden dich bei einer Therapie an. Deine Entscheidung."
Soweit würde es noch kommen.
„Lasst ihr mich dann für heute in Frieden, wenn ich jetzt mit euch nach Draußen gehe?"
Mein Vater strahlte mich an, als hätte ich ihm grade eröffnet, das ich morgen heiraten würde.
„Aber sicher mein Großer!"
„Na dann."
„Wir warten unten auf dich Finn".
Meine Mutter nickte mir noch einmal aufmunternd zu und warf meinem Vater einen kurzen Blick zu. Er stand unbeteiligt neben ihr und wirkte geistig ziemlich abwesend. tatsächlich noch mehr als sonst.
Sie stupste ihn an und er schreckte hoch. Unter seine Augen lagen tiefe Schatten, die ich auch durch den Schleier der Wolke sehr gut erkennen konnte.
„Lass dir Zeit ".

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