Na super. Ich hörte schon wieder meine Mutter und meinen Vater. Sie stritten sich. Mal wieder. Ich seufzte kurz, zog mir meinen Schlafanzug an und schloss meine Zimmertür ab.
Ich warf mich auf mein Bett und machte mir Musik an. Natürlich mit Kopfhörern. Mein Fenster war offen, sodass ich einen tollen Blick auf den See dahinter werfen konnte. Die Blätter der Bäume darum verfärben sich langsam rot, orange und gelb. Der Herbst kam. Ich liebte diese Jahreszeit wirklich sehr. Halloween, mein Geburtstag, die Vorfreude auf Weihnachten, die Natur, schöne Kleidung, heiße Schokolade trinken, an einem regnerischen Tag im Bett Serien und Filme schauen, oder einfach entspannen und lesen. Das war einfach toll.
Wären da nicht meinen Eltern die jeden Tag, oder jeden zweiten, miteinander diskutierten und stritten. Es machte mich immer traurig, und wenn ich versuchte die Tränen und den Schmerz zu unterdrücken wurde ich wütend. Einfach nur wütend. Wenn das dann passierte zog ich mich an und kletterte aus meinem Fenster, runter zum See und ging etwas in den Wald dahinter spazieren. Es entspannte mich. Öfters nahm ich mir etwas zu essen mit und blieb gute vier bis fünf Stunden weg. Meistens ohne Handy, aber manchmal auch mit, um Musik zu hören.
Wenn ich auf einer weit von unserem Haus entfernten Lichtung angekommen war schrie ich meist den Schmerz heraus und legte mich dann auf den Boden, um in den Himmel zu sehen. Ich war ziemlich naturverbunden.
Ab und zu kamen hörte ich entfernt die Wölfe heulen, die hier in der Nähe lebten. Doch ich hatte keine Angst vor ihnen. Dass Wölfe Menschen fraßen oder angriffen stimmte nicht wirklich. Es konnte mal passieren, doch meistens waren diese Tiere scheu und mieden uns Menschen. Sie waren faszinierende Geschöpfe. Es gab so viele Geschichten von ihnen. Gute wie schlechte. In Märchen waren sie meist böse, ich kannte jedenfalls keins in dem sie gut waren.
Im Dschungelbuch waren die Wölfe „gut", bei den römischen Brüdern Remus und Romolus auch. Und es gab auch noch irgendwas anderes was mir aber gerade nicht einfiel.
Ich zog warme Kleidung und meine Lederstiefelletten an und kletterte mit Handy und Kopfhörern aus dem Fenster. Auf ein neues.
Ich zog den Schal fester um meinen Hals und kuschelte meine Hände in die Manteltaschen. Es begann leicht zu regnen. Für den Herbstanfang war es jetzt schon ziemlich kalt.
Da hörte ich plötzlich ein Knacken. Aus dem Gebüsch zu meiner Linken kam ein kleiner, grau-weißer Wolf. Ich war wie erstarrt. Der kleine Welpe sah zu mir auf und sah mich fragend an. Er war ja schon irgendwie knuffig. Doch da hörte ich auch schon ein leises Knurren, woraufhin der kleine wieder im Gebüsch verschwand und sich nur kurz noch mal umdrehte.
Ich wartete bis ich sicher sein konnte, dass das Rudel oder die Mutter wieder weg waren, dann ging ich weiter. Ich begann zu lächeln und blickte mich im Wald um. Die Natur war, wie immer, atemberaubend schön. Wie konnte man das nicht mögen. Vier Jahre lebte ich jetzt schon hier. Davor hatten wir in kurz in der Stadt gelebt und noch davor in einem kleinen Ort wo jeder jeden kannte. Jetzt würde ich bald 15 werden und hatte das Glück hier leben zu dürfen.
Ich hörte ein Bellen und ein lautes, glückliches Lachen. Ich wisch vom Weg ab und ging zu den Bäumen. Ich war nicht gerade erpicht auf Gesellschaft.
Einige Minuten später hörte ich Schritte und sah auch kurz darauf einen Jungen, ungefähr in meinem Alter. Er hatte dunkelbraunes, verstrubeltes Haar und ihm hingen ein paar Strähnen ins Gesicht.Der Typ spielte mit einem wunderschönen Husky, der ziemlich viel Ausdauer zu haben schien. Ich wanderte etwas näher an den Weg heran, bis man mich leicht hätte sehen können. Wieso ich das tat? Ich weiß es nicht. Der Hund hatte mich anscheinend bemerkt, denn er kam auf mich zu gerannt und kläffte mich spielerisch an. Ich lachte kurz leise auf und kniete mich neben den Hund.
„Amory!" hörte ich die Stimme des Besitzers. Amory hieß der Hund also. Wahrscheinlich ein Mädchen.
Der braunhaarige war nun bei mir und seiner Hündin angekommen, die sich inzwischen ausgiebig von mir streicheln ließ.
„Tut mir leid, normalerweise hört sie besser" entschuldigte er sich, doch ich winkte nur ab. Er hatte eine tiefe Stimme, aber trotzdem angenehm.
„Schon okay, sie ist ja eine liebe" meinte ich nur und lächelte ihn leicht an. Er lächelte zurück und kniete sich neben mich auf den Boden.
„Wohnst du hier in der Nähe?" fragte er.
„Ja, ungefähr 20 Minuten von hier entfernt." antwortete ich, ohne ihn dabei anzuschauen.
„Cool, ich bin noch ziemlich neu hier. Ich und mein Dad sind vor fünf Tagen her gezogen."
„Wie findet ihr es hier?" Ich wusste nicht was ich sonst hätte sagen können.
„Es ist echt schön, besonders die Natur. Gibt es hier wirklich Wölfe?" fragte er neugierig und mit einem Funkeln in den unglaublich hellblauen Augen. Es waren ein paar grüne Sprenkel darin wenn man genauer hinsah.
„Ja, gibt es. Aber so lange du keines ihrer Welpen oder Rudelmittglieder bedrohst, lassen sie dich in Ruhe. Magst du Wölfe?"
„Ja, sie sind tolle Tiere." Er sah mich an und lächelte. Es sah süß aus wenn er lächelte. Warte was? Hatte ich das gerade wirklich gedacht? Bleib cool, Luce, bleib cool.
„Äh, ja sie sind wirklich, ähm, toll" stotterte ich und spürte wie ich rot wurde, weshalb ich den Kopf senkte und weiter die Hündin kraulte.
Ich spürte seinen Blick auf mir, ignorierte dies allerdings gekonnt. Plötzlich hörte man das Lied „Last Christmas" von Wham.
„Oh, sorry. Das ist mein Klingelton" entschuldigte ich mich und kramte mein Handy aus der Manteltasche. Es war meine beste Freundin Aliona. „Da muss ich kurz dran" entschuldigte ich mich bei dem Jungen und entfernte mich ein paar Meter. Mir fiel auf, dass ich seinen Namen noch gar nicht kannte.
„Lucy! Ich muss dir unbedingt was erzählen! Du wirst es nicht glauben!" war das erste was ich von meiner besten Freundin zu hören bekam.
„Okay okay Ali! Mach erst mal langsam und ja ich wünsche dir auch einen schönen guten Morgen" grinste ich.„Gut. Wie wärs wenn du einfach zu mir kommst? Oder wir machen zusammen was" schlug sie vor.
„Du, gerade ist schlecht ich bin grad spazieren" versuchte ich zu erklären. Den Jungen und den Hund erwähnte ich allerdings nicht. Das würde ich ihr erzählen, wenn wir uns in der Schule sahen oder so.
„Oh. Okay. Wie lange bist du denn noch unterwegs? Dann können wir uns danach treffen wenn du willst."
„Halbe Stunde. Dann bin ich wieder zu Hause und komme zu dir, okay?"
„Super!" freute sie sich.
„Dann bis später"
„Bis später!" verabschiedeten wir uns.
Ich steckte mein Handy wieder zurück in die Manteltasche und ging zurück zu dem Jungen.
„'Tschuldigung, das war meine beste Freundin."
„Schon okay. Was wichtiges?" fragt er lächelnd.
„Ja, so wie sie geklungen hat" grinste ich zurück. „Ich müsste dann jetzt los" meinte ich etwas verlegen und beobachtete ihn.
„Okay, ich sollte auch mal weiter, sonst dreht Amory noch durch, wenn sie nicht ihrem Ball hinterher jagen kann"
„Gut, dann- Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder" sagte ich.
„Bestimmt" antwortete er.
„Dann tschau" verabschiedete ich mich, während ich mich umdrehte.
„Ähm hey! Warte mal kurz. Wie heißt du eigentlich?" rief er und ich drehte mich wieder zu ihm.
„Lucille. Aber jeder nennt mich Lucy" lächelte ich „Und du?" interessiert sah ich ihn an. „Ich heiße Killian'' antwortete er.
„Dann tschau, Killian"
„Tschau Lucille"
Wir drehten uns fast zeitgleich um und gingen jeder in eine andere Richtung.
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1259 Wörter
Ich hab so lange für diesen Oneshot gebraucht :|
Sieht man auch am Datum... Jaaa
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Oneshots Oneshots Oneshots || Laufend ||
Short StoryOneshots weil ich zu viele Ideen hab. Oneshots aller Art. Oneshots auf Wunsch. Ich werde auch, wenn ihr wollt, für jeden Oneshot ein paar Lieder empfehlen die ihr beim lesen hören könnt. Viel Spaß.