Ein Werwolf, der Schokolade liebt - die giftig für ihn ist.
Eine freche Fee, der jeder Streich misslingt.
Und eine bücherverrückte Meerjungfrau im Gartenteich.
Charlotte kann übernatürliche Wesen sehen und verstehen. Seit einigen Jahren betreibt si...
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Lami rupfte an meinen Strähnen und ließ einzelne Haare durch ihre Finger gleiten. „Wieso warst du so lange weg?", meckerte sie und fiel dabei um.
„Und du hast wirklich keine Idee, wo die merkwürdigen Bücher hingekommen sind?", fragte ich Perpetua, die das Feenwesen aus dem Schilf fischte und das Zetern zwischen ihren kalten Händen erstickte.
„Nein. Ich habe sie gelesen und du hast sie irgendwann zum Trocknen reingebracht."
„Wirklich?"
Sie nickte und tauchte ab. Ich setzte Lami auf dem Rasen ab und verließ die beiden, um die Fensterbänke im Haus abzusuchen. Hoffentlich hatte ich diese Bücher auch zum Trocknen ausgelegt und nicht entsorgt. Andernfalls hätten wir ein riesiges Problem, denn ohne die Bücher waren die Seelen wohl verloren.
Die ins Wasser gefallenen Bücher der letzten Tage ruhten in Küche, Wohnzimmer und Esszimmer. In meinem Schlafzimmer und im Badezimmer hatte ich die älteren Geschichtensammlungen gelagert. Eigentlich lagerte ich überall irgendwelche Bücher, weil mir der Platz ausging.
Ich durchforstete gerade zerfranste Bücher mit Liebesgeschichten, die zwischen die Krimis gerutscht waren, die Perpetua vor etwa drei Monaten verschlungen hatte – wortwörtlich, denn einzelne Seiten fehlten –, da stieß ich gegen einen Stapel aus Büchern und Zeitungen. Die Zeitungsseiten hatten die Feuchtigkeit aus den Büchern gesogen und während ich diese durchblätterte, fielen mir die leeren Seiten auf. Das potenzielle Seelenbuch legte ich sachte auf mein Bett.
Plötzlich schellte die Klingel. Automatisch rannte ich die Treppe hinunter, um zu öffnen, und prallte mit Maxi zusammen, der mich auf halbem Wege abfing. Er presste seinen Zeigefinger auf den Mund.
Zerdan lauschte unten an der Haustür.
„Was ist mit euch los?", wisperte ich.
„Was ist mir dir los?" Maxi streckte den Arm aus und hielt mich auf. „Du weißt doch gar nicht, wer an der Tür ist."
„Himmel, wer soll schon da sein? Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass die Seelengestalten nicht klingeln."
Eilig schlüpfte ich an Maxi vorbei, verfehlte eine Stufe und fiel auf mein Hinterteil. Im nächsten Moment schob jemand von der anderen Seite der Tür einige Briefe durch den Schlitz.
„Nur der Postbote", murmelte ich und rieb mir den unteren Rücken, der gegen die Stufenkante geknallt war. „Könntet ihr euch beruhigen? Diese Seelengestalten verfolgen uns, aber wir haben einen Vorsprung. Außerdem könntet ihr mir helfen, die Bücher zu finden." Ich verdrehte die Augen, klang schon genauso wie Zerdan.
Dieser bückte sich, sammelte meine Post ein und legte sie auf die schwere Eichenkommode im Flur.
Als ich davon ausging, dass alles gut wäre und niemand auf die Idee kommen würde, Türen und Fenster zu vernageln, explodierte Maxi auf der Treppe. Der menschliche Körper löste sich zischend und qualmend auf. Fleisch brannte und riss. Ein Knurren grollte, vibrierte erst in Maxis Brust, weitete diese und ergoss sich bis zu uns ins Erdgeschoss. Der Boden bebte und ein Schuh purzelte die Treppe hinab. Die Dielen knarzten und Bilder fielen von den Wänden, zwischen denen ein gigantischer Werwolf steckte. Er konnte sich kaum drehen und er rutschte die Stufen herunter.