9: Regenbogenblut

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Die Geisterkatze hockte auf der Fensterbank des Schuppens und fauchte den Baumsetzling an. Seine Pfote schlug immer wieder nach dem Topf, ging aber geradewegs hindurch.

„Fall endlich!", brummte er und sein Schwanz peitschte hin und her. „Fall runter."

„Brim?"

„Das geht alles nicht mehr so, wie es einst funktionierte!"

Er würdigte mich keines Blickes und presste die Nase an die Fensterscheibe. Die Finsternis seines Fells stellte sich auf und er sprang plötzlich durch mich hindurch, um sich von den Schatten verschlucken zu lassen. Ich hätte es gerne genauso gemacht, denn die blassen Gestalten waren zurück und kletterten über den Gartenzaun.

Ich krabbelte zur offenen Tür des Schuppens. Die blassen Kreaturen wankten lautlos zum Haus. Sie hatten bereits meine Haustür eingeschlagen, statt zu klopfen, also hastete ich ihnen nach.

„Halt!"

Sie stoppten nicht.

„Hey, ihr ... blassen Gestalten." Mein Versuch, mit ihnen zu sprechen, prallte an ihren blanken Rücken ab. Ich rannte an ihnen vorbei und stellte mich vor die Tür. „Wartet einen Moment, ich tue euch nichts. Wer seid ihr? Was wollt ihr hier?"

Mein Einsatz war gefährlich. Mein Mut rächte sich.

Eine Gestalt hob die Hand und fegte mich mit einem Schlag beiseite. Ich schürfte über die Terrasse, Arme und Knie verloren Hautfetzen, und rollte über den Rasen. Funken zerplatzen vor meinen Augen und erinnerten mich an das Feuerwerk, das ich nur aus der Ferne betrachtet hatte.

Dann stahlen sich drei weiße Flecken in mein Sichtfeld. Sie brachen aus ihrer Reihe, einer prallte gegen die Hauswand, ein anderer landete wenige Meter neben mir auf der Wiese.

Ein Pfeifton schrillte in meinen Ohren.

„Charlotte!"

Zerdan warf mich über die Schulter und wehrte eine weiße Faust mit einem Tritt ab, ohne umzukippen. Ich wäre umgekippt. Allein das Über-seiner-Schulter-Hängen machte mich schwindelig. Zwei flache Atemzüge später setzte er mich auf einmal auf der Treppe im Haus ab. Der Geruch von Säure breitete sich im Haus aus und der Würgereiz kitzelte meine Kehle.

Er kam mit einem langen Messer zurück. Die Haustür stand offen und der Säuregeruch stammte von den blutenden Gestalten. Kein Blut, dachte ich, denn Blut war rot und das, was aus ihren Wunden perlte, ähnelte flüssigem Perlmutt.

Ein Schnitt trennte die Hand vom Arm der Gestalt ab. Ein Stoß brachte sie zu Fall und Zerdan schmiss sich mit dem Messer voraus auf sie. Es drang tief in das fleischige Gewebe des Oberkörpers ein. Perlmutt floss. Säure brannte in meinen Augen.

Doch niemand schrie. Die Stille machte mich nervös. Zittrig. Meine Stufe schien aus Schlamm zu bestehen, denn ich sackte darauf zusammen und schlitterte mit den Knien voraus die Treppe herunter, landete in einer Pfütze aus Perlmuttblut. Es fühlte sich kalt an, als hätte ich ins Eisfach gefasst und den Gefrierbrand stundenlang mit den Fingernägeln abgekratzt.

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