8: Baumtratsch

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„Sie ist eine Frau", sagte eine Stimme so fein wie Federäste.

„Wir haben sie hier noch nie gesehen."

Mehr Stimmen. Einige hatten einen Akzent, der schwerer wog und das Ende eines Satzes in eine tiefere Tonlage zog.

„Aber sie hat uns gesehen, oder?"

„Ja."

Kichern schallte durch meinen Schädel.

„Aber zu spät!"

„Zu spät!", echoten andere Stimmen.

„Ist sie eine Kriegerin oder eine Suchende?"

„Eine Suchende", krächzte ich und rappelte mich auf. Mein Kopf dröhnte und meine Fingerspitzen pochten, als würde sich all mein Blut darin sammeln. „Wer seid ihr?"

Es war, als versuchte ich durch Aschewolken zu spähen. Alles ertrank in einem grauen Nebel. Ich fasste mir an die Augen, berührte etwas Glattes und zog zwei lange Blätter von meinem Gesicht. Diese Wesen hatten mir die Sicht damit genommen. Sie waren also clever und das verriet, wer sie waren.

„Was machen so viele Feenwesen hier?", wollte ich wissen und legte die beiden Blätter ordentlich übereinander, betrachtete sie genauer. „Das sind Blätter eines Mammutbaumes. Die gibt es hier aber nicht."

„Die gab es hier mal", entgegnete eines der Feenwesen und ließ sich auf den Blättern nieder. „Du weißt, wer wir sind?"

Ihre Finger waren lang und vor Ewigkeiten zu zusammengewachsen, sodass sie den Klauen einer Gottesanbeterin ähnelten. Damit streichelte sie ihre rosafarbenen Blüten, die statt Haaren aus ihrem Kopf wuchsen.

„Nennt ihr euch hier auch Baumgeister?", fragte ich.

„Wir haben keine Namen, denn Namen habe keine Bedeutung für uns." Ihre Flügelpaare vibrierten und sie schoss in die Luft. „Was, wenn wir dich töten und du zu einem Baum wirst? Dann hätten wir wieder ein Zuhause."

„Tja, das wäre eine Möglichkeit, allerdings bezweifle ich, dass aus meinem toten Körper ein Baum wachsen wird."

„Wir können dich beerdigen und einen in deinen Körper pflanzen." Sie grinste breit und winkte eine andere Fee herbei. „Wir haben Samen, aber sie sprießen nicht. Sie brauchen einen anderen Nährboden. Blut und Fleisch vielleicht."

Ein Schauer jagte meinen Rücken hinab. Dafür, dass dieses winzige Wesen meine Lieblingsfarbe trug, spuckte sie dunkle Gedanken aus. Feen waren nach außen hin liebenswürdig, zerbrechlich und süß, aber innerlich von einer Grausamkeit zerfressen, die ab und an aus ihnen bleckte.

„Das haben wir schon einmal versucht", wandte die andere Fee ein. Im Zickzack flog sie an mir vorbei und landete vor einem schiefen Holzgestell, das in den Boden gerammt worden war und sich als zusammengefallenes Kreuz entpuppte. Ich kniete mich daneben und richtete es. In den eingebrannten Buchstaben las ich einen Namen: Brim.

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