Ein Werwolf, der Schokolade liebt - die giftig für ihn ist.
Eine freche Fee, der jeder Streich misslingt.
Und eine bücherverrückte Meerjungfrau im Gartenteich.
Charlotte kann übernatürliche Wesen sehen und verstehen. Seit einigen Jahren betreibt si...
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Die gedrungene Tür schwang auf und Licht flutete meinen Flur. Ich setzte einen Fuß auf den weißen Teppich, der sich vom Eingang an die meterhohen Regale schmiegte und bis ans andere Ende meiner Bibliothek führte. Alles war in weiß getaucht. Ab und an entdeckte ich goldene Verzierungen, die sich um die Regalböden wanden.
Seitdem sich meine Gabe, mit dem Übernatürlichen zu kommunizieren, immer mehr ausgeprägt hatte, war ich die neugierigen und brennenden Blicke auf mir gewohnt. Doch Zerdans Starren machte mich nervöser als Maxis, der nebenbei Lami in seiner riesigen Hand hält, damit sie mir nicht immerzu um den Kopf schwirrt. Der Werwolf und das Feenwesen betraten diesen magischen Raum nicht, weil ich sie darum gebeten hatte. Die Bibliothek hatte etwas Intimes an sich, etwas, das nur die Seelen und mich etwas anging – und Zerdan.
„Sehen die Bibliotheken immer so aus?" Meine Hand pulsierte immer noch, nachdem ich den Spruch des ehemaligen Meisters aufgesagt und meine Handfläche auf die leere Wand in meinem Flur gedrückt hatte. Die Magie, die die Hexe mir geliehen hatte, war aus mir herausgeschossen, hatte die Wand geteilt und eine Tür in ihr heranwachsen lassen.
„Sie ist atemberaubend." Zerdan blieb hinter mir, war noch vorsichtiger als ich. „Sie ist so hell und sauber."
„Sind die Bibliotheken sonst dunkel und dreckig?"
„Manchmal. Es gibt immer Ecken, die unrein sein können, aber deine ... ist so weitläufig."
Das war sie wirklich. Unsere Schritte, so sachte wir sie auch aufsetzten, hallten in der Halle wider.
Ich war verwirrt, weil ich nicht begriff, ob das etwas Gutes oder Schlechtes war. Immerhin war das meine erste Seelenbibliothek, die ich jemals gesehen hatte und ich wusste nicht, was richtig und was falsch war.
„Wir müssen die Türen zu den anderen Bibliotheken finden."
„Die deines Meisters", ergänzte ich ihn und sah mich genauer um. „Hast du eine Ahnung, wo wir mit der Suche beginnen sollten?"
„Es ist deine Bibliothek." Er neckte mich und obwohl die Torturen, die er durchstehen musste, weiter in seinem Kopf spukten, konnte er wieder lächeln. „Wo würdest du die Türen zu anderen geheimnisvollen Orten verstecken?"
„Gut sichtbar", gab ich zu. „Denn alles, was man direkt vor Augen hat, ist unauffällig, weil man es schnell übersieht."
„Weil es sich nicht die Mühe macht, sich gut zu verstecken."
„So ist machen es auch viele Übernatürliche Wesen. Maxi zum Beispiel."
Ich stoppte. Ein leerer Springbrunnen versperrte uns den Weg. Er stand direkt unter der Glaskuppel, durch die Licht ins Innere strömte, das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Sonne entsprang.
Ohne darüber nachzudenken, ging ich am Springbrunnen rechts und nahm an der nächsten Abzweigung den linken Gang, der mich in eine weitere, große Halle führte. An ihrem Ende steckten drei Türen in der Wand.