3: Angstgewalt

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Die feuchte Druckerschwärze roch erdig und ich bemühte mich, die tropfnassen Kochbücher am Ufer meines Gartenteiches einzusammeln, ohne sie zu zerstören. Die Seiten wellten sich und von einigen blätterten bereits winzige Fetzen ab.

„Entschuldigung", gurgelte Perpetua und ihr schwarzer Schopf brach durch die Wasseroberfläche. Die Tropfen perlten von ihrem Haar und wirkten wie Sterne am Nachthimmel. „Wenn meine Gedanken in den Worten und Zeilen versinken, versinke ich auch körperlich im Wasser."

Wenige Flossenschläge später wühlte sie sich durch das Schilf und krabbelte am Ufer hinauf. Die morgendlichen Nebelschwaden kräuselten sich um ihre Finger und legten sich auf ihre grau-weiße Schuppenhaut.

„Schon gut, die Bücher sind ja für dich gedacht, auch wenn ich bald keinen Platz mehr auf meinen Fensterbänken habe, um sie zu trocknen."

„Lotty?"

Das kleine Taschenbuch über Kuchen und Torten war so nass, dass ich es hätte auswringen können. Die Seiten klebten aneinander und schwarze Flecken schimmerten hindurch. Der Teich nahm sich immer wieder eines der Bücher, wenn Perpetua ihre Umwelt beim Lesen vergessen und sie ertränkt hatte. Diese Geschichten waren ihr Leben und ich würde sie ihr niemals wegnehmen, trotzdem warf ich die Ertrunkenen ungern in den Müll.

„Lotty, kannst du der alten Dame von nebenan sagen, dass sie aufhören soll, deine Fische im Teich zu füttern?" Sie schlug mit der silbernen Schwanzflosse aufs Wasser. Ihre Augen reflektierten die Sonne, aber wie immer konnte ich keine Pupille in ihnen erkennen. „Sie wirft mir ständig Brotstücke an den Kopf."

Ich verkniff mir ein Lachen und wischte eine kleine Pfütze von dem Einband des letzten Kochbuches, das ich aus dem Schilf geborgen hatte.

„Klar, ich werde ihr sagen, dass eine Meerjungfrau in meinem Gartenteich haust und sich von den fliegenden Brotbomben bedroht fühlt."

„Ich meine es ernst, Lotty!"

„Sicher doch." Vorsichtig zog ich eine Kurzgeschichtensammlung über das Fliegen aus meiner Tasche. „Das Buch hat die alte Dame von nebenan bei mir abgegeben."

Perpetua leckte sich die Lippen und kroch an mich heran, nahm mir das Buch aus den Händen. „Kannst du ihr danke von mir sagen?"

Und plötzlich war die Meerjungfrau wieder handzahm. „Natürlich. Nachdem ich sie darum gebeten habe, meine Fische nicht mit ihrem Brot zu überfüttern."

Sie stieß sich von der Uferböschung ab und klatschte mit dem Rücken ins Wasser, hielt das Buch mit beiden Händen über ihren Kopf, damit es nicht nass wurde.

„Das Buch ist bestimmt interessanter als deine Rezeptbände, aber nicht so lustig wie die Geschichten, die der Mann mal mitgebracht hat."

„Der Mann? Welcher Mann?"

LavendelflüsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt