Secret of the Timberwolves

37. Kapitel

Ich folgte Ryan und Nolan zum Bungalow, wobei Jasmina besonders darauf achtete, hinter mir zu laufen, wahrscheinlich, um ihre Position deutlich zu machen.
Kaum schloss sich die Tür hinter uns, war die Rangfolge egal. Ryan führte uns einen schmalen Flur entlang in ein geräumiges, aber gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Dunkle Ledersofas mit karierten Decken über den Lehnen standen vor dem Kamin, über dem ein Fernseher von der Größe einer Tischtennisplatte hing. An dem großen Fenster, das zum Wald zeigte, stand ein großer Esstisch.
Nolan ließ sich als erstes auf eines der Sofas fallen.
"Da kamen wir ja gerade noch rechtzeitig. Ally hätte dich sonst ausgequetscht wie eine Zitrone." Ich legte den Kopf schief.
"Habe ich mich etwa schon falsch verhalten? Hätte ich ihr gar nichts sagen dürfen?"
Ryan ließ sich auf einer der Lehnen nieder.
"Hör nicht auf ihn. Er neigt zur Übertreibung. Ally ist zwar neugierig, ist aber nicht darauf aus, alles zu erfahren. Nun zum eigentlichen Thema..."
Ich unterbrach ihn, was mir einen verdutzten Blick von ihnen allen einbrachte.
"Sind das da draußen alle?"
"Nein. Rick und Lynn suchen gerade das Wild und machen die Jagdplätze aus. Der Rest ist am Feuer. Aber das ist das Kernrudel, alle anderen sind zuhause geblieben. Damit meine ich das ältere Rudel und die Kinder. " Okay, das war gut. So musste ich mich zumindest nicht mit allen gleichzeitig beschäftigen.

"Wer hat Rick und Lynn zur Futtersuche ausgeschickt? Die sehen die Beute doch erst, wenn sie vor ihnen davonläuft." Jasmina trat zu Nolan und setzte sich zu ihm.
"Sie werden sie schon nicht verjagen. Dazu hat Rick schon zu oft das Fell über die Ohren gezogen bekommen."
Nolan schlang seine Arme um sie, was sie mit einem Schnappen in seine Richtung quittierte.
"Wie gesagt, die beiden sind noch unterwegs. Außerdem sollen sie die Gegend absuchen, ob hier andere Gestaltwandler sind. Sie sehen es als Chance sich zu beweisen. Sollen sie machen. Ich muss erst einmal zu Cilia und schauen, was sie wieder hat. Jasi, Neve, euer Zimmer ist das oben links. Wir sind dann direkt auf der anderen Seite." Ryan stand auf und verließ das Haus.
Jasmina knurrte los.
"Gerade die beiden suchen nach Lebewesen, die sie nicht aufscheuchen sollten und Cilia sieht das alles als Chance im Rang zu steigen. Wie mich das nervt."
Die Tür knallte ins Schloss und schnelle Schritte waren im Flur zu hören. Jasmina und Nolan sprangen alarmiert auf. Ein roter Schopf erschien in der Tür.
"Habt ihr gesehen, wie Cilia Nevaeh angestarrt hat?" Nolan nickte grimmig und ließ sich auf dem Sofa nieder.
"Mich würde es nicht wundern, wenn sie noch vor Ende der Woche austickt."
"Weil das vorhersehbar ist. Sie ist vorhersehbar."
"Ich verstehe nur nicht, wieso sie austicken sollte. Ich habe ihr doch gar nichts getan." Jasi wechselte einen Blick mit Ally.
"Cilia gefällt die Vorstellung nicht, im Rang weiter abzusteigen. Sie hat versucht es durchzusetzen, dass du trotz deines Kampfes mit mir, anfangs die Letzte in der Rangfolge bist und dich hochzukämpfen hast. Und wer weiß, was ihr sonst noch über die Leber gelaufen ist."
Unauffällig versuchte ich, den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. Ich musste ganz genau auf jeden meiner nächsten Schritte achten, um nicht auf dünnes Eis zu geraten. Ich setzte mich auf eines der Sofas, während sich Jasmina und Ally zu Nolan gesellten.
"Die Frage ist jetzt, was sie als nächstes tun wird. Wird sie dich offiziell herausfordern oder wird sie auf eine Gelegenheit warten, um eine Schwäche an dir auszumachen." Jasi lehnte sich an Nolan.
"Ich vermute, dass sie erstmal abwarten wird. Sie will bestimmt erst schauen, wie sie dich treffen kann."
Verstimmt brummte ich. Es war nur eine Frage der Zeit, dass ich herausgefordert wurde.
Ally blieb noch eine ganze Weile und klärte mich zusammen mit Jasi und Nolan über die verschiedenen Rudelmitglieder auf, bevor sie sich verabschiedete und in ihre Hütte verschwand.
Plötzlich übermannte mich eine Müdigkeit, mit der ich nicht gerechnet hatte. Ich stand auf, bevor ich dort einschlafen würde. Auch Jasmina lunste müde zu Nolan auf. Dieser lächelte leicht und wollte gerade etwas sagen, als plötzlich die Haustür mit einem Knall gegen die Wand im Flur schlug.

Mit einem Schlag fuhren wir hoch und Ryan stürmte knurrend ins Zimmer. Alarmiert sah ich ihn an, doch bevor ich ihn fragen konnte, was los sei, sah er mir direkt in die Augen.
"Sollte Cilia dich in irgendeiner Art und Weise anrühren, kommst du zu mir und sagst es mir!" Sein Blick war wild und eindringlich.
Was war da vorgefallen? Ich sollte mich doch selbst behaupten. Warum mischte er sich bereits jetzt ein? Bevor ich antworten konnte, dass ich mich selbst darum kümmern wollte, knurrte er.
"Hast du mich verstanden?" Beunruhigt sahen Nolan und Jasmina zu mir und ich konnte nur Nicken.
"Was..."
"Ich werde das jetzt nicht noch einmal besprechen. Mit niemanden."
Wütend wandte sich der Alpha ab und stapfte nach oben.
Irritiert sah ich die anderen beiden an.
Jasmina zuckte mit den Schultern, während Nolan zu wissen schien, was hier gerade passiert war. Er warf mir einen warnenden Blick zu und folgte Ryan.
Jasi atmete tief durch als seine Schritte auf der Treppe verklungen waren.
"Das ist nicht gut."
"Was zum Geier ist da passiert?"
Jasi zuckte nur mit den Schultern."Das kann ich nur vermuten. Aber wahrscheinlich finden wir es sowieso bald heraus. Los komm! Wir gehen jetzt hoch. Es ist schon spät." Lautlos stand sie auf und ging die Treppe hinauf. Ich folgte ihr, doch am Fuß der Treppe angekommen, sah ich noch einmal zurück durch den offenen Türbogen ins Wohnzimmer. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel das Rudel hierfür ausgab. Dieser ganze Ausflug musste doch ein kleines Vermögen kosten. Plötzlich bewegte sich etwas am Fenster und ich erstarrte. Der schwache Lichtschein reflektierte in den Augen grün-gelblich. Die Ohren waren aufmerksam aufgestellt, zuckten jedoch als ich den Blick erwiederte. Instinktiv hob ich die Oberlippe und knurrte leise. Vermutlich konnte derjenige, der da am Fenster stand es sowieso nicht hören, doch die Botschaft schien anzukommen. Zur Antwort hob der pechschwarze Wolf ebenfalls die Leftzen und schien zu knurren. Stumm fochten wir ein Blickduell aus, bis irgendwann ein Geräusch das Tier ablenkte und es kurz in die Richtung sah. Triumphierend warf ich dem Wolf noch einen Blick zu, bevor ich nach oben ging.

Wie abgemacht hielt ich mich links und trat in einen großzügigen Raum mit zwei nebeneinander stehenden Betten, auf einem von ihnen Jasi bereits lag und ein Buch las. Sie deutete auf eine weitere Tür am Ende des Raumes.
"Da ist das Bad. Wir müssen es uns leider mit den Jungs teilen, aber bisher hat das immer ganz gut geklappt. Du kannst jetzt rein. Ryan hat deine Sachen da auf die Kommode am Fenster gestellt, daher hatte ich angenommen, dass du auch das Bett am Fenster möchtest." Ich nickte. Stumm einverstanden mit den Entscheidungen der anderen. Ich war sowieso viel zu müde, um noch irgendeinen Streit vom Zaun zu brechen. Ich kramte meine Utensilien heraus und ging ins Bad, wo ich mich fix zurecht machte und dann in mein Bett sprang. Das Licht der kleinen Lampe auf dem Nachttisch zwischen meinem und Jasis Bett erhellte den Raum, was mich nicht besonders störte. Ich hatte mich zum Fenster gedreht, welches zum großen Hof zeigte. Die Laternen, waren vermutlich zu einer bestimmten Uhrzeit abgeschaltet worden, denn nur die Bäume waren noch schwach vom Lagerfeuer erleuchtet, welches langsam ausging.
Der Wolf kam mir wieder in den Sinn und aus irgendeinem Grund hielt sich die Vermutung, dass es Cilia war, hartnäckig an meinem Inneren fest.
Schließlich schaltete Jasi die Lampe aus und legte das Buch beiseite. Vom Rascheln der Decken wurden meine Augen schließlich auch bleischwer und fielen kurz darauf zu.