Prolog

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Ich lief, so schnell ich konnte, durch den Wald. Die Bäume rasten wie dunkle Schatten an mir vorbei, während sie sich deutlich vom Schnee abhoben. Meine Augen tränten bereits von dem eisigen Wind, der mir entgegenschlug und jeden meiner Schritte ausbremste. Meine Lunge brannte schmerzlich, doch ich musste durchhalten. Es war nicht mehr weit bis zum Haus, bis zur Wärme und der Sicherheit. Die Angst die ich anfangs hatte, als ich den Wald betreten hatte, war nun zu einer Panik herangewachsen und trieb mich immer weiter vorwärts. Meine Füße spürte ich kaum noch, da sie wahrscheinlich bereits erfroren waren. Die dünnen Turnschuhe hatten sie nicht lange vor der Kälte und der Nässe des Schnees schützen können.

Hinter mir konnte ich sie bereits kommen hören. Sie mussten nicht mehr leise sein und sie gaben sich auch keine Mühe mehr. Ich musste durchhalten, oder ich würde verlieren. Die Bäume wurden weniger, bis ich schließlich den Wald komplett verließ. Der Vorteil der Bäume war, dass der Schnee nicht so tief war. Hier auf der freien Fläche, sah das allerdings anders aus. Aber da vorne war die freigeräumte Straße.
Der Wind wehte mir und meinen Verfolgern stärker entgegen und ich konnte nur hoffen, dass er ihnen genauso zu schaffen machte, wie mir. Ich spürte ihre fixierten Blicke auf mir. Sie würden keinerlei Gnade zulassen, wenn sie mich eingeholt hatten.
Das Haus kam in Sicht und meine Rettung war nah. Bis dahin würden sie mir hoffentlich nicht folgen.

Ich stolperte durch den Schnee auf die freigeräumte Straße. Noch wagte ich es nicht langsamer zu laufen oder mich umzudrehen. Ich wusste, dass sie noch da waren, ob nun näher bei mir oder am Waldrand zurückgeblieben. Ihre hungrigen Blicke verfolgten mich. Die wenigen Stufen hinauf auf die Veranda übersprang ich und kramte eilig nach meinem Schlüssel.
Während ich am Türschloss mit zitternden Händen herumwerkelte, bemerkte ich im Augenwinkel einen dunklen Schatten vor den Stufen. Mein Herz blieb eine Sekunde lang stehen und ich hielt in der Bewegung inne.
Sie hatten es also gewagt. Sie hatten es gewagt, bis in eine Siedlung vorzudringen. Krallen klapperten auf Holz und ich ließ die Hände langsam vom Türschloss sinken. Ich wusste, dass ich die Tür nicht mehr rechtzeitig öffnen könnte, ohne, dass der riesige Wolf auf meiner Veranda die Chance nutzen würde, mich zum Abendessen des Wolfsrudels zu machen.

Ich sah ihm in sein pelziges Gesicht und wich langsam zurück.
"Das wars jetzt also.", stellte ich fest und versuchte, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen. Zur Antwort erntete ich nur ein lautes Knurren. Sein eindringlicher, hungriger Blick machte mir deutlich, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte und, dass, wenn ich schrie, mir keiner rechtzeitig zu Hilfe kommen könnte. Ich wich zur Seite aus und als ich mit dem Hintern gegen das Geländer stieß,wurde mir klar, dass ich nicht weiter zurückweichen konnte. In seinen grünen Augen blitzte es siegessicher und kaum merklich lehnte ich mich nach hinten. Ein winziger Funken Hoffnung glomm in mir auf. Noch hatte ich nicht aufgegeben. Noch war ich noch am Leben!
Wenn ich es schaffen würde, blitzschnell auf das Geländer zu springen und von dort auf das Dach zu klettern, konnte ich ihm vielleicht entkommen. Kurz sah ich mich nochmal um, um sicherzugehen, dass das Rudel außer Reichweite war. Sie waren am Waldrand zurückgeblieben und sahen ihrem Alpha gespannt zu.
Ich stieß mich mit den Füßen ab, bekam den Balken über mir zu fassen, zog mich hoch, bis meine Füße auf dem Geländer standen. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, während ich auf dem Holz stand. Ein lautes Bellen ertönte und Krallen kratzten über Holz als der Wolf, wie erwartet auf mich zu lief, um seine Beute nicht entkommen zu lassen. Ich stieß mich abermals ab und drückte mich auf dem Balken nach oben. Die dunkelgraue Bestie konnte ich nun nicht mehr sehen. Ich zog das eine Bein hoch und war schon kurz davor triumphierend aufzuschreien, als sich plötzlich Zähne in meinen noch hängenden Fußknöchel vergruben und mich ruckartig nach unten zerrten. Ein stechender Schmerz schoss mein Bein und meinen Rücken hinauf. Mein eben noch angehender Triumphesschrei ging in einen erschrockenen Schmerzensschrei über. Der Wolf zog, bis ich schließlich den Halt verlor und fiel.

Mein Bein krachte gegen den Holzzaun, gab ein lautes Knacken von sich, bevor ein weiterer Schmerz meinen Körper durchzuckte. Aber das war noch nicht das Ende meines Sturzes. Ich fiel weiter nach unten, Richtung Erdboden. Ich krümmte mich, so gut es ging, zusammen und machte mich bereit für den Aufprall. Ich bemerkte nicht, dass der Wolf mein Bein losgelassen hatte, nur den näherkommenden Boden und schließlich den stechenden Schmerz in meiner Brust, als ich endlich unten ankam. Ich schnappte entsetzt nach Luft, bevor schwarze Flecken vor meinen Augen zu tanzen begannen und sich schließlich ausbreiteten, bis alles schwarz wurde und mich eine willkommene Schmerzfreiheit begrüßte.

Secret of the TimberwolvesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt