Kapitel 6 - Noch mehr Ärger

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Durch das rufen meines Namens wurde ich wach. „(Y/N)!", „(Y/N)!" hörte ich abwechselnd Dilucs und Kaeyas Stimme. Ich öffnete meine Augen und wollte mich aufsetzten, doch mir fiel das Gewicht auf meinem Bauch auf.

Razor lag halb eingerollt neben mir und sein Kopf war auf meinem Bauch. Ganz vorsichtig setzte ich mich um, so das sein Kopf auf meinem Schoß lag.

Sanft strich ich ihm die Kapuze vom Kopf und strich über seine zerzausten Haare. Er kuschelte sich noch mehr an mich und ich musste lächeln. „(Y/N)!" hörte ich Kaeyas erboste Stimme von der Klippe über uns. Ich hielt kurz inne und bevor er was sagen wollte, hielt ich mir einen Finger vor die Lippen.

Wenn er weiter so rumschreien würde, würde Razor aufwachen. Lautlos kletterte er zu uns runter und stellte sich vor uns hin. Sein Schatten war groß und wirkte furchteinflößend.

So richtig schiss bekam ich aber erst bei Dilucs Schatten. Sein Blick war voller Sorge, aber trotzdem eiskalt. Unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Seine Augen waren Matt und sein Mund zu einem kleinen Strich.

Das war kein Spaß mehr. Das war auch kein kleiner Fehler oder Regelverstoß, bei dem Diluc etwas mit mir schimpfen würde und dann wars das. Nein. Jetzt hab ich scheiße gebaut und zwar so richtig.

Ich rüttelte Razor leicht wach und verschlafen schaute er mich an. Er gähnte und nieste dann. Gott war das niedlich, aber keine Zeit dafür.

„Wer das?" fragte er misstrauisch und ließ die beiden nicht aus den Augen. Beruhigen nahm ich seine Hand „Schon okay. Sie sind nur hier um mich zu holen." ich lächelte ihn leicht an.

Razor entspannte sich aber nicht. Er schüttelte den Kopf „Ich traue ihnen nicht. Sie sehen böse aus.", er rückte leicht vor mich.

Ich legte meine Hand auf seinen Kopf „Es ist alles gut. Ich muss jetzt gehen, wir sehen uns irgendwann.". Dann stand ich auf und ging zu den beiden. Grob packte Kaeya meine Handgelenk und ging los. Nochmals schaute ich zu Razor und sah seinen traurigen Blick.

Auf dem Weg zum Weingut schaute ich Diluc an. Er sah müde aus, Kaeya sah genauso müde aus. So schlimm kann es schon nicht werden, oder? Es war ja nur eine Nacht.. mit einem für sie fremden Jungen, wegen dem ich schon länger erst spät nachts zurück kam.. okay, das ist mein Ende, machen wir uns nichts vor.

Und ich sollte Recht behalten. Das war mein Ende. Zuhause wurde ich sofort in mein Zimmer geschickt. Ich kam nur raus um mir etwas zu essen zu machen. Raus durfte ich nicht.

Währenddessen versuchte ich öfters mit einem der beiden zu sprechen, aber sie ignorierten mich..

Sie waren wirklich sauer. Würden sie wenigstens sofort mit mir schimpfen, aber so konnte ich nur raten wann es passieren würde. Ich denke, ich habs verdient..

Man könnte meinen: „Eine Nacht wegbleiben, in einer Welt mit Magie ist doch nicht schlimm. Man kann sich ja wehren.". Ja, vielleicht, aber auch die Gefahren sind größer. Es sind Wesen über die wir kaum etwas wissen und nichtmal alle Menschen halten zusammen, sonder stellen sich einem gegenüber.

Wenn man in dieser Welt eine Nacht einfach so weg bleibt, dann ist das genauso schlimm wie in jeder anderen Welt. Irgendjemand macht sich um einen Sorgen und kann nicht zur Ruhe kommen.

„Diluc. Kaeya. Jetzt sagt doch was..! Ich halte das nicht mehr aus! Ich verstehe es doch!", durch meine Wange zog sich ein stechender Schmerz. Diluc stand vor mir, seine Hand in der Luft.

Nur eine Sekunde zuvor hatte sie meine Wange getroffen. Das musste ich erstmal realisieren. Tränen stiegen mir in die Augen, aber ich unterdrückte sie.

„Nichts verstehst du! Weißt du überhaupt wie sehr ich mir Sorgen gemacht hab? Ich war krank vor Sorge! Nichtmal Kaeya konnte ruhig bleiben!".

Dilucs Stimme war rau. Kaeya räusperte sich „Hättest du sie wirklich schlagen müssen? Sie hätte es doch auch so verstande-", Dilucs Blick wendete sich zu ihm. Aus kalt wurde abschätzig.

„Jetzt sag du mir nicht wie ich mit meiner Schwester umzugehen hab. Ich würde ja sagen unsere Schwester, aber du bist ja nie da. Du kennst sie ja überhaupt nicht. Anders lernt sie es nicht, sie versteht es ja nicht!".

Erneut drehte er sich zu mir „Seit Wochen bist du viel zu lange weg und hast ständig neue Verletzungen. Das hab ich ja grade noch so akzeptiert, auch das ich nicht wusste wo du bist. Aber dann, dann bist du eine ganze Nacht weg und ich finde dich mit einem Wildfremden Jungen! Sag mal spinnst du?!".

Ich stellte mich aufrechter hin und hielt starr seinem Blick stand. „Es tut mir doch leid! Außerdem hat er mich gerettet, er ist freundlich!", vielleicht hätte ich nicht schreien sollen.

Erneute zog ein Schmerz durch meine Wange, diesmal entkam eine Träne und rollte über meine Wange.

„Du bist nicht in der Position mich anzuschreien! Was wenn er dir was getan hätte? Du kennst ihn doch überhaupt nicht-!" Dliucs Stimme brach am Ende ab und er hustete etwas.

Kaeya im Hintergrund saß etwas bedrückt wieder am Tisch und hielt sich raus.

Diesmal versuchte ich nicht zu schreien „Vielleicht kenne ich ihn nicht. Razor würde mir aber niemals etwas tun!", hat ja super funktioniert.

Diluc atmete genervt aus. Alles an ihm verriet mir wie wütend er war. „Geh wieder in dein Zimmer. Du hast Hausarrest, für erstmal unbestimmte Zeit." erklärte er so ruhig wie möglich.

Eingeschüchtert nickte ich und ging brav in mein Zimmer. Dort legte ich mich in mein Bett und zählte.

Ich zählte die Sekunden, die Minuten, die Stunden, die Tage, die Wochen.

Seit drei Wochen hatte ich Hausarrest. Mit den beiden wechselte ich nur das nötigste an Wörtern. Auch gegenseitig redeten sie kaum. Generell war die Atmosphäre sehr angespannt seit Kaeya zurück war.

Mein Zimmer verließ ich nur für essen oder duschen. Ich versuchte positiv zu bleiben, aber meine Augen wurden trotzdem matter. Kaeya war nicht wirklich betroffen, zumindest nicht sichtbar. Er schien es zu verstecken.

Diluc leidete am meisten. Schon normal war er ruhig und lächelte nur selten, aber jetzt war seine Laune ständig schlecht und er hatte nicht einmal gelächelt. Er sah immer müde aus und ging spät schlafen und war früh wach. Essen tun wir alle nur kaum.

Es war ein fortlaufender Kreislauf. Ein Streit, die Laune ist schlecht, ein Streit, die Laune ist schlecht. Immer wieder und wieder.

Ich erwähnte die Worte, welche wir wechselten? Das sind unsere Streitigkeiten.

Es war langweilig und ich vermisste Razor. Es hatte immer so viel Spaß gemacht. Ob er mich auch vermisste? Oder störte es ihn vielleicht überhaupt nicht. Vielleicht hat Diluc recht. Ich kenne ihn eigentlich nicht, er kennt mich eigentlich nicht. Warum sollte er mich vermissen oder sich um mich sorgen?

Aber er wollte mich vor den beiden beschützen, obwohl ich sagte es sei okay. Ich kann ihm doch nicht egal sein..!

Ganz sicher war ich ihm nicht egal! Ich müsste nur etwas warten, dann lässt Diluc mich raus und ich kann ich wieder sehen. Einfach nur etwas warten..

Ja, nur ein bisschen warten und alles wird gut. So war es doch schon immer. Zeit heilt alle Wunden, nicht?

Starry skys (Razor x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt