Kapitel 10 - Albtraum

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Eine Woche nach unserem Ausflug zur Falkenküste hatte ich die Idee Picknicken zu gehen. Natürlich wäre Wolfenlauf etwas langweilig, also machten wir uns auf den Weg zum Gelöbniskamp.

Eine schreckliche Idee. Der Weg war lang und anstrengend, besonders bei der Hitze die heute herrschte. Heute Nacht wird es bestimmt richtig stürmen und deswegen sollten wir nicht zu lange weg bleiben.

Kurz bevor wir die Dadaupa-Schlucht komplett durchquerten setzte ich mich ins Gras. „Ich kann und will nicht mehr. Es ist zu warm." gab ich zu und legte mich in den Schatten eines Apfelbaums.

Razor setzte sich zu mir und lehnte sich gegen den Baumstamm. Er schaute mich belustigt an „Wir können auch bleiben. Dann müssen wir nachher nicht so weit zurück." schlug er vor.

Ich drehte mich auf die Seite und sah in an „Aber dann können wir uns gar nicht das Meer anschauen. Aber es ist so warm.. da hab ich überhaupt keine Lust so weit zu laufen.". Ich stritt mit mir selbst, aber am Ende blieben wir sitzen.

Wir aßen das was wir eingepackt hatten und pflückten auch ein paar Äpfel. Es war sehr lustig und sehr warm. Der Baum bot uns zum Glück genug Schatten, sonst könnten wir uns wahrscheinlich zum gebratenen Hühnchen gesellen.

„Mit deinen Brüdern ist wieder alles okay?" fragte er plötzlich. Ich lachte „Ja. Die beiden sorgen sich nur sehr um mich und wir neigen alle dazu etwas überdramatisch zu sein.".

Razor lachte nicht, sondern schaute mich nur ernst an. „Keine Sorge, alles gut. Wie gesagt, sie sorgen sich nur." erklärte ich nochmal ernster. Er nickte zufrieden und biss in den Apfel.

Sofort spuckte er das Stück Apfel aus und warf den Apfel weg. Er streckte seine Zunge angeekelt raus und schaute böse dem Apfel hinterher. Ich musste laut loslachen „War etwa ein Wurm darin?" fragte ich, nach Luft schnappend. Er nickte.

„Du musst erstmal den Apfel angucken, ob Löcher drin sind. Wenn nicht dann kannst du ihn essen, es sei denn du hast Lust auf Wurm." erklärte ich grinsend. Er nahm sich den nächsten Apfel, untersuchte ihn und biss dann rein.

Schon echt niedlich. Was ein schöner Tag. Also, gelungener hätte es nicht werden können. Hier, bei schönem Wetter, an einem schönen Ort, neben einem super niedlichem Wolfsjungen. Perfekt.

„Du, (Y/N)?" fragte Razor, „Hm?". Ich hatte meine Augen geschlossen und war zu faul sie zu öffnen. „Es ist schön mit dir. Seit ich dich kenne hab ich viel gesehen und gelernt. Meine Welt ist viel bunter geworden, danke.", seine Worte klangen so Aufrichtig.

Ich schreckte hoch, mein Gesicht fühlte sich super warm an und war bestimmt tief rot. Mit dem Gesicht in meinen Händen nickte ich „Ja, es ist auch schön mit dir. Du hast mir auch viel beigebracht.".

Ich spürte wie er meine Hände von meinem Gesicht nahm „Hab ich was falsches Gesagt? Warum bist du so rot?" fragte er unschuldig. Grade als ich antworten wollte brach es über uns hinein. Es regnete mit einmal so stark und der Himmel wurde dunkel.

„Oh nein." sagte ich und schaute zu Razor. Wir waren beide innerhalb von Sekunden komplett durchnässt gewesen. Irgendwie war das lustig und ich kicherte leicht. Er schaute mich nur an als ob ich ihn mit einem Stein beworfen hätte. So von wegen, Ernsthaft?.

Wir standen auf und gingen los, auf der Suche nach Unterschlupf. Wir kamen zwar an Hilichurl Lagern mit so Häusern vorbei, aber kämpfen wollten wir grade nicht.

Als wir nichts fanden beschlossen wir einfach zurück zugehen. So begann unsere nasse Reise zurück nach Hause. Das prasseln des Regens auf dem Körper war unangenehm. Die nassen Klamotten klebten an mir wie eine zweite Haut. Es fühlte sich ekelhaft an.

Auch meine Haare hingen pitschnass an mir herunter. Razor sah ebenfalls nicht wirklich zufrieden aus. Seine Haare waren genauso Nass wie meine.

Er hatte aber seine Kapuze abgenommen und jetzt sah ich den Ohrring an seinem linken Ohr. Irgendwie voll cool, stand ihm. Das Wasser floss seine Arme hinab, die leichten Konturen seiner Muskeln. Nein, (Y/N)! Konzentration!

Aber er sah auf einmal nicht mehr so niedlich aus, sondern eher so richtig gut. Woran denke ich hier nur. Das geht so nicht, ich muss mich wirklich konzentrieren! Sonst laufe ich noch wo gegen oder stolpere und falle hin.

Das wäre eher unschön, ich hab nicht wirklich Lust dreckig zu werden. Obwohl. Ich bin Nass, warum dann nicht auch dreckig. Ich lächelte leicht über meine dämlichen Gedanken.

Plötzlich konnte ich ein leichtes Donnern hören, danach erhellte ein Blitz den Himmel und es krachte. Der Donner war ohrenbetäubend laut. Ich erschreckte mich und klammerte mich an Razors Arm.

Er lachte nur und nahm meine Hand. Es war beruhigend nicht alleine zu gehen. Seit diesem Vorfall vor einiger Zeit, bei dem Razor mich vor dem Blitz gerettet hat, macht mir Gewitter echt Angst. Nur Regen ist okay, aber Donner und Blitz gehen gar nicht.

Erneut erhellte der Himmel, Razor stieß mich von sich. Dann sah ich es, es war wie in Zeitlupe. Über Razor war ein Blitz, welcher genau auf ihn zukam. Um mich zu retten hatte er mich weggestoßen. Idiot.

Der Blitz kam ihm immer näher. Ich streckte meine Hand aus und schrie, aber es war zu laut um etwas zu hören.

Ich schreckte hoch und schrie. Mir war warm und ich schwitzte. Draußen war die Dunkelheit, begleitet vom sanften Regen. Es war ein Traum, wohl eher Trauma. Ein Alptrauma.

Die Tränen standen mir in den Augen und ich fing an zu schluchzen und leise zu wimmern. Meine Tür wurde geöffnet und ich schaute in die besorgten und zugleich verschlafenen Augen von Diluc.

Er setzte sich ohne was zu sagen an mein Bett und nahm ich in den Arm. Zitternd legte ich meine Arme um ihn und die Tränen rollten über meine Wangen.

Beruhigend für er mir über den Rücken, irgendwann hörte ich auf zu weinen und lag einfach so in seinen Armen. Es war angenehm und ich wurde wieder müde. Irgendwann schlief ich wieder ein.

Ich spürte wie er mich hinlegte, zudeckte, mir einen Kuss auf die Stirn gab und dann ging. Ich hörte wie die Tür zuging, dann viel ich wieder in einen tiefen Schlaf, ohne Traum.

Wäre ich damals vorsichtiger gewesen, dann hätte ich jetzt nicht so eine Angst, aber ich hätte auch niemals Razor getroffen. Es hat wohl einen Grund, warum alles so passiert, wie es passiert.

Starry skys (Razor x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt