„Oft bin ich aus Träumen aufgewacht, die aus einem stürmischen grau bestanden."

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Miss Granger,
Da Sie das letze Jahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei aufgrund besonderer Verdienste an die Zaubererwelt nicht absolvieren konnten, lade ich Sie als neue Schulleiterin herzlichst ein, es in dem kommenden Herbst nachzuholen.
Wie Sie wissen, sollten Sie sich am 1. September um 11 Uhr am Bahnhof Kings Cross einfinden um mit dem Hogwartsexpress nach Hogwarts zu fahren.
Ich würde mich freuen, Sie wieder in meinem Unterricht begrüßen zu dürfen. Außerdem würde ich mich freuen, wenn Sie dieses Jahr nicht länger den Platz als Vertrauensschülerin beibehalten sondern mit ihrem Partner Draco Malfoy als Schulsprecher tätig werden würden.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
 
 
Mit offenem Mund schaue ich auf die Worte. Ich werde wieder nach Hogwarts dürfen! Ich werde meinen Abschluss machen und im Ministerium arbeiten können!

Vor Freude hüpfe ich erst mal Minuten lang in der Küche der Weasleys herum.

Ja, ich bin bei den Weasleys. Im Fuchsbau. Seit dem ich meinen Eltern das Gedächtnis gelöscht habe, dabei geholfen habe, die Zaubererwelt zu retten und Rache an dem Menschen geübt habe, der mir das Ende meines sechsten Schuljahrs zur Hölle gemacht hat wohne ich bei den Weasleys.

Ich hätte mir auch einfach eine Wohnung suchen können. Aber um den Schein zu wahren, bleibe ich bei Ron. Den Schein, dass ich noch immer das fröhliche, lernbegierige Mädchen von früher bin. Rons Freundin. Gryffindor. Mitglied des goldenen Trios.

Das tun wir alle. Den Schein wahren.

Selbst Harry ist nicht mehr derselbe. Nur Ron versteht es nicht. Er macht weiter wie eh und je. Hat immer noch genau den gleichen flachen Humor, versucht immer noch Ginny zu beschützen, obwohl diese jetzt volljährig ist. Und essen ist immer noch seine Lieblings Beschäftigung.

Hätte man mich am Ende des sechsten Schuljahres gefragt, ob ich mir vorstellen könnte Draco zu verzeihen und mit ihm vor seinen Eltern und allem anderen zu fliehen, hätte ich sofort eingewilligt.
Doch nun, fühle ich mich verratener denn je. Ich werde diese kalten Augen nicht los. Sie sind der Grund warum ich nachts nicht mehr schlafe. Warum ich mich überhaupt fürchte einzuschlafen. Die kalten, schiefergrauen Augen die mich anblickten als wäre ich ihnen völlig egal, während ich den Arm aufgeschlitzt kriegte.

Ich hasste mich dafür, aber ich wünschte mir immer, dass sie sanft und voller Verzweiflung gewesen wären. Und mir geholfen hätten nicht ganz wahnsinnig zu werden. Nein, wahnsinnig bin ich nicht, aber kurz davor es zu werden. Wenn nicht Rons Arme da wären, die mich halten. Nacht für Nacht und mir etwas geben um mich festzuklammern.

Ich weiß noch genau, wie die blonde Frau den Werwolf anwies, uns alle in den Keller zu bringen, ihre Schwester sie  aufhielt und meinte: „Warte, alle außer... außer dem Schlammblut!" sie betonte dieses Wort so spöttisch, dass ich nicht verstand was sie meinte. Ich spürte genau den intensiven Blick zweier grauer Augen in meinem Rücken, wagte es aber nicht hinzusehen. Aus Furcht etwas zu sehen, was ich nicht sehen wollte.

Warum Bellatrix das Wort so betonte, flüsterte sie mir während ich schrie in das Ohr und das war fast noch schlimmer, als die Folter selbst.

Die Verteidigung seitens Rons nahm ich kaum wahr, als ich von Bellatrix auf den Boden geworfen wurde und sie mich mit einem Zauber auf dem Boden festpinnte.
Ich spürte jeden einzelnen, jeden verdammten Buchstaben, den sie mir in den Arm ritzte. Es machte keinen Sinn. Aber ich wusste schon immer, dass sie wahnsinnig war. Vielleicht wollte sie mir damit sagen, dass ich nie mehr wert sein würde als ein Stück Dreck. Egal ob ich jetzt die Tochter zweier Todesser war oder nicht. Ich hatte, aus ihrer Sicht betrachtet, auf der falschen Seite gekämpft.

Das aller Schlimmste waren aber diese Augen. Die ganze Zeit sahen sie mich an. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Ob die Tränen nun in meinen Augen brannten oder nicht. Ich konnte – ich wollte nicht wegsehen. Als wollte mein Verstand mir klar machen, dass es der falsche war, dem ich mein Herz schenkte.

Als ich Ohnmächtig wurde, war das einfach nur eine Erlösung. Fast wünschte ich, ich würde nie, nie wieder aufwachen.
 
Dieser Wunsch, an den ich mich noch immer erinnern kann, bereitet mir genauso viel Schrecken.
 
Genauso im Raum der Wünsche: „Da ist dieses Schlammblut! Avada Kedavra!" hatte Draconian es gerufen. Mit derselben Betonung. Als ob er es auch wüsste. Schon lange.

Wieder verteidigte Ron mich. Und wieder schaute ich nur in die kalten grauen Augen. Wieso hatte Harry ihn bloß aus dem Dämonsfeuer gerettet? Es wäre alles besser, wenn er wirklich tot wäre, egal, was ich im letzten Jahr alles dagegen getan habe, dass er stirbt. Jetzt wäre es besser.
Vor einem Jahr, dachte ich wirklich, es gäbe noch Hoffnung, dass er mich doch liebt, aber nach den Erlebnissen im letzten Jahr glaube ich nicht mehr daran. Zu oft bin ich aus schlimmen Träumen aufgewacht die aus einem stürmischen Silber bestanden...

„Mione!" ruft eine Stimme und unterbricht meine Gedanken. Ein Arm greift um meine Schulter und zieht mich in einen Kuss. „Du hast auch einen Brief bekommen! Du wirst doch wieder mit uns gehen, oder?" ruft Ron mit einem Blick auf den Brief. Die kindliche Aufgeregtheit von Ron ist fast schon zum weinen, aber ich lächele ihn nur müde an.

„Ich werde mal schauen." antworte ich knapp. „Wo sind Harry und Ginny?"

„Hinterm Haus, picknicken", gibt er zurück und linst über meine Schulter um einen Blick auf den Brief zu erhaschen.

Seit Harry Voldemort besiegt hat, haben sich er und Ginny wieder öfter getroffen und Ginny hilft Harry. Sie stützt ihn, wenn er Hilfe braucht und erinnert ihn daran, dass Voldemort tot ist, wenn er aus seinem schlimmen Träumen aufwacht, die vielleicht genauso schlimm sind wie meine, wenn nicht schlimmer, aber von einer anderen Art.

„Hat er auch einen Brief bekommen?" frage ich Ron und halte meinen so, dass Ron nicht darauf sehen kann.

„Ja klar, zusammen mit Ginny gerade eben. Du warst noch in deinem Zimmer, da hast du es nicht mitbekommen."

„Ach so..." ich widme mich wieder meinem Brief. Die Liste mit den Büchern ist wie üblich mit dabei, für meine üblichen Fächer, die üblichen Bücher. Außerdem weitere Informationen zu den Schulsprecherräumen – und Pflichten. Das Abzeichen nicht zu vergessen, ich lasse es aus dem Briefumschlag in meine Hand fallen. Ron geht einen Schritt zurück und schaut mich überrascht an.

„Wow", sagt er und umarmt mich. „Herzlichen Glückwunsch!"

„Danke", bringe ich nur heraus, denn Ron zerquetscht gerade meine Lunge.

„Das muss ich sofort Harry erzählen!" ruft er und will schon los stürmen, doch ich halte ihn auf.

„Lass sie doch lieber alleine. Du kannst sie jetzt nicht einfach stören!"
„Du meinst, sie k-knutschen?" er zieht beklommen die Augenbrauen zusammen.

„Ja, Ron", ich lache und ein bisschen meines alten Ichs kommt zum Vorschein. „Sie könnten unter Umständen gerade beim knutschen angekommen sein! Gehen wir auf mein Zimmer?"

Er nickt und nimmt meine Hand.
 

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt