„Wenn ich den Scheiß auch nur berühre bin ich tot."

5.5K 305 44
                                    

Ich fühle mich zum ersten Mal seit langem wieder ausgeschlafen als ich von den Sonnenstrahlen in meinem Gesicht geweckt werde. Wer hat denn bitte die Vorhänge aufgemacht? Ich habe sie doch gestern geschlossen.

Seufzend setze ich mich auf und suche mit halb geschlossenen Augen neben mir nach Hermione taste. Allerdings reiße ich meine Augen auf als ich mit den Fingerspitzen nur ein kaltes Stück Metall berühre.

Ich sehe mich im Zimmer um. Nichts mehr zeugt von Hermiones gestriger Anwesenheit - abgesehen von einem kleinen glitzernden Gegenstand rechts von mir auf Kopfhöhe.

Eine kalte Welle der Angst macht sich in meiner Brust breit und mit wird bewusst, was heute für ein Tag ist und wo Hermione vermutlich ist. Das kann nicht sein. Ich wollte doch aufpassen, dass sie mir nicht geht. Dass sie hier bleibt. Wie konnte ich nur einschlafen? Ich sollte mich selbst dafür hassen. Wie konnte ich nur?! Aber, Moment - wieso ich? Das Mädchen ist wahrscheinlich schlau genug, mir einen Schlafzauber auf den Hals zu hetzen.

Ich schließe die Augen versuche mich zu beruhigen, obwohl - ich kann lange warten bis ich mich beruhige.
Nur so am Rande, DIE VERDAMMTE LIEBE MEINES LEBENS GEHT GERADE VERMUTLICH IN IHREN SICHEREN TOD!

Vermutlich wäre es aber wirklich nützlich sich zu beruhigen, denn in meinem hysterischen Zustand wird es ihr nicht helfen am Leben zu bleiben.

Keine zehn Minuten später renne ich schon durch die leeren Korridore des Schlosses. Es ist ein Wunder, aber so schnell wie heute habe ich mich noch nie fertig gemacht. Wahrscheinlich wären manche, sofort im Pyjama losgerannt, aber bitte, ein bisschen still bei einer Rettungsmission muss doch schon sein.Vermutlich wird meine Eitelkeit sie umbringen, aber ich konnte nicht umhin.

Natürlich wusste ich, dass sie gehen würde. Ich habe ihr, gestern Abend, so gut wie möglich versucht zu zeigen, wie sehr ich sie brauche und dass sie nicht gehen darf. Ich wollte es nicht mit Worten sagen, dass hätte ohne nichts gebracht. Deshalb sagte ich es ihr mit Gesten, Bewegungen und Blicken.

Naja, hat offenbar nichts gebracht.

Noch nie in meinem Leben bin ich so schnell gerannt, doch innerhalb von fünf Minuten bin ich vom Schulsprecherturm auf das Schlossgelände gekommen. Doch es kommt mir ewig vor. In jeder Sekunde könnte sie sterben. Ich glaube jeden Moment den Stich in meiner Brust zu spüren, der mir sagt, dass sie nun tot ist.

Meinen Zauberstab in der rechten und das Medaillon in der linken Hand stürme ich wie ein verrückter auf das Schultor zu um zur Einfahrt des Manors disapparieren zu können.Vermutlich ist es sehr töricht ihr zu folgen, denn wenn sie schon tot ist und mein Cousin noch dort, wird er mich ganz sicher umbringen wollen.

Kaum bin ich durch das Tor gerannt, reißt mich ein Strudel ins Dunkle. Gleich darauf stehe ich vor dem großen schwarzen Tor, welches zum Manor führt. Groß und bedrohlich wie immer erhebt es sich dahinter und der nicht mehr ganz prachtvolle Garten erstreckt sich weit darum herum. Die Sonne die hinter dem riesigen Haus ist, blendet mich als ich auf das schwarze Tor zu renne um hindurch zu kommen.

Es wäre jetzt toll zu sagen, dass ich einfach wie früher hindurch gehen kann, wenn ich das dunkle mal zeige, allerdings renne ich volle Kanne in das verschnörkelte Eisen hinein. Das kalte Metall bohrt sich in meine Wange und ich bin mir sicher, dass meine Nase gebrochen ist, so wie das geknackst hat als ich mich mit meinen vollen Händen nicht abfangen konnte.

Laut fluchend reibe ich mir das Gesicht und versuche das Blut, welches aus meiner Nase rinnt zu stoppen. Den Zauberstab auf das gebrochenen gerichtet murmele ich „Episkey!" und ein stechender Schmerz durchfährt mein Gesicht so, dass ich aufstöhne. Allerdings ist meine Nase nun wieder heil. Wo wir vorhin doch von einer Rettung mit Stil redeten. Ich schnaube und hoffe, dass jemand das jetzt gesehen hat. Ich bezweifle es allerdings, denn Ambroise wird sicher Überwachungszauber aufgebaut haben.

Als Kind wollte ich immer dieser große Held wie aus den Bilderbüchern sein, der seine Prinzessin - mit Stil - rettete. Und jetzt seht, was aus mir geworden ist. Ein dummer Typ der gegen ein Tor rennt.

Allerdings lasse ich mich von diesem kleinen Unfall nicht aufhalten sondern versuche abzuwägen ob ich über den Zaun klettern könnte, ohne meine Weichteile zu gefährden.

Nein, definitiv nicht.
Aber es muss sein. Seufzend hänge ich mir das silberne Medaillon um und nehme den Zauberstab unschicklich zwischen die Zähne - ich hätte genauso gut darauf kommen können das schwarze Holz in meinen Ärmel zu schieben. Oder in meine Tasche innen im Mantel. Das wäre immerhin eleganter gewesen.

Ich springe so hoch ich kann um an die erste horizontal befestigte Stange heran zu reichen, was mir glücklicherweise auch gelingt und ich hangele mich schnell hoch um an die nächste heran kommen zu können.
Wieso hat mein Vater nur darauf bestanden, den dummen Zaun über drei Meter errichten zu lassen?! Als ich allerdings wackelig auf der zweiten Stange stehe, weiß ich nicht mehr wie ich weiter machen soll. Etwa auf Brusthöhe, befindet sich die oben angebrachte Stange mit den spitzen Zacken und den Schutzzaubern darauf. Wenn ich den Scheiß auch nur berühre bin ich tot.

Fliegen wäre nicht schlecht! Denke ich grimmig. Doch leider können Menschen nicht flie - Moment, stopp. Wieso denke ich gerade wie ein scheiß Muggel? Natürlich können Menschen fliegen.
Tja, so etwas, liebster Draco, nennt man Dummheit.
Muggel können vielleicht nicht fliegen, Hexen und Zauberer sehr wohl. Mit ein klein wenig Hilfe eines Besens.

Glücklicherweise, musste sich irgendwo im Schuppen des Manors ein Besen aus meiner Kindheit befinden. Mit einem schnellen Zauber rufe ich ihn seufzend herbei und bete, dass Ambroise das nicht vorausgesehen hat.

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt