„Was meinst du, sollten wir noch die Unterschrift setzen?"

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Er lässt meinen Zauberstab schnippen und schwarze, dünne Seile schießen daraus hervor und umwickeln meine Handgelenke. Klischee.

Ich seufze resigniert und versuche mir meinen Schrecken nicht ansehen zu lassen und nur einen wütenden Gesichtsausdruck zu zeigen. Dieser gelingt mir aber leider nicht so toll, denn die Tränen in meinen Augen ruinieren ihn ein wenig.

„Wieso wird das immer einfacher?" fragt Ambroise mich in einem quengelnden Ton, doch er grinst dabei. Ich starre ihn als Antwort nur hasserfüllt an.

Ich sehe schnell zu Ron. Er hat inzwischen die Augen weit aufgerissen und versucht irgendetwas zu sagen, doch der Knebel in seinem Mund hindert ihn daran. Ein Knebel. Wie kommt Ambroise bloß auf eine so muggelhafte Idee? Diese Situation ist allgemein ziemlich absurd.
Wer kommt auf die Idee, ein Mädchen mit einem Drohbrief zu ihrem besten Freund locken. Dann fesselt man das Mädchen und steckt dem besten Freund einen Knebel in den Mund und schlitzt sein ganzes Gesicht auf?!

„Ich habe dir eigentlich eine Frage gestellt, aber da du nicht antworten willst..." er schwingt den Zauberstab erneut und nun schlingen sich auch noch Fesseln um meine Fußgelenke, die sich damit einem Ruck fest zusammen ziehen und mich straucheln lassen. Ich falle ziemlich unelegant und dazu noch voll auf meinen Hintern, da ich mich nicht auffangen kann.

Ich muss mir ein Stöhnen verkneifen, denn mein Steißbein ist jetzt mindestens stark geprellt. Würde mich nicht wundern, wenn es gebrochen wäre. Bei meinem Glück...

„Gut... da du nicht mit mir reden willst... ich wollte mit deinem kleinen Freund gerade an unserem Bild weiter malen", also hatte ich doch recht. Ich beiße mir auf die Lippe um sie vom zittern abzuhalten. „Was meinst du, sollten wir noch ein paar Linien ziehen oder die Unterschrift setzen? Oder wie wäre es am Ende noch mit einem zweiten Gemälde?" erschaut mich mit einem flackernden Blick an.

Eine Gänsehaut überläuft meinen gesamten Körper. Dieser wahnsinnige Blick aus diesen grünen Augen ist zu viel für mich.

Weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll frage ich einfach das nächst beste was mir einfällt.

„Wer hat dich gerettet?"

Ich gehe einfach mal Ambroises Klischeewahn nach und da ich weiß - aus diversen Disneyfilmen oder Fernsehserien die ich als Kind immer so gern geschaut habe - das die sogenannten Bösewichte sehr gerne über sich selbst sprechen, versuche ich mein Glück.

Und - oh Wunder - es klappt. Ambroise hält inne und steckt meinen Zauberstab in seine Jacke zu Rons. Er lächelt selbstgefällig.

„Durch die starken Angriffe des dunklen Lords war der Schutzschild um das Schloss abgeschwächt, ja beinahe nicht mehr vorhanden und ich konnte apparieren", er streicht sich durch die halblangen schwarzen Haare.

„Und dann?" unauffällig versuche ich die Fesseln zu lösen.

„Ein guter Freund aus Frankreich hat mich gefunden."

Der hat Freunde?

Ich erwidere nichts sondern schaue zu Ron, der mich interessiert beobachtet.

Ja das kann ich auch. Ich seufze unwillkürlich.

Langsam frage ich mich, ob es eine richtige Entscheidung war, Draco nicht mit zu nehmen, denn er hätte mich bestimmt davon abgehalten nur mit einem läppischen Zauber geschützt mitten in die Höhle des Lö - äh, der Schlange hinein zu taumeln.

Ambroise steht in Gedanken versunken da, mit einem Messer in der Hand, welches er gerade aus seiner Tasche hervor geholt hat und es jetzt von einer Hand in die andere wirft.
Es ist ein ziemlich verstörender Anblick, denn er schaut nicht auf die Messer sondern die ganze Zeit auf den Boden vor sich, als wäre er irgendwie spannend oder so. An was er wohl gerade denkt?

Naja, eigentlich sollte ich froh sein, dass er mich nicht mit seinen grünen Augen fixiert und schauen, dass ich die Fesseln loskriege - was eigentlich völlig unnötig ist, solange Ambroise der „Besitzer" des Zauberstabes ist. Und das ist er ja momentan, so viel hatte ich von Ollivander gelernt.

Plötzlich wendet er jedoch den Kopf und sieht Ron an, der immer noch ziemlich interessiert auf die Fesseln an meinen Handgelenken starrt, die sich nicht lösen lassen wollen.

Ambroise geht wieder ein paar Schritte auf ihn zu und erhebt das Messer. Es glitzert silbern im trüben Licht und ist, wie ich jetzt feststelle kein normales Messer.

Nein, so wie es das Schicksal will, ist es der Dolch. Der Dolch mit dem Bellatrix mir den Arm aufgeschlitzt hat. Die tief gritzten, dunklen Buchstaben, die ewig brauchhten bis sie geheilt waren und die heute noch silbern auf meiner Haut glänzen. Ich blinzele die Tränen weg und versuche mich darauf zu konzentrieren meine Hände vorsichtig aus den angepassten, schwarzen Fesseln zu befreien.

Das erhobene Messer senkt sich langsam auf Rons nach oben gedrehten Unterarm und in der anderen Hand hält er nun einen Zauberstab. Ich kann durch den Tränenschleier nicht erkennen, ob es meiner oder Rons ist. Die Tränen der Ungerechtigkeit brennen in meinen Augen und in meiner Brust breitet sich Taubheit aus, als ich zusehe wie Ron versucht seinen Unterarm zu befreien. Er versucht ziemlich erfolglos, seinen Unterarm immer hin und her zu drehen um der Klinge teilweise zu entkommen, was allerdings nur ich sehe ist, dass er seine Fußknöchel auch dreht und mit bedeutend mehr Erfolg versucht seinen Fuß wenigstens aus den Fesseln zu ziehen. Ich muss die aufkommende Hoffnung unterdrücken und sehe auf meine Hände.
Der grüne Nagellack der noch immer von der Party auf meinen Nägeln zusehen ist blättert ab und sie sehen aus, als wäre Moos vereinzelt auf ihnen gewachsen und diese Vorstellung lässt mich komischerweise kichern.

Das lenkt Ambroises Aufmerksamkeit einen kleinen Moment auf mich und Ron nutzt seine Chance. Er zieht seinen Knöchel aus der nun lockeren Fessel, tritt Ambroise mit seinem nun freuien Fuß gegen das Schienbein und vor lauter Schreck lässt dieser den Dolch fallen. Das silberne Metall liegt nun keine zehn Zentimeter von mir entfernt und ich packe es blitzschnell und schleudere es ohne zu zögern auf den fassungslosen Ambroise.

Doch anstatt wie erhofft zu treffen, fängt er es am Griff auf. Frustriert schließe ich die Auge, als er auf mich mit erhobenem Messer zu kommt.

Wahrscheinlich will er aus mir jetzt auch ein Kunstwerk schnitzen und irgendwann werde ich als aufgeschlitzte, mit hübschen Mustern verzierte Leiche gefunden und in einem Museum ausgestellt. So mit dem Titel „das menschliche Kunstwerk mit den Kringeln" oder so.

Doch plötzlich hört man von draußen leise Schritte. Ich schlage die Augen auf und drehe meinen Kopf trotz Ambroise zur Tür. Die Schritte verstummen und Ambroise ebenso. Er steht starr da, den Blick mit einem kleinen Grinsen auf die Tür gerichtet. Als wüsste er wer davor steht.

Ich ziehe scharf die Luft ein. ich glaube, ich weiß auch wer es ist...

Dann klickt die Tür leise und schwingt auf.

Im einen Moment sehe ich mattes silbernes Haar schimmern und ein Paar suchender grauer Augen. Im nächsten Moment wirft Ambroise den Dolch und die grauen Augen weiten sich fassungslos als sie das Silber fliegen sehen.

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt