„Das ist mein Mädchen - war mein Mädchen. Korrigiere ich mich."

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Mr. Malfoy,
Da Sie das letze Jahr an der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei aufgrund der Umstände nicht absolvieren konnten, lade ich Sie als neue Schulleiterin herzlichst ein, es ab dem kommenden Herbst nachzuholen.
Wie Sie wissen, sollten Sie sich am 1. September um 11 Uhr am Bahnhof Kings Cross einfinden um mit dem Hogwartsexpress nach Hogwarts zu fahren.
Ich würde mich freuen, Sie wieder in meinem Unterricht begrüßen zu dürfen. Außerdem würde ich mich freuen, wenn sie dieses Jahr nicht länger den Platz als Vertrauensschüler beibehalten sondern mit ihrer Partnerin Hermione Granger als Schulsprecher tätig werden würden.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
 
Dieser Brief kam am gestrigen Morgen mit einer Schleiereule aus Hogwarts. Ich hatte ihn verbrennen, ihn einfach vergessen wollen, doch dann kam mir die Chance, einen Neuanfang in der Zaubererwelt zu starten, zu verlockend vor, als dass ich ihn ablehnen könnte.

Ich hatte ihn meiner Mutter gezeigt, mein Vater war vor einigen Wochen in Askaban verstorben, doch niemand war sehr traurig darüber. Meine Mutter meinte, es wäre meine Entscheidung und sagte nichts mehr dazu. Ich habe ehrlich gesagt Angst, Hermione zu begegnen. Oder den anderen. Potter, Weasley, Weaslette. Sicher wurden die vier auch eingeladen.

Was soll ich tun, wenn ich sie sehe. Sie werden mir wohl kaum verzeihen. Mal abgesehen davon, bin ich auch nicht besonders scharf darauf, Potter auf Knien entgegen zu treten. Geschweige denn Weasley. Der würde sich einen Keks freuen.

Auf jeden Fall, starre ich nun seit gut einer Stunde auf das Pergament und frage mich, zum gefühlten ein millionsten Mal, ob ich die Einladung annehmen und gehen soll.

Ich bin mal wieder aus einem dieser Träume aufgewacht, die erst zu Ende sind, wenn ich sie wieder schreien höre, und kerzengerade mit schweißnassen Haaren im Bett sitze.

Ich weiß nicht, wie sie, wenn sie wieder vor mir steht reagiert. Vielleicht so, wie in all den Jahren mit dem hasserfüllten Blick.

Vielleicht auch mit einer kalten Maske, wie ich. Aber ganz bestimmt wird sie mir nicht verzeihen. Ich weiß nicht, ob ich das überstehe.
 
Nach der Schlacht, flohen ich und meine Mutter, meinen Vater ließen wir zurück, wir dachten, er wird schon von selber kommen. Irgendwann später, nach einigen Tagen des Wartens, hörten wir von seiner Festnahme und seinem Prozess in dem er zu lebenslangen Gefangenschaft in Askaban verurteilt wurde. Ich hörte auch von dem grässlichen Tod eines schwarzhaarigen Jungen, der ziemlich neu auf Hogwarts gewesen ist. Ich kann mir denken wer es war und ich kann mir auch denken, wer es war, der ihn umgebracht hat. Und ich kann darüber nur lächeln. Das ist mein Mädchen – war mein Mädchen. Korrigiere ich mich und ein Stich durchfährt meine Brust.

Nach gut einem Jahr, habe ich es immer noch nicht vergessen. Ich konnte es kaum mit ansehen, wie Bellatrix sie folterte. Doch ein Mucks von mir und sie wäre tot. Ich musste also zusehen und zuhören wie sie schrie und weinte und mich um Hilfe anflehte. Allein mit ihrem Blick. Und ich konnte nichts tun. Ich wünschte, ich wäre gestorben.

Und ich hörte auch - weiß Gott in wie vielen Artikeln und Schlagzeilen - von dem goldenen Trio. Also weiß ich auch, dass es Hermione gut geht. Ich hätte mir überhaupt keine Sorgen machen müssen, nichts zu erfahren, ohne sie zu kontaktieren. Beinahe jeden Tag, steht ein neues Interview im Tagespropheten, in dem erzählt wird, wie es den dreien jetzt geht und was ihre neusten Tätigkeiten sind – etwa einkaufen oder tanzen. Aus diesen Interviews ist zu entnehmen, dass Hermione wieder mit dem Wiesel zusammen ist und bei ihm wohnt. Zu dem hockt Potter mit seiner Weaslette im Fuchsbau. Es stand noch nichts darüber im Propheten, dass sie auch wieder nach Hogwarts gehen würden, aber das würde noch kommen.
 
Ich stütze den Kopf in meine Hände und fahre mir durch meine ziemlich nicht mehr vorhandene Frisur. Ich versuche die wirren Gedanken zurück zu drängen – ohne Erfolg. Weiter zerstöre ich meine Frisur. Meine Haare sind länger geworden. Inzwischen streifen sie den Kragen meines Umhangs, wo sie früher gerade mal die hässliche Narbe am Hinterkopf verdeckt haben, verdecken sie nun sogar die an meinem Wangenknochen. Heute stehen sie jedoch strähnig in alle Richtungen ab und meine unablässig fahrigen Hände machen die Sache nicht besser.

Aber was soll's? Es ist mitten in der Nacht und niemand wird mich sehen...

„Draco?" die sanfte Stimme meiner Mutter reißt mich aus meinem Gedanken.

„Ja?" gebe ich zurück und versuche meine Haare wieder halbwegs in Ordnung zu bringen. „Moment. Was, Mutter, machst du mitten in der Nacht in meinen Zimmern?"

„Du kannst nicht schlafen", stellt sie fest und kommt zu mir rüber, elegant übergeht sie meine Frage.

Ich schüttele nur müde den Kopf.

„Du denkst nach", wieder eine Feststellung.

Ich nicke.

„Gibt es etwas, was ich für dich tun könnte?"

„Mir eins überbraten, damit ich diese scheiß Gedanken für eine Weile los bin?" frage ich scharf.

„Über sowas macht man keine Witze." Sie schaut mich ernst von der Seite an.

Ich schließe nur die Augen und fange wieder an meine Haare zu raufen.

„Wir werden morgen in die Winkelgasse gehen um deine Schulsachen zu kaufen." sagt sie, nimmt mir die verdammte Entscheidung ab, ob ich gehen soll oder nicht, und geht wieder zur Türe. „Ich habe hier einen Traumlostrank für dich rausgesucht", fügt sie sanft hinzu und legt eine im Kerzenlicht glitzernde Phiole auf das Regal neben der Tür.
Sie schließt die Türe hinter sich und wirft mir noch ein kleines Lächeln zu.

„Danke", sage ich zu der nun geschlossenen Türe, als sich die leichten Schritte meiner Mutter entfernen.
 

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt