Auroras POV:
Hast du mich mit einer Fliege verglichen?" Ich sehe, wie Riley seinen Sohn mit hoch gezogener Augenbraue beobachtet, als würde er darauf warten, dass er etwas falsches sagt. Und Kilian wählt auch direkt die Worte, die mich sauer machen. "Nur weil du gegen Mike gewonnen hast, der wie alle erst mit 15 angefangen hat zu trainieren, heißt das nicht, dass du John etwas entgegenzusetzen hast. Denn im Gegensatz zu ihm bist du eine Fliege. Ein Mädchen wie du hat keine Chance gegen ihn." Wut fließt in meinen gesamten Körper und zieht meine Augenbrauen zusammen. Von Riley ist ein leises "O-o" zu hören.
"Ein Mädchen wie ich? Wie lange kennen wir uns? Fünf Minuten und schon hast du dir eine Meinung über mich gebildet. Oder ist Sexismus der Grund, warum hier keine Frauen trainieren?" John lacht höhnisch. "Frauen gehören eben in die Küche und bringen Welpen zur Welt, während die Männer kämpfen".
Der hat sie ja wohl nicht mehr alle. Gut, dass wir das erfahren haben, bevor wir uns für das Rudel entschieden haben.
Du sagst es. Erst mein Vater und jetzt die Werwölfe. Wir sind doch keine Gebärmaschinen, die nebenbei noch den Haushalt schmeißen und den Gefährten verwöhnen. Wenn das so ist, sollten wir hier schleunigst verschwinden, Ylvie.
Aber erst machst du dieses arrogante und sexistische Arschloch fertig!
"Was eine mittelalterliche Vorstellung einer Gesellschaft. Und das meine ich GARANTIERT NICHT positiv! Kommt mal im 21.Jahrhundert an. Frauen können mindestens genau so gut kämpfen wie Männer, das hat nichts mit dem Geschlecht zu tun." "Aurora, so meinte ich das doch gar nicht." "Wie meintest du es denn dann, Kilian?" Er druckst herum, findet keine Antwort. Er ist also diesbezüglich doch der selben Ansicht, wie John. Ich sehe meinen Mate finster an. "Gut, dass wir schon so früh die Gelegenheit bekommen haben, unsere jeweiligen Ansichten über die Verteilung von Aufgaben auf die Geschlechter auszutauschen. Und jetzt entschuldige mich bitte, mein Herr, ich muss einem Kerl zeigen, was ich drauf habe." Ohne Kilian die Chance zu geben, noch etwas zu erwidern, gehe ich zu John. Ich spüre all die fassungslosen und wütenden Blicke auf mir. Nur Mike springt fröhlich in die Luft und feuert mich an. "Los Rora! Mach ihn platt!" Ich stelle mich breitbeinig hin, um meinen Stand auf der trockenen Wiese zu festigen und sehe den Muskelprotz vor mir erwartungsvoll an. "Dieselben Regeln wie bei Mike?" Er zieht seine Mundwinkel nach oben. "Hab nichts dagegen. Das wird dein Untergang, kleines Mädchen." Ich erwidere nichts auf seine Provokation, sondern blicke ihm nur seelenruhig ins Gesicht. Er kommt blitzschnell auf mich zu gerannt und deutet an, mir in den Magen zu schlagen. Doch stattdessen fliegt seine Faust für einen Kinnhaken nach oben. Ich weiche mit einem Rückwärtssalto aus und als er für einen weiteren Versuch auf mich zu stürmt, lasse ich mich auf meine Hände fallen, um ihm die Beine unter seinem massigen Körper wegzuziehen. Er schafft es knapp auszuweichen und lässt seinerseits Fausthiebe auf mein Gesicht niederprasseln, denen ich aber alle um Haaresbreite ausweiche. Er ist viel zu langsam. John hat scheinbar genug davon, in menschlicher Form zu kämpfen, denn noch während er sich alle Mühe gibt, einen Treffer zu landen, höre ich das knacken seiner Knochen. Sie brechen und fügen sich neu zusammen, Dreckig-braunes Fell sprießt aus seinem Körper, bis ein großer, knurrender Wolf vor mir steht. Glaubt er wirklich, dass macht einen Unterschied? "Oh, kommt der große, starke Mann nicht gegen ein kleines Mädchen an?" Mit Spott kann John scheinbar nicht allzu gut umgehen, denn ohne zu zögern graben sich seine Pranken in den Boden und reißen die Grasnarbe auf, als er zum Sprung ansetzt. Ich gehe leicht in die Knie und springe ebenfalls in die Höhe, in dem Moment, als Johns Wolf bei mir ankommt. Ich lande also auf seinem breiten, behaarten Rücken. Ich grabe die Fersen in seine Seite und kralle eine Hand in das Fell des Wolfes. Mit der anderen Hand winke ich Mike zu, der den Gruß begeistert erwidert. Zornig springt John wie ein Rodeo-Pferd umher und versucht, nach mir zu schnappen, Aber seine ganzen Muskeln sind im Weg. Er beißt sich sogar einmal selbst ins Fleisch, wird dadurch aber nur noch wütender. Nach etlichen Minuten auf seinem Rücken kommt dem Spatzenhirn endlich mal die Idee, sich auf den Rücken zu drehen, um mich los zu werden. Doch ich rolle mich geschickt ab und bin im nächsten Moment schon wieder bei John. Mit meinen Beinen halte ich seine Vorderläufe am Boden fest, drücke mit einer Hand seine Schnauze ins Gras, die gefletschten Zähne ignorierend und lege meine freie Hand an seine Kehle. Drohend drücke ich zu. "Gibst du auf?" John gibt mir ein Knurren als Antwort, bevor er versucht, sich aus meinem Griff zu befreien. Als er merkt, dass sein Wolf feststeckt, verwandelt er sich zurück in einen Menschen, doch damit habe ich gerechnet. Bevor sein menschlicher Körper die Chance hat, sich zu bewegen, ändere ich unsere Positionen. John liegt nun bäuchlings unter mir im Gras. Seine Beine sind durch meine außer Gefecht gesetzt und mit einer Hand halte ich seine Hände fest. Die Arme sind in einem schmerzhaften Winkel auf den Rücken gedreht und mit der anderen Hand übe ich Druck auf seine Kehle aus. "Gibst du nun endlich auf? Mir wird langweilig."
Kilians POV:
Wie selbstverständlich sitzt meine Mate auf einem meiner besten Krieger und verspottet ihn. Ich habe sie echt unterschätzt. Auch was ihr Selbstbewusstsein und ihre Aufmüpfigkeit angeht. Sie wird wohl keine brave Gefährtin, die sich mir unterwirft. Sie hat es gewagt, mich vor allen Kriegern zu maßregeln. Wie soll ich denn jemals respektiert werden, wenn mir noch nicht einmal meine eigene Mate, ein Menschenmädchen Respekt zollt. Neugierig sehe ich zu meinem Vater, doch der sieht nur belustigt dem Schauspiel zu. Jeder hier kann sehen, dass Aurora die Lage voll und ganz unter Kontrolle hat. Sie spielt mit John, als wäre er ein blutiger Anfänger. Er versucht noch einige Minuten, sich von meiner Mate zu befreien, doch irgendwann verlassen ihn seine Kräfte und er entblößt seinen Hals. Mike ist der einzige, der jubelt. Alle anderen sehen verunsichert in die Runde. Kommentarlos geht Aurora an mir vorbei, den quasselnden Mike im Schlepptau. Respektloser geht es kaum. Das kann ich mir nicht gefallen lassen. Ich vernehme schon das erste Getuschel. Wütend laufe ich hinter meiner Mate her. Ich hole sie kurz vor dem Haus meiner Eltern ein, Mike ist nicht mehr dabei. "Aurora, bleib stehen!" Ich lege zwar meinen Alpha-Ton in den Befehl, doch sie geht ungerührt weiter. Ich umfasse ihr schlankes Handgelenk und zwinge sie so zum stehen bleiben. "Was hast du dir dabei gedacht?" Mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck dreht sie sich zu mir um. "Was meinst du? Dachtest du etwa, ich bin ein schwaches kleines Mädchen, dass du einfach als persönliche Dienerin und Gebärmaschine missbrauchen kannst? Da hast du dich geschnitten. Und jetzt lass mich los, ich verschwinde von hier." Bei ihren Worten strömt Panik durch meine Adern. Mein Griff um ihr Handgelenk verstärkt sich. "Das kannst du nicht. Du bist meine Mate, du gehörst mir!" Ein spöttischer Blick erreicht ihre Augen. "Ach so ist das also. Du hast nur so getan als hätte ich eine Wahl und etwas Zeit für die Entscheidung. In Wahrheit dachtest du, du könntest mich hier für deine Zwecke missbrauchen, denn wo soll das arme kleine, unfähige Menschenmädchen schon hin? Sie wird keinen anderen Weg sehen, als bei ihrem großen, starken Werwolf Schutz zu suchen." Ihre Stimme troff nur so vor Ironie.
Ich glaube, wir haben sie verärgert. Sag ihr, dass wir dass so nicht meinten.
Aber Damian, sie respektiert uns nicht und will fortgehen.
Nur wegen deiner sexistischen Ansichten.
Was soll denn das? Gestern hast du doch noch genau so gedacht.
Ja, schon, Kilian, aber wenn wir stur bei unserer Denkweise bleiben, verlieren wir Aurora, du Dickkopf.
Eigentlich sollte sie sich bei mir entschuldigen!
Kilian, ich schwöre, wenn du dich nicht augenblicklich bei unserer Mate entschuldigst, bringe ich dich um und übernehme die Kontrolle.
Oha, so sauer erlebe ich Damian selten, sehr selten. Was mache ich denn jetzt?
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Jägerin im Wolfspelz
Hombres Lobo„Einen Werwolf töten? Ich dachte, die ...Ehre... bekomme ich erst mit 17." Mein Vater drückt stolz die Brust raus. „Ich weiß, dass du bereit bist. Mein hartes Training war nicht umsonst." Training? Das nennt er Training ? Ich habe seit meiner Geburt...